Zustände in Pflegeheim sind Thema vor Amtsgericht. Zwei junge Männer auf Anklagebank.

Burladingen - Demente Patienten wurden in entwürdigenden Situationen gefilmt – dieser Vorfall im Burladinger Pflegeheim St. Georg wurde gestern in einem Prozess vor dem Amtsgericht Hechingen eingeräumt. Ob es weitere Missstände gab, ist noch fraglich.

Um umfangreiche Beweisanträge des Anwalts würdigen zu können, wurde das Verfahren gestern auf Mittwoch, 31. Oktober, um 14 Uhr, vertagt. Zwei junge Männer sind angeklagt. Unklar blieb am ersten Verhandlungstag, ob ein heute 23-jähriger Pfleger einen 90-Jährigen Heimbewohner im Jahr 2011 geschlagen hat. Der junge Mann, dem nach Bekanntwerden der Vorwürfe gekündigt wurde, bestritt die Schläge vehement. Er räumte aber ein, dass er kräftig zupacken musste, wenn demente Bewohner um sich schlugen oder bissen.

Grundsätzlich zeigte sich in der Verhandlung, dass die Stimmung im Burladinger Heim im Jahr 2011 schlecht war. Aus mehreren Aussagen ergibt sich, dass sich in dieser Zeit das Personal überlastet und alleingelassen fühlte, die Pflegerinnen lästerten übereinander, und die Heimleitung ließ wohl offenbar auch den Angeklagten unbehelligt seine Auffassung von "Spaß" in der Altenpflege ausleben.

Eine Zeugin schilderte, wie der Pfleger einer Bewohnerin das Licht im Klo ausgeknipst und dann über die empörte Reaktion gelacht hatte. Er war auch einer von denen, die einen blinden Mann gerne mal von hinten erschreckten und sich auch sonst über allerlei Verhaltensweisen der Bewohner in Raucherpausen vor Kollegen amüsierte. "Da erlebte man halt schon kuriose Sachen", entschuldigte er dies vor Gericht.

Es herrschte offenbar eine Grundstimmung, die einen Praktikanten dazu brachte, den "Spaß" noch weiter zu treiben. Er log einem schwer dementen Bewohner vor, sein Sohn sei mit dem Auto tödlich verunglückt. Dann filmte er mit dem Handy, wie der Mann verzweifelt in Tränen ausbrach. Er filmte auch Männer unter der Dusche, oder wie sie im Bett mit Kissen schmusten.

Bald Stadtgespräch in Burladingen

Die Filme zeigte er zur Belustigung auch dem jungen Pfleger. Er habe sie aus eigenem Antrieb wieder gelöscht, "weil mir doch das Gewissen schlug", sagte er vor Gericht. Gezeigt habe er die Aufnahmen eigentlich niemand. Sonderbar nur, dass die Filme bald Stadtgespräch in Burladingen wurden. Daraufhin wurde das Praktikum beendet. Der Pfleger erhielt eine Abmahnung, weil er nicht eingeschritten war.

Einige Zeit später soll der Pfleger einen Heimbewohner geschlagen haben. Ein damals 16-jähriger Praktikant schilderte, wie entsetzt er gewesen sei, als er beobachtete, dass der Pfleger einen dementen Mann in den Arm boxte, nachdem dieser ihn wohl auch geschlagen habe. Ein Praktikantin erzählt von ähnlichen Beobachtungen. Die beiden Angeklagten seien ihr als besonders grob aufgefallen.

Allerdings bestätigten Pflegerinnen im Zeugenstand, dass die betreffenden Bewohner schwierig zu pflegen waren. Sie litten unter Stimmungsschwankungen und waren aggressiv. Der Angeklagte selbst schilderte die Probleme, die er hatte, wenn er einen 80 Kilogramm schweren Mann in ein Bett wuchten musste. Da sei er oft auf sich allein gestellt gewesen. Das klang durchaus nachvollziehbar.

Zu seinen Ungunsten sprach dann allerdings, dass die Polizei bei einer Hausdurchsuchung in seinem Zimmer einen Schlagring und Hitlerbilder fand. "Jugendliche Dummheiten" seien das gewesen, davon habe er sich gelöst, tat er diese Funde ab.