Serie: Burladingen im Wandel, Teil 17 / Wie auch der Trigema-Kamin in Schall und Rauch aufgehen musste

Burladingen (eb). Ein Wandel im Burladinger Stadtbild ist heute nur noch auf alten Bildern oder Fotos erkennbar: die Fabrikschornsteine der bis Ende des letzten Jahrhunderts florierenden Textilindustrie. Die einst stolzen Wahrzeichen, auch Schlote genannt, sind alle wieder verschwunden.

Teils durch die Modernisierung der Kesselhäuser und Umstellung auf Gas oder Öl, teils auch durch den Niedergang der Firmen von denen heute nicht einmal mehr die Fabrikgebäude existieren. Die Hauptentwicklung der Burladinger Industrie begann nach dem Ersten Weltkrieg, das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte die Demontage der leistungsfähigsten Maschinen von der sich die Industrie allmählich wieder erholte. Und ab den 50er-Jahren erfolgte dann ein stetiger Aufstieg der auch modernere Kesselhäuser und höhere Kamine notwendig machte.

Die ersten hohen Fabrikschlote gehen auf den Beginn dieser Industrialisierung zurück und sind eine Weiterentwicklung, aus den bei den Hochöfen gemachten Erfahrungen. Sie wurden aus sehr heiß gebrannten, demzufolge sehr harten Ziegeln rund aufgemauert, teilweise auch mit feuerfesten Materialien verkleidet. Die Schlote dienten einerseits dem besseren Abzug der Feuerungsanlage und andererseits der Luftreinhaltung.

Die Industrieschornsteine wurden in der Höhe so dimensioniert, in Burladingen über 30 Meter, dass sie die oft umweltschädlichen Abgase in einer Höhe emittierten, in der die Winde deutlich stärker als in Bodennähe wehen. Auch wurde ihre Höhe so bemessen, dass sie Inversionsschichten, wie im Fehlatal immer wieder vorkommend, durchstoßen. Dadurch wurden sie naturgemäß höher als die umliegenden Gebäude gebaut und prägten dadurch nachhaltig das Ortsbild.

Einen Eindruck über das Ortsbild im Jahre 1958 vermittelt ein Foto des Fotografen Schoser im Heimatbuch Burladingens. Es zeigt eine Gesamtansicht des Ortes von Süden her gegen den Mettenberg und auf dieser Aufnahme sind sieben dieser mächtigen, in den Himmel ragenden, Schlote zu erkennen. Die Aufnahme aus dem Jahre 1982, aufgenommen vom Dach des neuen Schulerweiterungsbaues, zeigt den Ort von Norden und noch sind sechs Schlote zu entdecken und auch sind noch keine Fabrikgebäude entlang der damals noch Ringingestraße abgebrochen. Aber die Zeit lief weiter, Schlot um Schlot verließ das Ortsbild und wurde weggesprengt.

Die Sprengungen, laut und mit viel Staub und Rauch, verursachten regelmäßig einen Volksauflauf. Einerseits kamen die Menschen als Reminiszenz an die alte Zeit, in der sie noch in dieser Firma gearbeitet hatten. Andere kamen aus reiner Neugier. Natürlich war es jedes Mal ein besonderes Spektakel die Sprengmeister bei der Arbeit zu sehen. Eine Spannung, die immer mehr wuchs, bis die Sprengmeister mit einem letzten kleinen Feuer im Schlot diesem die Seele ausbliesen. Nochmals entstieg dem Schlotkopf eine kleine Rauchfahne bevor das Bauwerk zerbarst.

Je nach Standort gab es dabei zwei Arten der Sprengung, entweder man ließ bei knappen Platzverhältnissen den Kamin in sich zusammensacken oder ,wie auf dem Bild von der Sprengung des Kamins der Firma Trigema zu sehen, in ein vorbereitetes Schutzbett kippen. Noch sind auf dem Bild zwei weitere dieser mächtigen Kerle zu sehen, aber auch die folgten bald. Und wieder hat sich das Orts- oder jetzt Stadtbild gewandelt.