Sitzgruppe mit Nierentisch und drei Sesseln (links); die pastellgelbe Deckenlampe war in den 50ern der letzte Schrei (mitte); der Handlauf des Treppenhauses (rechts). Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Denkmal: Behörde bestätigt, was Liebhaber des Gauselfinger Ratsgebäudes schon lange ahnten

Zum nahenden 60. Geburtstag des Gebäudes hat die Denkmalbehörde dem Gauselfinger Rathaus ein besonderes Geschenk gemacht und es unter Schutz gestellt. Dies gab Ortsvorsteher Rudi Kanz zu Beginn der jüngsten Ortschaftsratsitzung seinen Räten und den vielen anwesenden Bürgern bekannt.

Burladingen-Gauselfingen. Liebhaber von Retro-Chic und 50er Jahre Industriestil haben es schon lange geahnt, die Denkmalschutzbehörde hat es mit ihrer Entscheidung jetzt bestätigt: Das Gauselfinger Rathaus ist ein ganz besonderes Gebäude. Die Räte und Zuhörer vernahmen es wohl auch deshalb so gelassen.

Die Bürger waren deshalb so zahlreich erschienen, weil es vor allem auch um die Renovierung oder sogar den Neubau der Festhalle gehen sollte. Eingeladen dazu war Torsten Bung vom Bauamt der Stadt Burladingen. Weil der aber erkrankt war, kamen die Ortschaftsräte was die Festhalle angeht, vorerst keinen Schritt weiter.

Die Diskussion um den möglichen Abriss des Gauselfinger Rathauses dürfte damit aber ein- für allemal vom Tisch sein. Die Verwaltung hatte diese Variante vor rund einem Jahr eher informell ins Gespräch gebracht. Da die Bausubstanz der Gauselfinger Turn- und Festhalle so schlecht ist, wurden Überlegungen angestellt, sowohl Festhalle als auch Rathaus abzureißen und – ähnlich wie in Hörschwag – ein topmodernes Bürgerhaus zu erstellen, dass dann auch energetisch auf dem neuesten Stand gewesen wäre und die Anforderungen der Ortsverwaltung mit denen der Vereine in einem Gebäude vereint.

Im Ort stieß die Idee, das Rathaus abzureißen, auf wenig Gegenliebe. Auch deshalb nicht, weil gerade für viel Geld die Rathaus-Umgebung samt Brunnen, Spielplatz und Rundumbegrünung saniert wurde. Außerdem fürchteten Kritiker ein Verkehrs- und Parkchaos mitten im Ort, wenn ein Bürgerhaus samt Wochenendveranstaltungen an Stelle des alten Rathauses treten sollte.

Denkmalbehörde besichtigte das Haus

Kanz vermutet, so äußerte er im Gespräch mit unserer Zeitung, dass einer oder mehrere Gauselfinger Bürger, was ihr Rathaus betrifft, aktiv wurden. Jedenfalls schlug vor rund drei Monaten eine vierköpfige Kommission der Denkmalbehörde auf und machte zusammen mit Torsten Bung und Melanie Mayer, den Mitarbeitern des Burladinger Bauamtes und Rudi Kanz eine Besichtigung des Rathauses und der Festhalle.

Das Ergebnis liegt dem Gauselfinger Ortsvorsteher seit vier Wochen schriftlich vor: Das Gauselfinger Rathaus steht nun unter Denkmalschutz. "Die Sanierung des Rathauses wird nun, da es ein Denkmal ist, dementsprechend teurer werden", gab Kanz seinen Räten und den anwesenden Bürgern zu bedenken.

Trotzdem, der Ortsvorsteher hatte aus seiner persönlichen Meinung, das Rathaus Gauselfingen auf jeden Fall zu erhalten, nie einen Hehl gemacht. Als es gebaut wurde, Mitte der 50er Jahre, boomte die Textilindustrie in Gauselfingen, es gab viele Arbeitsplätze und die Gemeinde galt als reich.

Kanz war ein kleiner Bub, wurde gerade eingeschult und ging in Knickerbockern und Lederranzen zur Schule. 1957 beschloss die Gemeinde, damals unter Bürgermeister Jakob van Eys, den Neubau des Rathauses an jener Stelle, an der bereits das alte Gauselfinger Schul- und Rathaus gestanden hatte.

120 000 Mark wurden dafür veranschlagt, Karl Bick, war der Architekt, Richtfest war am 19. April 1958, also ziemlich genau vor 60 Jahren. Die Einweihung wurde am 23. Mai 1959 gefeiert.