Cordula Hermenau Foto: Rapthel-Kieser

Expertin spricht über archaische Stimmarbeit, Ur-Freudenschreie und sich beschwerende Nachbarn.

Burladingen - Die Jodelkurse an der Burladinger Volkshochschule sind laut Leiterin Tanja Marquardt ein Erfolg. Deshalb bietet die VHS auch am Samstag, 4. Mai, wieder einen Kurs "Jodeln lernen" an. Wir sprachen mit Kursleiterin Cordula Hermenau. Sie lebt in Mössingen und ist zertifizierte Jodellehrerin. Sozusagen die Frau mit dem Jodeldiplom.

Frau Hermenau, wie oft sind Sie denn schon auf den Loriot-Sketch mit Evelyn Hamann übers Jodeldiplom angesprochen worden?

Es gibt jedes Mal Lacher, wenn Kursteilnehmer nach den einzelnen Silben fragen, dann ist das so ähnlich wie in dem Loriot-Sketch.

Wieso nicht einfach Gesangverein sondern Jodeln? Wie kam es dazu?

Singen ist nicht Jodeln. Der Hauptunterschied besteht in der Lautstärke, ohne einen gewissen Druck kann man den Kehlkopfschlag, den "Schnackler", nicht hinbekommen. Und das ist eine archaische Form mit der Stimme zu arbeiten. Die ausgebildeten Stimmen haben es schwer, das hinzubekommen, da im Gesangsverein genau das abtrainiert wird. Zum anderen sind es "nur" Silbenklänge, keine Worte, die auswendig gelernt oder vom Blatt abgelesen werden müssen.

Als Sie ins Jodeln eingestiegen sind, wie oft haben sich Nachbarn beschwert, weil sie geübt haben?

Seitdem ich mich mit den Nachbarn geeinigt habe, dass ab 20 Uhr nicht mehr im Garten gejodelt wird, gab es keine Beschwerden mehr.

Eine Frau braucht was Eigenes. Wie kamen Sie darauf, sich mit diesem Nischenangebot selbstständig zu machen?

Hier sind wir wieder bei Loriot. Dieser Sketch verdeutlicht, allerdings nur in der längeren Version, dass die Emanzipation der Frau – damals, in den Anfängen – noch wirklich schwierig war. Zum zweiten Teil der Frage: Es hat sich so ergeben. Da ich die mehrstimmigen Jodler mag, ist es auf Dauer langweilig, die allein zu üben. Also habe ich das an der VHS angeboten, mit Erfolg. Und es gibt tatsächlich Menschen, die davon leben.

Sie sind zertifizierte Jodellehrerin, geben Workshops, und es gibt sogar ein Jodelsymposium am Kochelsee. Wer sind ihre Schüler?

Die Palette ist groß. Von Hippies bis zu Beamten, von Schulkindern bis zu Pensionären, bunt gemischt. Vor allem sind es nur nette Menschen mit Sinn für Humor, mit Lebensfreude und Offenheit gegenüber Neuem.

Warum übt Jodeln auch auf die, die es selber nicht lernen oder können so eine Faszination aus?

Das Jodeln hat etwas ganz Uriges, das kann einen wirklich in der Seelentiefe berühren. Ich bin sicher, dass unsere Vorfahren in der Form von Mammutjägern auch schon gejodelt haben! Es weckt irgendwas in unseren Zellerinnerungen. Für mich ist es Ausdruck von reinem Gefühl, pur, echt, direkt.

Erklären Sie unseren Lesern doch mal kurz das Miteinander und das Gegeneinander-Jodeln.

Bei einem Miteinand-Jodler laufen die Stimmen ziemlich parallel, das heißt die Obere bleibt oben, die Untere unten. Bei einem Gegeneinand-Jodler überkreuzen sich oft die Töne, sind die Melodien gegenläufig. Oder es sind zwei vollkommen verschieden erscheinende Melodien, die erst im Zusammenklang zu einer Ganzheit werden.

Und was ist denn ein "Juchzer"?

Der Ur-Freudenschrei der Menschheit!