Der Burladinger Gemeinderat entschied jetzt im Grupp-Saal der Stadthalle über den Wahltermin und die Zusammensetzung des neuen Wahlausschusses. Und diesmal mit Abstand: der Corona-Regeln wegen voneinander und der alten Zeiten wegen auch vom einstigen AfD-Bürgermeister Harry Ebert. Der ist seit dem 1. Juni in der Fehlastadt Geschichte. Foto: Rapthel-Kieser

Bewerberfrist für das höchste Beamtenamt im Rathaus endet am 24. August. Mehrere Interessenten.

Burladingen - Der Gemeinderat hat in öffentlicher Sondersitzung den Weg für den neuen Rathauschef bereitet. Am ersten möglichen Wochentag nach Harry Eberts Scheiden aus dem Amt beschlossen die Stadträte Ausschreibung und Zeitplan der Stellenbesetzung.

Allein das Datum war ein Zeichen. Der Gemeinderat hat, nachdem Bürgermeister Harry Ebert beim Landratsamt um seine Entlassung ersucht und die Behörde diese ohne Einwände und rasch angenommen hatte, das Zepter in die Hand genommen und im Rathaus, noch zu Amtszeiten des scheidenden AfD-Bürgermeisters, eine Sondersitzung beantragt.

Auch die Sitzungsleitung durch den Ersten Beigeordneten Berthold Wiesner war in dieser ersten Zusammenkunft nach der wochenlangen coronabedingten Pause ebenso tonangebend wie richtungsweisend. Denn er, der erste hauptamtliche Bürgermeisterstellvertreter, wird Burladingen in den nächsten öffentlichen Sitzungen und als Spitze der Verwaltung durch die kommenden, bürgermeisterlosen Wochen und Monate führen.

So sieht es das Kommunalrecht vor, so hat es das Innenministerium empfohlen und das Landratsamt bestätigt, nachdem Ebert und der alte Wahlausschuss die ursprünglich für den 10. Mai anberaumte Bürgermeisterwahl nicht verschoben, sondern komplett abgesagt hatten. Dadurch erübrigte sich auch, dass Ebert als Leiter des Wahlausschusses hätte im Amt bleiben können.

Der Wahlausschuss ist fast derselbe geblieben

Und trotzdem, der Wahlausschuss, den der Gemeinderat sich mit Vertretern aus allen Fraktionen da im Grupp-Saal der Festhalle Burladingen zusammenstellte, ist fast ganz der alte. Personell hat es zum ersten Wahlausschuss von Seiten der Fraktionen nur eine kleine Veränderungen gegeben: Außer dem Vorsitzenden Ebert gehörten dem Burladinger Bürgermeisterwahl-Ausschuss seinerzeit die Gemeinderäte Claudia Dehmer (CDU), Johannes Leibold (Freie Wähler), Manfred Knobloch (Bündnis ’90/Die Grünen) und für die AfD Mike Dehmer an.

Zu ihren Stellvertretern hatte der Gemeinderat in der Sitzung am 13. Februar seinerzeit Armin Diebold, Alexander Schülzle, Bernhard Hurm und Andreas Scheu gewählt. Für die Grünen wurde jetzt statt Knobloch die Rätin Christine Lorenz-Bühl entsandt. Vorsitzender des Ausschusses ist nun kraft Amtes der Beigeordnete Berthold Wiesner, sein Stellvertreter aus der Verwaltung ist Richard Schreiber.

Die Ausschussbesetzung darf wohl als selten einiges Statement jener Institution und ihrer Vertreter gewertet werden, die laut Kommunalrecht eben das Hauptorgan einer Stadt und Kommune sind.

Die Ausschreibung erfolgt zwar auf Wunsch der Fraktionen am 12. Juni, aber der Wahltermin wurde wie vorgeschlagen auf Sonntag, 20. September, gelegt. Die Bewerberfrist endet am Montag, 24. August, um 18 Uhr. Wer seine Bewerbung bis dahin nicht im Rathaus abgegeben hat, ist nicht im Rennen. Und je nachdem, wer wie bei diesem Rennen abschneidet, wurde der Termin für eine Neuwahl auf den Tag des Erntedankfestes, auf Sonntag, 4. Oktober, gesetzt.

Der Wahlkampf wird sich, je nachdem wann die Kandidaten aus der Deckung kommen und wie viele es sein werden, über die Sommerferien ziehen.

"Ein halbwegs normaler Wahlkampf"

Kaum vom Gemeinderat zum Chef des neuen, aus dem Hauptamt ausgegliederten Ordnungsamtes gemacht, entwarf der junge Martin Paulus das Szenario. In den Augustwochen würden doch so manche Wähler wohl im Urlaub sein, denn man rechne mit weiteren Lockerungen der coronabedingten Vorschriften. Und deshalb hoffe er als Organisator der Wahl, dass bis Ende August oder Anfang September die Kandidaten einen halbwegs normalen Wahlkampf führen können.

Falls nicht, hat man sich auf Seiten der Verwaltung schon eine Online-Stream-Lösung überlegt, die in der Kalenderwoche 37, also vom 6. bis 13. September, zum Tragen kommen könnte. "Aber da warten wir mal zu", setzt auch Wiesner auf Flexibilität im eigenen Haus.

Bereits vor Wochen wurde bekannt, dass es wohl für den ersten anberaumten Wahltermin schon einen Interessenten gegeben hat. Ein Parteiloser, der sich wohl in einer Fraktionssitzung der CDU vorgestellt hatte und der auch mit den Freien Wähler schon in Kontakt getreten war. Spätestens seitdem offiziell wurde, dass Bürgermeister Harry Ebert sein Entlassungsgesuch tatsächlich eingereicht hat, hatten die Burladinger Parteien und Fraktionen hinter den Kulissen nach geeigneten Kandidaten gesucht. Jetzt stellt sich heraus: Es gibt sogar mehrere Interessenten für das Bürgermeisteramt.