Die AfD hat in Burladingen gut abgeschnitten. Foto: dpa-Zentralbild

Landtagswahl: Hauptstadt-Zeitung steht vor Wahllokal und zitiert Bürgermeister Harry Ebert.

Burladingen - Das gute Abschneiden der AfD am Wahlsonntag hat Burladingen mediale Aufmerksamkeit beschert. Die linksalternative Berliner Tageszeitung taz nahm die 21,3 Prozent für die Rechtspopulisten zum Anlass für einen Artikel und sprach mit Wählern.

Tatsächlich ist das beschauliche Fehlastädtchen mit 21,3 Prozent der Rechtsaußen-Spitzenreiter im Wahlkreis Hechingen-Münsingen – gefolgt von Jungingen mit 19,8 Prozent. Nachbarort Grosselfingen, der aber zum Wahlkreis Balingen gehört, verbuchte mit 23,7 Prozent ein noch höheres AfD-Ergebnis im Zollernalbkreis.

Derweil fragt man sich in Burladingen und nicht nur da, inwieweit das AfD-Ergebnis etwas mit der Haltung von Stadtoberhaupt Harry Ebert zu tun hatte. Wenige Tage vor der Wahl hatte der Schwarzwälder Bote geschrieben, dass der Rathauschef im sozialen Netzwerk Facebook offen die AfD, ihre Chefin Frauke Petry und Initiativen wie "Merkel muss weg" und "Aufwachen Deutschland" mit "Gefällt mir" markiert und dazu seit Januar immer wieder Wahlwerbung der AfD gepostet hatte.

Wählen die Burladinger nach Eberts Empfehlung?

Obwohl Ebert nie offiziell eine Wahlempfehlung abgab, seine Facebook-Vorlieben gegenüber unserer Zeitung auch nicht kommentieren wollte scheint es, als haben einige Burladinger seine Likes und Posts dementsprechend interpretiert – und mit einem Kreuzchen gewürdigt. "Da müssen sie den Bürgermeister fragen. Der hat da schon das Richtige gesagt", antwortete eine Frau um die 60 dem taz-Korrespondenten, der sie zur Landtagswahl befragen wollte.

Dass der am Wahltag vor den Burladinger Wahllokalen stand, die Atmosphäre einfing und hernach Burladingen zur AfD-Hochburg stilisierte, mag daran gelegen haben, dass die beiden Meinungsführer der Stadt, Trigema-Chef Wolfgang Grupp und Bürgermeister Harry Ebert so offensichtlich unterschiedliche Positionen vertraten. Zwei Wochen vor der Wahl hatte der langjährige CDU-Anhänger Grupp sich in seiner Kolumne in der Wirtschaftswoche dazu bekannt, diesmal den Grünen seine Stimme geben zu wollen. Im Südwesten löste das ein mittleres politisches Erdbeben aus und rief auch in der überregionalen Presse viel Aufmerksamkeit hervor. Kurz danach wurde bekannt, dass Ebert mit der AfD liebäugelt.

Die Burladinger müssen allerdings nicht befürchten, dass ihr erst im vergangenen Jahr im Amt bestätigter Bürgermeister sich weiter für die Rechtspopulisten engagiert. Der taz sagte er, dies stehe "derzeit nicht zur Diskussion".

taz zitiert einen zufriedenen Ebert

Allerdings machte er sehr deutlich, um was es ihm ging: "Wenn man bedenkt, was Sinn und Zweck der Sache war, nämlich den etablierten Parteien zu zeigen, dass sie momentan am Volk vorbeiregieren, dann kann ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Das war ein Schuss vor den Bug und Merkel und Co. tun gut dran, dies nicht zu ignorieren".