Der Gemeinderat hat sich klar für Toleranz und gegen Rassismus ausgesprochen, deshalb wird das Ärztehaus in Burladingen jetzt doch gebaut. Foto: Rapthel-Kieser

Investor zeigt sich von Einsatz des Rates beeindruckt. Baubeginn im August

Burladingen -  Die Bürger in der Stadt Burladingen atmen auf. Das fünf Millionen Euro teure Zentrum am Rathausplatz, ein Mix aus Arzt- und Therapiepraxen mit Apotheke, Tagespflegeplätzen für Senioren, barrierefreien Wohnungen und Kinderbetreuung für Mitarbeiter wird jetzt doch gebaut. Baubeginn soll im August sein.

Der Investor Kaspar Pfister hatte für seine Firma BeneVit nach drei Jahren der Planung im Januar erklärt, das Projekt nicht mehr realisieren zu wollen, weil er aufgrund der AfD-Nähe des Bürgermeisters Harry Ebert, dessen flüchtlingsfeindlicher Äußerungen und mehrfacher Beleidigungen seines Gemeinderates keine Basis für einen Zusammenarbeit mehr gesehen hatte. Als Folge hatte Pfister eine Flut von Hass-E-Mails aus der rechten Szene bekommen.

Der Gemeinderat vollzog in der Januar-Sitzung den offenen Bruch mit seinem Stadtchef, die Fraktionssprecher und ehrenamtlichen Bürgermeister-Stellvertreter traten von ihren Ehrenämtern zurück. Sie versuchten aber gleichzeitig in vielen Gesprächen mit Pfister, das Ärztehaus, das sie als wichtigstes Projekt der vergangenen Jahrzehnte ansehen, noch zu retten.

Fast sechs Jahre hatten Stadtverwaltung und Gemeinderat daran geplant, lange Zeit keinen privaten Investor gefunden. Mehrere Gebäude rund ums Rathaus wurden für das Vorhaben, mit dem die medizinische Versorgung der Burladinger gesichert werden sollte, aufgekauft und einige bereits abgerissen.

Dass sich der Gemeinderat so klar für Toleranz und gegen Rassismus ausgesprochen und sich für das Projekt "so verkämpft hat", habe für ihn letztlich den Ausschlag gegeben, den Baustopp jetzt aufzuheben, sagte Pfister gegenüber Medienvertretern.

Derzeit beschäftige sein Unternehmen bereits Mitarbeiter aus 45 Nationen, auch laufe gerade in Manila auf den Philippinen ein Einstellungsverfahren für 30 neue Fachkräfte. Denn Pflegefachkräfte seien trotz aller Bemühungen in Deutschland fast nicht mehr zu bekommen, sagt Pfister. Er betreibt in fünf Bundesländern an 30 Standorten Wohnheime, Hausgemeinschaften und Tagespflegeplätze für Senioren.