Im Gasthaus "Engel" erlaubten sich die Stammbesucher so manchen Spaß. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Alte Burladinger Wirtschaften, Teil 8 / Gasthof war Heimat vieler Vereine / Im Jahr 2007 schlossen die Pforten endgültig

Burladingen (hp). Ein wahres Traditionsgasthaus war der Engel in der Veitsgasse. Seine Blüte erlebte es nach der Übernahme durch Alwin und Anni Mauz im Jahre 1968. Zahlreiche Feste wie Taufen und Kommunionen wurden dort gefeiert.

Zwischen 1955 und 1959 war der Engel verpachtet an Isabella Gurschke

Der erste Wirt im damaligen Hasen war Libor Scheu. Sein Grabstein soll folgende Inschrift getragen haben: "Hier unter diesem grünen Rasen, liegt der Engelwirt begraben. Er hat getrunken Bier und Wein, Gott möge mir gnädig und barmherzig sein." Von ihm erwarben Josef und Luidigart Mauz, geborene Oelkuch, die Eltern vom späteren Engelwirt Alwin Mauz, im Jahr 1936 die Wirtschaft.

Zwischen 1955 und 1959 war der Engel verpachtet an Isabella Gurschke. Danach führte Luidigart Mauz die Gaststätte bis sie ihn 1968 an Alwin Mauz und seine Frau Anni übergab.

Als Wirtin Luidigart einmal vom Fronleichnamsgottesdienst heim kam und die Wirtschaft aufschloss, war die bereits gefüllt mit Musikanten. Durch ein Toilettenfenster hatte sich einer Zutritt verschafft und vorne die Fenster geöffnet, um seine Kameraden einzulassen. Andersrum ging sie aber auch ins Bett, wenn die Gäste nicht heim wollten. Die "Sitzenbleiber" mussten das Lokal dann durchs Fenster verlassen.

Alwin Mauz hatte schon während seiner Schulzeit im elterlichen Lokal kräftig mitgeholfen. 1961 heiratete er Anni Mauz, die zur damaligen Zeit im Gasthaus "Hohenzoller" als Bedienung tätig war. Im Jahr 1962 zogen sie nach Allendorf im Westerwald, der Heimat von Anni Mauz, wo auch Tochter Susanne und Sohn Peter zur Welt kamen.

War der Engel schon immer eine Stätte großer Gastlichkeit, so blühte er nach der Übernahme durch Alwin und Anni im Jahr 1968 noch mehr auf. Zahlreiche Feste wie Taufen und Kommunionen wurden dort gefeiert. Fast alle Vereine fanden im Engel eine Heimstatt, viele von ihnen hatten ihn zur Stammgaststätte gemacht. Darunter auch die Truckerfreunde, von denen einer einmal Engelwirt Alwin eine Schneeschaufel in den Auspuff seines Pkw steckte. Der fuhr dann Samstags durchs die Gemeinde und wunderte sich über die Blicke der Passanten ebenso wie über die komischen Geräusche, die der Wagen von sich gab.

Fast bis zu seinem Tod 1999 führte Alwin Mauz die Gaststätte. Nach seinem Tod führte Anni Mauz mit Unterstützung von "Bedienungsurgestein" Angela Schülzle sowie Sohn und Tochter bis ins Jahr 2004 die Gaststätte weiter. Dann wurde der Engel an ein Wirtsehepaar aus Stetten verkauft, eine lange Zukunft war ihm aber nicht mehr vergönnt. Im Jahr 2007 schlossen die Pforten endgültig, lange stand der Engel zur Zwangsversteigerung. Engelwirtin Anni verstarb im Januar 2010.

Heute sind Theke und Eckbank längst entfernt, das Gasthaus ist zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut. Eine witzige Anekdote hört man heute immer noch über den Burladinger "Engel": Als der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel mit honorigen Bürgern im Gasthaus Engel einkehrte, soll der Wirt Alwin Mauz in seiner bekannten Art und Weise gesagt haben: "Des het i au it dächt, dass dr Deifel amol in Engel konnt".