Ulrike und Wilfried Schäfer halten Alpakas. Aus der Wolle wird Filz hergestellt, aus dem die Textiltechnikerin zahlreiche Produkte herstellt. Foto: Rapthel-Kieser

Ulrike Schäfer nutzt eigene Wolle für Filzprodukte. Ihr Mann Wilfried schaffte die Herde an.

Burladingen - Ulrike Schäfer hat mit ihrem Sonnenalbfilz, auch aus der edlen Wolle ihrer eigenen Alpakas, eine Marktlücke entdeckt und sich damit selbstständig gemacht.

 

Fast 20 Jahre hat sie in der Textilindustrie gearbeitet. Kalkulationstabellen, Riesenmengen, Massenproduktion, der Ruf nach immer mehr und immer schneller prägte ihren Arbeitstag. "Irgendwann hat mich der Rappel gepackt", sagt die 49-Jährige. Die Bekleidungstechnikerin stieg aus der Massenproduktion aus und wagte den großen Schritt zur kleinen Einheit.

Denn Ulrike Schäfer, die zweifache Mutter, Nebenerwerbslandwirtin und ehrenamtlich engagierte Melchingerin, ist eine bedächtige Frau. Das große Ganze, so sagt sie, sei ihr wichtig. Vielleicht gerade, weil die Liebe zum Beruf so tief ging, weil die Produktion von Fäden und Stoffen sie immer noch brennend interessiert, weil sie alte Techniken faszinierend findet und auch bewahren will, war er nötig, dieser Schritt zurück, der dann zum Sprung in die Selbstständigkeit führte.

Deswegen sitzt sie heute noch immer wieder mal am Spinnrad, deswegen kann sie heute noch einen Webstuhl bedienen und anderen erklären, wie er funktioniert. Einer der Gründe dafür ist "theatralisch". Der Lindenhof inszenierte 2002 das Sailer-Stück "Schwäbische Schöpfung" zu dem die Künstlerin Ilona Lenk die Schauspieler in Wollfilz-Kostüme kleidete.

Die Fachfrau aus der Nachbarschaft sollte dabei helfen. "Damals stieß ich zum ersten Mal auf dieses wunderbare Naturmaterial und seither hat es mich nicht mehr losgelassen", sagt die Melchingerin. Als ihr Mann Wilfried 2009 das erste Alpaka anschaffte und bald eine Herde daraus wurde, kam die Idee auf, die Wolle dieser Tiere in ihre Produktion einzubinden.

Ulrike Schäfer versuchte zunächst, aus der Alpakawolle selber zu filzen. "Das ist ungeheuer aufwendig und irgendwie kam nicht das heraus, was ich mir vorstellte", berichtet sie lächelnd. Inzwischen überlässt sie die Filzherstellung einer Fachfirma, liefert nur die Wolle. Mittlerweile hängt die zweite große Rolle Filz in ihrer Werkstatt. Das Material ist aus Alpakawolle und der von Merinoschafen, die ein benachbarter Bio-Schäfer hält. "Alles aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb", sagt sie strahlend, "alles fair, regional und sehr edel produziert". Dieser naturbelassene und nicht gefärbte Filz habe eine große Scheuerfestigkeit und sei sehr robust.

Ulrike Schäfer fertigt daraus Filzpantoffeln oder Brillenetuis, Kamin- oder Einkaufstaschen, Sitzkissen, Tischauflagen, Kleidungsstücke und andere nützliche Dinge. Manches sind spezielle Wünsche ihrer Kunden, manches ist nach Maß gefertigt. Dazu kauft sie eingefärbten Filz und näht nach eigenen Entwürfen Handtaschen, Bekleidungsstücke oder Hüte.

Auf den Produkten steht sogar, von welchem Tier die Wolle stammt

Rund zehnmal im Jahr ist sie auf regionalen Märkten oder Veranstaltungen, lernt Kunden kennen, kommt mit ihnen ins Gespräch. Aus dem "Vlies der Götter", wie die Alpaka-Wolle auch genannt wird, und aus Lamawolle macht Ulrike Schäfer zudem Steppdecken. "Da steht dann sogar drauf, von welchem Tier die Wolle ist", erklärt Ulrike Schäfer und zeigt eines der Etiketten. "Deine Steppbettdecke aus Vlies von der Wolke" steht darauf. Wolke, das ist eine Alpakastute aus ihrer Herde.

Es gibt Leute, die Wochen vor der Alpaka-Schur schon Steppdecken bei ihr bestellen und die manchmal vorbeikommen um zu sehen, wie ihre Decke wächst. "Es sind meistens gut informierte Leute, die sehr bewusst mit sich und ihrer Umwelt umgehen", sagt die Bekleidungstechnikerin. Gänse zu rupfen für Daunenbetten, der Gedanke stößt mittlerweile viele ab. Den Schritt zurück zur kleinen Einheit, zurück zum Kunden und dem direkten Kontakt zu den Menschen, für die sie fertigt , hat Ulrike Schäfer nie bereut. "Es war ein Prozess im Denken und Handeln und der ist unumkehrbar", sagt sie.