Ein Projekt von stattlicher Größe: Vom Dachgeschoss bis zum Gartengeschoss wird auf vier Ebenen so viel Raum umbaut wie für 20 Einfamilienhäuser. Das Ärztehaus wird inmitten des Stadtkerns direkt am Rathaus entstehen. Der Marktplatz wird von der Stadt neu gestaltet und angelegt. Foto: Rapthel-Kieser

Springt einzige Medizinerin vollends ab? Benevit-Bau wird größer als ursprünglich geplant.

Burladingen - Erleichterung in Burladingen: Das Ärztehaus wird endlich gebaut. Welcher Arzt aber einziehen wird, ist ungewiss. Denn die einzige Medizinerin, die einen Mietvertrag unterschrieben hatte, Ulrike Abt, hat sich noch nicht zur Fristverlängerung geäußert.

Auf die Bitten um Fristverlängerung seitens des Investors Kaspar Pfister hat sie bislang nicht reagiert: Die Onkologin, Palliativmedizinerin und Hämatologin ist an ihren alten Vertrag nicht mehr gebunden. Denn der sah vor, dass die Vereinbarung hinfällig wird, sollte im Juni nicht mit dem Bau begonnen werden, was nicht der Fall sein wird.

Auch der Logopäde Sebastian Seltmann weiß nicht, ob er mit seiner Burladinger Niederlassung noch ins Zentrum am Rathausplatz einziehen will. Auch er hat einen Vertrag unterschrieben, gibt aber zu bedenken, dass den möglichen Mietern die Fertigstellung mal für dieses Jahr in Aussicht gestellt worden war.

Trotzdem: Mit dem Erdaushub will die Benevit Ende Juli beginnen. Die Pfahlgründung soll im August erfolgen und spätestens im Monat September soll mit dem Rohbau des "Zentrums am Rathausplatz", wie es in den Benevit-Plänen genannt wird, angefangen werden, erläutert Kaspar Pfister.

Er hofft, dass der Bau dann Ende 2018, spätestens aber zu Beginn des Jahres 2019 fertig gestellt ist. Das Innenleben des Zentrums hat der Benevit-Chef mit seinem Architekten und Diplom-Ingenieur Norbert Saur so geplant, dass aus den vorgesehen vier Praxen leicht auch Wohnungen gemacht werden können – oder aus den Wohnungen mit ein paar Umbauten eben dann auch wieder Praxen. Falls sich junge Ärzte und Fachärzte noch besinnen und sich hier niederlassen wollen.

Externer Berater hilft

Pfister bestätigte, dass auch er den externen Berater Roman Hadjio, der einst die Stadt Burladingen beriet, hinzugezogen hatte. Hadjio sollte im Dschungel zwischen den Bestimmungen der kassenärztlichen Vereinigung, den zugewiesenen Praxissitzen und dem Finden junger Mediziner, vor allem Fachärzten, Beistand leisten. Die Kontakte ruhten seit dem Baustopp allerdings. Dennoch sei man mit weiteren Ärzten im Gespräch, versichert Pfister.

Fest steht, dass der Benevit-Bau mit insgesamt 873 Quadratmeter für insgesamt vier Arztpraxen mehr Platz vorsieht, als es die einstigen städtischen Baupläne mal taten. Mit 32 Prozent der Grundfläche machen die Arztpraxen den Löwenanteil des Projektes aus.

Zu der Zeit, in der die Verwaltung noch eine Lösung in Eigenregie forcierte, waren nur rund 735 Quadratmeter als Fläche dafür ausgewiesen. Hinzu kommen noch etwa 178 Quadratmeter für Therapiepraxen.

Vorgesehen ist außer der Logopädie auch eine Fläche für Physiotherapie. Die Apotheke wird 242 Quadratmeter groß sein, insgesamt neun Prozent der umbauten Fläche betragen. Für die Kinderbetreuung der Benevit-Mitarbeiter, von der auch städtische Mitarbeiter profitieren könnten, sind rund 71 Quadratmeter vorgesehen und für die Tagespflege von Senioren 274 Quadratmeter.

Geplant sind zudem acht barrierefreie Wohnungen, deren Fläche insgesamt 524 Quadratmeter betragen soll. Insgesamt kommen mit Nebenflächen wie Fluren, Kellern und Wirtschaftsräumen auf vier Geschossen fast 2700 Quadratmeter zusammen und rund 11 370 Kubikmeter umbauter Raum – ein Volumen von etwa 20 Einfamilienhäusern.

"Der Charme dieses Zentrums ist der Branchenmix", sagt Kaspar Pfister über das Projekt. Es sei eben nicht, wie ursprünglich mal gedacht, nur Praxen und eine Apotheke, sondern gezielt auch ein weiterführendes Angebot, vor allem für Senioren.

Pfister ist sich auch sicher, dass dieser Bau, wenn er mal in Betrieb ist, einen positiven Effekt auf die Belebung und die Geschäfte in der Burladinger Kernstadt nach sich ziehen wird. "So war es an den anderen Standorten bisher immer."