Ein Ausstellungsstück: Einblicke in ein ganz besonderes Theater Fotos: Bender Foto: Schwarzwälder Bote

Vernissage: Die Ausstellung von zwölf Studierenden "Was für ein Theater" im Melchinger Lindenhof ist eröffnet

Die Ausstellung "Was für ein Theater" in Melchingen ist virtuell eröffnet worden – mit 290 Besuchern vor den privaten Bildschirmen.

Burladingen-Melchingen. Das Theater Lindenhof in Melchingen ist mittlerweile in die besten Jahre gekommen – zumindest was die Schwaben betrifft. Und gerade das zeichnet dieses ländliche Theater auch aus, wie zwölf Masterstudenten der Empirischen Kulturwissenschaft am Ludwig-Uhland-Institut in Tübingen festgestellt haben: die Bretter, welche die Welt bedeuten, im 936-Seelen-Ort auf der Schwäbischen Alb und der schwäbische Dialekt.

Drei Semester, also eineinhalb Jahre lang, haben die zwölf Studenten unter der Leitung von Gesa Ingendahl geforscht, Menschen interviewt, hinter die Kulissen geblickt und das Theater Lindenhof näher kennengelernt. Zum 40-jährigen Bestehen konnten nun der Öffentlichkeit die Ergebnisse präsentiert werden: eine 320 Seiten umfassende Publikation mit dem Titel "Was für ein Theater! 12 Einblicke in das Theater Lindenhof" sowie eine Wanderausstellung, die man irgendwann im Scheunenfoyer des Theaters hoffentlich auch live besuchen kann und die dann auf Reisen geht in die vielen verschiedenen Partnerstädte.

Dem Livestream auf YouTube folgten am Donnerstagabend 290 Zuschauer, nach 80 Minuten wurde er 38 Mal "geliked" und hernach über Zoom-Konferenz mit Sekt angestoßen und geplaudert. Dabei waren noch 100 Gäste zugeschaltet und durften Fragen stellen.

Stefan Hallmayer, der Theater-Intendant, brachte auch dort seine Freude zum Ausdruck: Dass man sich mit dem Theater befasst, das sei doch das größte Geschenk zum Jubiläum. In den 40 Jahren habe es glückliche und unglückliche Tage gegeben: "Existenzielle Sorgen kennen wir gut." Und damit spielte Hallmayer auch auf die Corona-Pandemie an, die so unglaublich in den Spielbetrieb eingreift. Und auch die Studierenden mussten unter diesen erschwerten Bedingungen aus kulturwissenschaftlicher Sicht die verschiedenen Aspekte dieses besonderen Theaters mit ländlichem Charakter unter die Lupe nehmen.

"Was ist das Besondere am Lindenhof, und wie lässt es sich erklären?", fragten sich die jungen Leute. Sie steckten viel Energie in dieses Forschungsprojekt. Mit rund 300 Inszenierungen und durchschnittlich 180 Veranstaltungen im Jahr konnte man laut Hochrechnung von Stefan Hallmayer bislang 1,4 Millionen Besucher erreichen. "Wir bastelten uns selbst die Bretter, die die Welt bedeuten. Wir sind bis zum Äußersten und oft weite Wege gegangen", blickte Hallmayer zurück.

Und auch wenn das Theater kein klassisches kulturwissenschaftliches Feld ist, so näherten sich die zwölf Studierenden diesem doch intensiv von außen an.

Stammgäste wurden befragt, die gesellschaftlichen Verhältnisse untersucht und die betriebliche Lebenswelt hinter den Kulissen betrachtet. Herausgekommen ist eine eindrucksvolle Ausstellung, die man derzeit virtuell über die Homepage des Lindenhofs betrachten kann. Ob es das Hochzeitskleid, ein Koffer oder eine Hörstation ist – was es mit all dem auf sich hat, wird anschaulich erklärt. Auf zwölf modularen Rahmenelementen ist das Wesen des Theaters unmittelbar und nahbar, wie auf einer eigenen Bühneneinheit, erlebbar gemacht.

Doch die gesamte Publikation lässt sich natürlich nicht ausstellen. Sie ist aber für 19 Euro über die Tübinger Vereinigung für Volkskunde erhältlich. Zahlreiche Interviewpartner, Sponsoren und Theatermitarbeiter waren am Erfolg beteiligt. Und bei der digitalen Vernissage standen außerdem Simone Haug, als Koordinatorin von Seiten des Lindenhofs Ansprechpartnerin für die Forschungsgruppe, Gesa Ingendahl, Stefan Hallmayer, Ausstellungsleiterin Thuy-Van Nguyen-Khanh sowie die zwölf Masterstudenten vor der Kamera.