Für den Austausch der Burgenbeleuchtung sollen nicht auf einen Schlag 100 000 Euro ausgegeben werden. Foto: 48GradNord/Langenbacher

Die Burgruinen-Beleuchtung wird ab Einbruch der Dunkelheit bis 24 Uhr und von 6 Uhr bis zur Dämmerung beleuchtet. Ausgetauscht werden die Leuchten sukzessive, wenn sie kaputt gehen. Das hat der Gemeinderat am Donnerstag beschlossen.

Naturschutz contra kulturelle Identitätsstiftung: Die Diskussion um die Burgenbeleuchtung steht im Spannungsfeld von in Schramberg unvereinbarer Prinzipien, die in der Diskussion vertreten und gegeneinander abgewogen wurden. Letztlich spielt dann aber auch das Geld eine gewisse Rolle.

Rechtliche Vorgaben sind klar

Nachdem diesen Monat die Energiespar-Verordnung ausgelaufen ist aufgrund derer die Burgen ohnehin dunkel waren, gilt es nun zu klären, wie die Stadt bei der Beleuchtung der Burgen weiter verfahren soll, erinnerte Tiefbauleiter Konrad Ginter. Die Fraktion SDP/Buntspecht hatte dazu Ende 2021 beantragt, die Beleuchtung hinsichtlich der Vorgaben des Naturschutzgesetzes zu prüfen. Die Stadt beauftragte dafür einen Gutachter.

Das Ergebnis: In der Tat stehen die drei Burgruinen in Schutzgebieten oder an deren Rand und in der Tat sind die Beleuchtungen so nicht erlaubt. Die Stadt schlage deshalb vor, einen Spezialisten zu engagieren, der ein insekten- beziehungsweise naturfreundliches und somit erlaubtes Beleuchtungskonzept ausarbeitet.

Dies und die folgende Umsetzung dauere rund zwei Jahre. Solange wolle die Stadt für die Beleuchtung von Einbruch der Dunkelheit bis 22 Uhr und von 6 Uhr bis zur Dämmerung sowie für Weinhachtsstern und „Hoorig Katz“ Sondergenehmigungen einholen. Alles in allem koste Gutachten und Austausch um die 100 000 Euro. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr betonte im Verlauf der Diskussion, dass dieser Vorschlag aus Sicht der Verwaltung den besten Kompromiss aus erwähnten beiden Positionen darstelle. In den sauren Apfel der Kosten müsse man beißen.

SPD: Sofort umsetzen

„Die Aussage des Gutachtens ist eindeutig“, sagte Tanja Witkowski (SPD/Buntspecht). Es sei nicht nachvollziehbar, für zwei Jahre „einfach so weiter“ zu machen. Die Fraktion lehne die Übergangslösung ab und wolle im Beschluss eine Willensäußerung formuliert sehen, die Umrüstung anzugehen sowie bis zu den Haushaltsberatungen für das kommende Jahr konkret ausgearbeitet zu haben.

CDU: Nach Ausfall tauschen

Dominik Dieterle (CDU) erinnerte, dass seine Fraktion schon 2021 nach dem Antrag darauf hingewiesen habe, dass Nachhaltigkeit aus Ökologie, aber auch Ökonomie und sozialem Miteinander bestehe. Die Beleuchtung sei für viele Schramberger sehr wichtig, eben identitätsstiftend. Deshalb formulierte er den Antrag, die Beleuchtung abends zwei Stunden länger laufen zu lassen sowie diese dann auszutauschen, wenn einzelne Leuchten kaputt gehen. Fraktionsmitglied Jürgen Winter ergänzte, dass nicht aus Ideologie heraus keine Extrempositionen vertreten werden sollten und für beide Seiten Verständnis gezeigt werden müsse.

Witkowski entgegnete, dass der Fraktion die Burgenbeleuchtung auch wichtig sei. Man könne aber nicht gegen geltendes Recht verstoßen.

Neudeck: Nicht noch ein Gutachten

Udo Neudeck erläuterte, die Freie Liste stehe (mehrheitlich) hinter der Position der CDU. Über das Umstellen auf insektenfreundliche Beleuchtung finde man genügend auf den ersten Blick im Internet: „Da brauchen wir sicher keinen weiteren Gutachter mehr.“ Eisenlohr sagte, der Meinung sei sie auch gewesen, habe aber inzwischen erfahren, dass es etwas anderes sei als ein „Birnle durch das andere auszutauschen“. Konrad Ginter erinnerte, dass manche Leuchten auch die Natur um die Burg herum bestrahlten und einige Meter von den Ruinen weg stünden. „Da brauchen wir Hilfe eines professionellen Planers“, betonte der Tiefbauleiter.

Günter: Gesetze haben Grund

Für Kopfschütteln bei der SPD/Buntspecht-Fraktion sorgten Clemens Maurer, der hinsichtlich der Übergangszeit bis zum Austausch das Gutachten zitierte, in dem die zumeist verwendeten Natriumdampf-Hochdrucklampen als „als eine der insektenfreundlicheren Lichtquellen“ bezeichnet werden und Hilmar Bühler (Aktive Bürger) der sagte, dass Flora und Fauna anpassungsfähig sei und sich vor Ort doch auch in den Jahrzehnten der Beleuchtung entwickelt habe.

Knappes Abstimmungsergebnis

Auch die Gesetze im Naturschutz gebe es nicht aus Jux und Tollerei, entgegnete Reinhard Günter (SPD/Buntspecht). „Im Einzelfall heißt es immer: Das wird die Fledermaus nicht retten. Das mag stimmen. Es geht aber um die Summe. Und wenn wir die Artenvielfalt erhalten wollen, braucht es solche gesetzliche Regelungen“, betonte er. „Ja, die Ruinen sind identitätsstiftend. Aber wir hängen sie auch nicht zu“, erklärte Thomas Koch, dass die ÖDP aufseiten des sofortigen Austauschs der Beleuchtung sei.

In der folgenden Abstimmung wurde es knapp: Vorbehaltlich dass die Untere Naturschutzbehörde dem zustimmt, beschlossen die Räte mit 13 zu 10 Stimmen, nach Vorschlag der CDU vorzugehen.

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