Rolf Kreher mit seinem Modell der Burg-Wehrstein nachgebaut im Maßstab 1:100. Foto: Schwind

"Ritterburg und Grafenschloss" heißt das neu erschienene Buch von Casimir Bumiller über die Geschichte der Burgruine Wehrstein. Die Idee für das Festhalten der Heimatgeschichte hatte der "Förderverein Burgruine Wehrstein".

Sulz-Fischingen - Beeindruckend grüßt die Burgruine Wehrstein erhaben über dem kleinen Neckardorf Fischingen herab ins Tal. Viele Jahrzehnte schlummerte die imposante Ruine am Neckarknie zwischen Sulz und Horb im "Dornröschenschlaf", ehe sechs heimatverbundene Männer um Pius Brändle, Fridolin Briegel, Dieter Reich, Günther Reich, Christian Schwarz und Hermann-Josef Speier im Jahr 2003 ihre Aufmerksamkeit der Burgruine schenkten.

Förderverein kümmert sich um Ruine Wehrstein

Dies war der Beginn eines bemerkenswerten Bürgerengagements. Aus dem damaligen Freundeskreis gründete sich im Jahr 2009 der "Förderverein Burgruine Wehrstein" und dieser nimmt sich seither dem Erhalt der Burgruine an. Durch die Unterstützungen des Landesdenkmalamt Baden-Württemberg und der Denkmalstiftung Baden-Württemberg konnten zahlreiche Baumaßnahmen umgesetzt werden.

Aber neben all den vielen körperlichen Arbeiten bestand im Förderverein schon immer der Wunsch, die Geschichte der Fischinger Burg-Wehrstein zu erforschen und in einem Buch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Schon recht früh kamen deshalb die Ruinenförderer in Kontakt mit Stefan Uhl, um Informationen zur Baugeschichte, aber vor allem zu dem einsturzgefährdeten Gewölbekeller zu bekommen. Fortan beschäftigte sich Uhl mit der Bauhistorie der Burg und so durften die Vereinsverantwortlichen bereits im vergangenen Jahr sein Werk in den Händen halten.

Kreisarchivar Rüth gibt Tipp

Das war dann auch die Geburtsstunde des Buches der beeindruckendsten Burg am oberen Neckar. Schnellstens sammelte man Erfahrungen zur Buchherstellung bei anderen Fördervereinen und auch bei Buchautoren. Der entscheidende Tipp kam dann von Kreisarchivar Bernhard Rüth, welcher auf Casimir Bumiller als einer der besten Buchautoren und Geschichtserforscher verwiesen hatte. So gab es dann ein erstes Treffen Anfang September 2021 mit dem Buchautor auf der Burgruine, um über die Herstellung eines solchen Werkes zu sprechen.

Da es Differenzen mit den überlieferten Jahreszahlen gab, sollte Bumiller auch noch die Geschichte der Burg zu der Herrschaft Wehrstein um 1100 erforschen und natürlich die redaktionelle Arbeit des Buchbandes übernehmen. Wenig später signalisierte Casimir Bumiller: "Ich bin dabei." Und so kam der langgehegte Wunsch nach einem gebundenen Buch in Fahrt.

Früher fertig als gedacht

Damals rechnete man aber nicht mit dem Erscheinen des Buches vor den Jahren 2023 oder 2024. Zum Beginn des laufenden Jahres erhielt Fördervereinsvorsitzender Hubert Breisinger dann aber einen Anruf von Bumiller: "Ich komme ganz gut voran und werde das Buch 2022 abschließen können."

Gesagt – getan: Kürzlich fand nun die Buchpublikation im "Schlössle im Giessen" in Glatt statt, wo Besitzer Siegfried Esslinger die passende Geschichte und Daten für die rund 100 Gäste auf Lager hatte. Anton von Neuneck-Sirgenstein baute 1496/1500 das "Schlössle" in Glatt. Von 1680 bis 1706 lag das "Schlössle" im Besitz des Baron von Landsee. 1706 erwarb das Kloster Muri die ganze Herrschaft Glatt und damit auch an diesem Bauwerk, welches dann im Jahr 1803 in den Besitz von Hohenzollern-Sigmaringen kam, bis 1926 die Familie Hellstern-Strobel das Anwesen erwarb und schließlich 1969 in den Familienbesitz der Familie Siegfried Esslinger überging.

Fischingen trägt zur historischen Vielfalt bei

Landrat Wolf-Rüdiger Michel freute es, dass der nördliche Teil des Landkreises Rottweil mit Fischingen und seinen hohenzollerischen Wurzeln zur historischen Vielfalt im Kreis beiträgt. Erfreut war er aber auch, dass mit dem Buch Licht in die Geschichte der Burg-Wehrstein als eine von 17 Burgen am Neckar gekommen ist.

Besonders die Tatsache, dass sein Freund Casimir Bumiller zum Schreiben des Buches und zum Erforschen der Geschichte ausgewählt wurde, fand er toll. "Sie können nicht nur gut schreiben, was eigentlich bei einem Buchautor selbstverständlich ist. Sie können aber auch gut zuhören", so der Landrat. Mit der Burgruine Wehrstein, der Burgruine Albeck, dem Glatter Wasserschloss und dem "Schlössle im Giessen" besitze die Stadt in ihrer Größe die Einmaligkeit von vier Burgen beziehungsweise Schlössern.

Burgruine mit vielen Herrschern

Im Buch über die Geschichte der Burg Wehrstein erzählt der Autor die wechselhafte und interessante Geschichte der Herrschaft und der Burg Wehrstein und sensibilisiert die Bevölkerung für dieses Kulturdenkmal. Die mit Rätseln und Irrtümern behaftete Frühgeschichte der Burg, die bis in die Jahre um 1120/30 zurückreicht, wurde jetzt mit dem Buch "Ritterburg und Grafenschloss" von Casimir Bumiller neu geschrieben.

Interessant: Die Burg wurde nämlich erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts von den Herren von Wehrstein errichtet. Weiter heißt es auf dem Cover, nachdem die Wehrsteiner Anfang des 14. Jahrhunderts in einem Konflikt mit ihren Herren – den Grafen von Hohenberg – ihre Burg verloren. Es erlangten die in Italien reich gewordenen Herren von Weitingen 1375 den Zugriff auf die Burg. Auf die Weitinger geht der schlossartige Ausbau der Anlage im Verlauf des 15. Jahrhunderts zurück. Zwischen 1528 und 1552 residierte auf Wehrstein der exzentrische Graf Christoph von Nellenburg mit seiner Familie.

300-jähriger Verfallsprozess ab 1552

Mit dem Übergang des Schlosses an die Grafen von Zollern 1552 begann ein 300-jähriger Verfallsprozess der imposanten Anlage, bis man sie um 1840 als "romantische Ruine" zu konservieren begann. In diesem Werk wird die Geschichte der Burg Wehrstein und ihrer Bewohner erstmals umfassend aus historischer, baugeschichtlicher und archäologischer Perspektive geschrieben. Die Herausgabe eines solchen Buches konnte nur mit der Hilfe von fünf Fachautoren realisiert werden. Aber auch ohne die 1985 eingerichtete Denkmalstiftung Baden-Württemberg durch den damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth und Carl Herzog von Württemberg und seiner finanziellen Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen, dieses Buch zu veröffentlichen.

Die Denkmalstiftung begrüßte es nämlich sehr, dass der Förderverein mit der vorliegenden Publikation auch die breitere Öffentlichkeit über die Geschichte dieser ehemals bedeutenden Burganlage informieren möchte. "Der Burgruine Wehrstein kommt regionalgeschichtliche Bedeutung zu. Zudem ist sie ein aussagekräftiges Zeugnis mittelalterlichen Burgenbaus. Die Burgruine Wehrstein ist ein Kulturdenkmal aus wissenschaftlichen, vor allem regionalgeschichtlichen und baugeschichtlichen Gründen", erklärt Hubert Breisinger, Vorsitzender des "Förderverein Burgruine Wehrstein", in seinem Vorwort zum Buch.