Christian Pöndl dirigierte sein erstes Konzert im Burghof. Foto: Fritsch

Das Nagolder Kammerorchester feierte seinen 30. Geburtstag mit einem fulminanten Jubiläumskonzert - selbstverständlich auf dem Schlossberg, wo die Geschichte der jährlichen "Burgkonzerte" begann.

Nagold - Seit mehreren Jahren erklimmen jeden Sommer ganze Besucherscharen den Schlossberg, um die Serenadenstimmung vor der zauberhaften Kulisse der Burgruine Hohennagold zu erleben.

In diesem Jahr war der Andrang besonders groß, was den Oberbürgermeister Jürgen Großmann aufs Angenehmste überraschte und ihn als Wertschätzung des Orchesters deuten ließ. Wobei ohne städtische Hilfe und finanzielle Unterstützung könnte die Institution NKO nicht existieren. Deshalb wies der OB auf die Rolle aller Sponsoren und Helfer hin, bedankte sich für ihren Einsatz und appellierte an die Konzertgäste "Zeigen wir, dass wir alle hinter der Kultur stehen!" Der OHG-Direktor Ulrich Hamann unterstrich dabei die enge Kooperationsarbeit zwischen den Nagolder Bildungsstätten und der Städtischen Musikschule.

Dank geht an Florian Hummel

Das Stadtoberhaupt bedankte sich auch bei dem Musikschulleiter im Ruhestand, dem Gründer des NKO Florian Hummel und begrüßte dessen Nachfolger Christian Pöndl am Dirigentenpult und auf der städtischen Kulturebene.

Pöndl übernahm die Musikschulleitung in der schwierigen Pandemie-Zeit. Zwar musste er die Arbeit mit dem Kammerorchester vorübergehend auf Eis legen, tüftelte aber an der Gestaltung seines Einstandskonzerts. Das Programm "Ein neues Abenteuer" lehnte Pöndl an den Roman von Jules Verne "In 80 Tagen um die Welt" an und suchte dafür passende Musikstücke aus. Nur "ein gutes halbes Jahr" - so Pöndl - brauchte das Orchester, um das sehr ambitionierte Programm einzustudieren und während der Probenphase in der Landesakademie Ochsenhausen final vorzubereiten.

Start in London

Die musikalische Reise startete in London mit "Around the World in 80 Days" von Otto Martin Schwarz, dann bereisten die Instrumentalisten mehrere Länder, wo sie unter anderen die "Forrest Gump – Suite" (Alan Silvester), "The Mask of Zorro" (James Horner) und "Danzas Cubanas" von Robert Sheldon spielten. Schließlich kehrten sich nach England mit dem James Bond-Hit "Skyfall" (Adele Adkins) zurück. Seine Ausdruckskraft steigerten hier der Mittelstufenchor und das Vokalensemble des OHG (Leitung Frank Meyer und Matthias Flury), und ihr stimmungsvoller Gesang malte das sinfonische Orchester-Klangbild vielfarbig an.

Genüsslich gaben sich die Zuhörer dem Zauber der Musik hin, während das Orchester auf Hochtouren arbeitete, den Erfolg konsequent anstrebte und unterwegs mehrere Superleistungen vollbrachte. Denn Pöndl stellte die Messlatte sehr hoch, verlangte rasche Tempi sowohl in der "Egmont"-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven als auch in der Suite "An American in Paris" von Georg Gershwin. Bei dem Rhythmus machte der Dirigent keine Abstriche und das Orchester spielte stets - abgesehen von stimmig ausgeführten interpretatorischen Feinheiten - beinahe wie im Metronom-Modus. Die Zuhörer bewunderten die imposante Machtfülle der Bläser sowie die liebliche, einfühlsame Geschmeidigkeit der Streicher und zeigten sich sehr angetan von dem hohen Niveau des Konzerts.

Märchenhaft schöner Abend

Nachdem der lange Beifall im Stehen verklang und das Publikum die erste Zugabe ("A Tribute to Henry Mancini") als unzureichend fand, kredenzte das Orchester "Cinema Paradiso" von Ennio Morricone, in dem Johannes Pridzun mit seinem Violinklang die Herzen zum Schmelzen brachte. Somit ging der märchenhaft schöne Abend unwiderruflich zu Ende.