Der Weihnachtsmarkt auf der Burg Hohenzollern wird durch den "Adventszauber" ersetzt. (Archivbild) Foto: Roland Beck

Die Schäden durch Auf- und Abfahrlogistik zur Burg Hohenzollern waren zu groß: Der Weihnachtsmarkt wird durch den "Adventszauber" ersetzt. Auch für die Lockdown-Phase feilt Burgverwalterin Anja Hoppe an Ideen. Auf ihrer Liste: Burg-Erkundungen und Hochzeiten.

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Bisingen - Zigtausende Besucher kamen jedes Jahr; als einer der schönsten Weihnachtsmärkte in Deutschland hatte sich jener auf der Burg Hohenzollern etabliert. Doch damit ist ab diesem Jahr Schluss: "Der Weihnachtsmarkt findet nicht mehr statt", verkündet Hoppe. "Die Burg verkraftet die Auf- und Abfahrlogistik nicht – es gab zu viele Schäden." Die Stände mit Essen oder Kunsthandwerk sind somit Geschichte. Für Burgverwalterin Hoppe ein guter Grund, etwas neues Weihnachtliches auf die Beine zu stellen. Sie werkelt derzeit am "Königlichen Adventszauber".

Schon für 2020 war er geplant, mit weihnachtlicher Dekoration, mit Illuminationen – aber auch hier machte Corona ihr einen Strich durch die Rechnung. "Keine Stände, dafür eine geschmückte Burg, Musik, vielleicht gibt es einen Glühwein dazu", erzählt sie über das "Adventszauber"- Konzept. Im kommenden Winter soll ein Weihnachtsmarkt auf dem Gelände der Domäne in Hechingen stattfinden. "Bei uns entsteht eine Winterlandschaft mit rund 30 Ständen", berichtet Thomas Lacher von der Domäne über die Kooperation. "Über Details sprechen wir uns ab." Angedacht sei unter anderem ein Shuttle-Service zwischen Burg und Domäne-Areal. "Wir sind froh darüber, dann entzerrt sich alles etwas", sagt Hoppe.

"Wir würden von Herzen gerne an Pfingsten öffnen"

Mehr Gäste würde sie sich indes auf der Burg wünschen. Doch die Corona-Verordnung bremste die Öffnung für alle zum Monatsbeginn aus. Daher lädt Hoppe zur Burg-Erkundung ein. Einmal ungestört durch die alten Gemäuer wandeln, das hat sich vermutlich schon mancher Gast im Touristengewimmel gewünscht. In Pandemiezeiten wird daraus ein Geschäftsmodell: "Wir sind ein Privathaus und öffnen unsere Haustür im Mai", sagt sie über das Angebot: "Die Burg gehört einem allein."

Einige Anfragen gibt es schon, bislang aber noch spärlich: für Heiratsanträge, von Liebespaaren, von Familien oder für eine Geburtstagsüberraschung. "Es sind vor allem Leute aus der Gegend, die sich den Besuch leisten, weil sie sonst nicht in den Urlaub fahren können", erzählt die Burgverwalterin. Besucher aus dem Ausland erwartet sie wegen der Einreisebeschränkungen nach Deutschland nicht und schickt gleich hinterher: "Wir empfehlen auch keine lange Reise."

Großen Trubel wird es jedenfalls nicht geben. Die Zahl der Gäste ist für das jeweilige Zeitfenster auf einen Haushalt begrenzt. Die zweieinhalb Stunden haben einen stolzen Preis: 450 Euro kostet es, die Burg privat zu erkunden. "Eine exklusive Begehung zu Nicht-Corona-Zeiten kostet 350 Euro", erklärt sie. Davon werde das Personal bezahlt, die Burg werde geöffnet, die Sicherheit gewährleistet. "Wir verlernen sonst noch das Arbeiten", sagt Hoppe, und ein wenig Bitterkeit schwingt dabei mit. "Ich mache sogar schon Podcasts für meine Mitarbeiter, damit sie noch meine Stimme kennen", so Hoppe.

Seit sieben Monaten ist die Burg geschlossen. Auch im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr war für einige Monate jegliche Öffnung untersagt. Renovierungen und Restaurierungen gehen weiter, doch Geld lässt sich so nicht verdienen. Hoppe hofft mittlerweile auf eine Öffnung Mitte Juni. "Wir würden von Herzen gerne an Pfingsten öffnen", sagt sie, merkt aber an: "Ich habe schon so viele Prognosen gegeben."

"Eine Hochzeit pro Tag, damit es keine Begegnungen gibt"

Vielleicht kurbeln bis dahin Hochzeiten den Umsatz ein wenig an. "Eine Hochzeit pro Tag ist möglich, damit es keine Begegnungen gibt", sagt Hoppe. "Mich rufen Paare bis über Stuttgart hinaus an und sind völlig verblüfft, dass das so spontan möglich ist." Denn auch für Hochzeiten gelten derzeit strenge Beschränkungen. Auf der Burg sehen sie – gemäß der aktuell geltenden Corona-Verordnung und in Absprache mit dem Ordnungsamt – so aus: Im Standesamt dürfen sich 15 Personen aufhalten, in der katholischen Kapelle 30 und in der evangelischen Kapelle 40. Draußen seien Trauungen ebenfalls möglich – auch hier ausnahmsweise ohne andere Burgbesucher. "Nur die Burg-Amsel schaut zu."

Für die Zeit nach dem Lockdown im Sommer wünscht sich Hoppe freilich wieder mehr Publikumsverkehr. Das gilt ebenso für den " Adventszauber". Die Burgverwalterin hofft, dass bis dahin "viele durchgeimpft sind", dass man mit Impfausweis wieder Eintritte ermöglichen kann. Auch die Burg-Amsel hätte dann mehr Gesellschaft.