Die Burg Hohenzollern muss erst die bisherigen Arbeiten abbezahlen, danach geht’s weiter. Grund sind finanzielle Ausfälle, die während der Pandemie entstanden sind.
Die Sanierungsarbeiten an der Bastionsmauer haben am 14. Oktober 2019 begonnen. Das Gerüst sollte „Stück für Stück, Bauabschnitt für Bauabschnitt in circa fünf Jahren einmal um die Bastionsmauer“ wandern, hieß es damals. Augenscheinlich stehen die Absperrungen aktuell aber immer noch an Ort und Stelle. Und tatsächlich: „Wir sind völlig draußen aus dem Kosten und Zeitplan“, bestätigt Burgmanagerin Anja Hoppe auf unsere Nachfrage hin.
Kosten werden abbezahlt
Derzeit ruhen die Arbeiten an der Bastionsmauer. Grund dafür ist, dass die Burg erst die Kosten für die bisherige Sanierung der Außenmauer begleichen muss, Hoppe: „Wir zahlen ab vom letzten Jahr.“ Alleine der erste von fünf Abschnitten, der im Moment abbezahlt wird, kostet 5,5 Millionen Euro.
Weiteres Projekt: Aufzug
Zu Buche schlug vergangenes Jahr auch der Bau des neuen Aufzugs und des ebenen Areals davor mit 1,8 Millionen Euro. Das Lift-Projekt an der Schnarrwachtbastei läuft unabhängig von der Bastionsmauersanierung und ist nicht abgeschlossen: Der kahle Beton wird noch mit dem für die Burg typischen Sandstein verkleidet.
Kosten werden vorfinanziert
Im Hinblick auf die Sanierung trägt die Burg einen Eigenanteil, muss jedoch den gesamten Betrag vorfinanzieren. Erst danach kann die öffentliche Förderung beantragt, geprüft und bewilligt werden – ein langer bürokratischer Prozess.
Die Herausforderung: „Der Eigenanteil fehlt“, erklärt Hoppe. Während der Pandemie hatte die Burg mit Einnahmeausfällen zu kämpfen und so waren über zehn Jahre aufgestockte Mittel in relativ kurzer Zeit aufgebraucht. Die Mitarbeiter sind geblieben und die Burg konnte ihren Betrieb rasch hochfahren, nun fehlen aber die während der Pandemie ausgegebenen Mittel für die teure Sanierung der Bastionsmauer.
Eine Sisyphos-Arbeit
Hoppe verweist mit Blick auf die hohen Sanierungskosten auf den Aufwand, der für die Arbeiten betrieben wird. Ziel ist, das Bauwerk originalgetreu zu erhalten. Und das birgt so manch kostspielige zusätzliche Ausgabenposten. Der Angulatensandstein wird in Grosselfingen gebrochen und von Steinmetzen in Handarbeit eingepasst. Die Fugen werden ausgefüllt mit Mörtel, und es waren zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege drei Termine nötig, bis die originale Farbe festgestellt wurde. Eine Sisyphos-Arbeit. Hinzu kommen die massiv gestiegenen Baukosten. Voraussichtlich im Herbst können die Arbeiten fortgesetzt werden. Ziel ist, den ersten Bauabschnitt dieses Jahr abzuschließen.
Zu wenig Personal
Was die Arbeiten ebenfalls in die Länge zieht, ist laut Hoppe der Personalmangel in den entsprechenden Behörden. Hoppe wird mit Blick auf das Landesamt für Denkmalpflege deutlich: „Ich finde es immer wieder faszinierend, wie wenige es gibt, die sich auskennen.“ Auch das ein Grund, warum die Sanierung so lange dauert. Vieles muss nämlich vom Landesamt für Denkmalpflege geprüft und genehmigt werden. „So ein reiches Land wie Baden-Württemberg“ hat keine Leute, die Bausubstanz erhalten, die erhalten bleiben muss, moniert Hoppe.
Kontingent beschränkt Die Sanierungen an der Bastionsmauer sind vergleichsweise noch einfach. Richtig kompliziert wird die Erneuerung der Auffahranlage, die mit ihren Brückenelementen eine Wissenschaft für sich ist. Aufgrund ihres Zustands wurde der Autoverkehr dort beschränkt. Ein Teil der Logistik kann über den Aufzug abgewickelt werden. Eine weitere Auswirkung: Damit sich die Auffahrt weniger abnutzt, hat die Burg das Besucher-Kontingent auf 1700 Personen pro Tag beschränkt.
Für die Sanierung der Auffahrt besteht bislang noch kein Bauplan. Bis dahin geht es jedoch mit der Bastionsmauer weiter, Hoppe: „Wir sind froh um jeden Meter, den wir vorankommen.“