Das neue Orschweierer Prinzenpaar Lisa Whelan und Philipp Rauer stellt sich vor. Foto: Decoux

Nach mehrjähriger Corona-Zwangspause hat die Narrenzunft Hornig Orschweier (NZO) nun endlich wieder zu ihrem Bunten Abend als traditionellem Glanzpunkt ihrer Fasent-Saison eingeladen. Kein einziger der 420 Sitzplätze blieb unbesetzt.

Mahlberg - Gleich zum Programmeinstieg lüftete der aktuelle Prinz Philip (Rauer) sein bis dahin streng gehütetes Geheimnis: Hinter nach und nach aufgeklappten Läden verbarg sich mit Lisa Whelan, die von ihm ausgesuchte und sogleich feierlich gekrönte neue Prinzessinnen-Hoheit der Hornig. Lisa Whelan, geborene Schaub, ist die Tochter von Narrenrat Arno Schaub und die Enkelin des verstorbenen Orschweirer Fasent-Urgesteins Edmund Schaub. Philip Rauer ist der Enkel des verstorbenen Vereinsmitbegründers und Ältestenrates Bernhard Rauer. Wohl gereimt kündigten die beiden eine rauschende, lustvolle Fasent an – was sogleich sechs junge Damen der Prinzengarde temperamentvoll-tänzerisch-beinschwingend untermalten. Gleich anschließend stürmten 13 Hästräger der rot-schwarzen Jockeli, gefleckten Kühe und sittsamen Frauen von Böcklin die Bühne zum quirligen Ensemble-Tanz bis hin zur kleinen Pyramide.

 

Tanzendes Monsterlabor

Auch das Narrenballett neun ehemaliger Narren-Teenager kam im "Monsterlabor" mit Riesenspritze und Experimentier-Seifenblasen tänzerisch alles andere als behäbig daher, samt überraschenden Kostüm-Verwandlungen. Höchst effektvoll choreografiert hatte das Justine Obergföll.

Breit alemannisch rätschten sieben "Alte Wieber" ("Lebt ihr au no?") über frühere skurrile Urlaubserlebnisse bis hin zu schottischen Dudelsäcken oder einer simulierten Fernreise per heruntergelassener heimischer Rollläden. Brüllend komisch waren auch vier "Zwerge", die sich effektvoll per Lochvorhang mit ihren eigenen Armen als recht O-beinig erwiesen, von hinten von ansonsten unsichtbaren weiteren vier Arm-Akteuren ergänzt.

Aufführung klappte besser als Generalprobe

Nach pünktlicher Pause hatte sich der 20-köpfige Narrenrat umkostümiert, um von der "Airbase Orschweier" aus mit einer Papp-Boeing zu starten. Das lief erwartungsgemäß ziemlich schräg ab: von den Eingangskontrollen bis zum Abheben mit Freizeit-Pilot David Blust samt vollbusiger ausgestopfter "Damen" und einen in der ersten Klasse badenden Promi alias Oberzunftmeister Volker Kern bis hin zu vorsichtigen Fallschirmspringern. Ein Flieger-Gag jagte den anderen, ausgedacht von Bernd Dosch. Kommentator Bauer verriet anschließend erleichtert: "Die Generalprobe war noch eine echte Katastrophe gewesen!"

Bürgermeister beweist sein Geschick

Als prächtig kostümierte Wikinger empfahlen sich neun Zunftballerinas, die auch im äußerst rasantem Tanz-Tempo im völligen Gleichtakt waren, perfekt choreografiert von Selina Rieger. "Dirk (Krella) und Anne (Sehrer)" kalauerten sich durch diverse Dorfgeschehnisse samt Wasserrohrbruch oder Fernglas-Beobachtung nachbarschaftlicher Einkäufe. Sie zitierten schließlich Mahlbergs Bürgermeister Dietmar Benz – der vorher schon einmal Fluggast gewesen war – nochmals auf die Bühne. Seine Spiel-Aufgabe: Einen Tennisball, der mit einem Faden an einem Becher befestigt war mit Schwingen nach oben in den Bauch des Bechers zu befördern. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen siegte schließlich der Bürgermeister mit einer überraschender Hüftschwung-Technik gegen Dirk Krella: Das Bällchen landete im Becher.

Auch das Männerballett zeigte sein Können

Nicht minder begeisterten zehn goldig glitzernde junge Grazien des Hornig-Balletts als tanzende Sonnengötter, bevor Anita Obergföll als bekannt einfältige "Sophie us Mohlburg und nit von Orschwier" mit gewohnt langsamen Schilderungen ihrer Männerbekanntschaften für Lachsalven sorgte.

Den krönenden Abschluss des Bunten Abends bildete um Mitternacht das achtköpfige jung-dynamische Männerballett. Das kämpfte sich als Marine-Matrosen dank seiner Kapitänin Anne Sehrer tänzerisch temporeich durch die recht raue See. Schließlich füllten insgesamt 120 Akteure nochmals die Hallenbühne, um gemeinsam mit den begeisterten Narrengästen das Zunftlied anzustimmen: "Die Hornig, die isch do!" Das bestätigte exemplarisch auch Adelina aus Münchweier: "Super gewesen, ich komme wieder!" Etwa zum großen Straßenumzug der Narrenzunft Orschweier am Sonntag, 12. Februar, ab 14 Uhr mit circa 70 Gruppen.

Auszeichnungen für zwei Narren

Der »Herzblut-Narr« Joachim Metzger wurde auf der Bühne zum neuesten Ehrenmitglied der NZO ernannt. Er hatte sich seit 1993 erst als Schriftführer, dann Zeremonienmeister, Prinz, Narrenzeitungschef, Umzugsorganisator und Oberzunftmeister samt etlicher Bühnenauftritte unermüdlich engagiert. Er wird auch künftig trotz seiner neuen Ehrenmitgliedschaft hinter manchen Kulissen aktiv weiter mitwirken.

Die »Mühlenmarie« alias Maria Frey sei nun nach 22 Bühnenjahren (einst auch als Rauer Sepp aus dem Rathaus) in Rente gegangen, verkündete Zeremonienmeister Tim Rauer als stets schlagfertiger Moderator. Deshalb gab sie jetzt ihren Abschiedsauftritt einschließlich Gesangseinlage frei nach Udo Jürgens: "Mit 67 Jahren ist noch lange nicht Schluss!" Gerührt ließ sich die Mühlen-Marie eine silberne Ehrennadel für ihre jahrzehntelange Bühnenarbeit anstecken.