Der Wirtschaftsstandort Hechingen wurde im Ranking des Unternehmermediums „Die Deutsche Wirtschaft“ bewertet. Foto: Roth

Der Wirtschaftsstandort Hechingen landet im deutschlandweiten Ranking des Unternehmermagazins „Die Deutsche Wirtschaft“ auf Rang 1727 und schneidet damit schlechter ab als beispielsweise Bisingen. Wie kommt diese Einordnung zustande?

Wie steht der Wirtschaftsstandort Hechingen im Vergleich zu anderen Kommunen in Deutschland da? Eine Antwort auf die Frage versucht das Standortranking des Unternehmermediums „Die Deutsche Wirtschaft“ (DDW) mit der „Deutschen Exzellenzprüfung GmbH“ zu geben.

 

Das Standortranking wird zwei Mal pro Jahr veröffentlicht und überarbeitet. Ende Februar erschien die neueste Version. Hechingen liegt in der DDW-Rangliste bundesweit auf Platz 1727 und erzielt 6,3 Punkte. Im Vergleich zur Vorversion hat sich die Zollernstadt damit um 52 Plätze gesteigert. Insgesamt sind 4046 Standorte im Standortranking gelistet. Derzeit führt die bayerische Landeshauptstadt München.

Scoring-Wert von 6,3 Punkten erreicht

Wie kommt „Die Deutsche Wirtschaft“ auf den sogenannten Scoring-Wert von 6,3 Punkten? Die Basis für die Berechnung sind vier Faktoren: die Anzahl und die Kennziffern der wichtigsten Unternehmen am Standort, eine öffentliche Bewertung von Unternehmern, Arbeitskräften und Bürgern eines Standorts, die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sowie die Anzahl der Hochschulen.

Öffentliche Quellen für Umsatzzahlen ausgewertet

Für den Faktor „Unternehmen am Standort“ wird die Anzahl an sogenannten „Top-Unternehmen“ am Standort und unter anderem deren Umsatz und Arbeitsplätze gezählt. Für Hechingen weist das Standortranking sieben „Top-Unternehmen“ aus. Darunter sind beispielsweise die Barth Logistikgruppe, CTS Umweltsimulation, das Medizintechnikunternehmen Joline sowie die Modefirma Jockey. Insgesamt sind laut DDW 8524 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Hechingen bei 19 475 Einwohnern registriert. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl hat Hechingen knapp 36 „Top-Unternehmen“ pro 100 000 Einwohner, was Platz 1998 deutschlandweit bedeutet.

Interessant ist auch ein Blick in die Nachbarschaft: Bisingen schneidet trotz seiner im Verhältnis nur 9848 Einwohner mit Platz 1045 im Standortranking besser ab als Hechingen; Balingen liegt deutschlandweit mit 20 „Top-Unternehmen“ gar auf Rang 214.

Bleibt die Frage, wie repräsentativ das Standortranking des Unternehmermediums für Städte mit der Größe von Hechingen ist. Wie DDW schreibt, sei man zwar „bemüht, die möglichst aktuellsten Unternehmenskennziffern zu erheben“. Gerade bei kleineren Unternehmen, die nicht verpflichtet seien, regelmäßig ihre Umsatzzahlen zu veröffentlichen, müsse aber auf ältere Umsatzzahlen oder Schätzungen zurückgegriffen werden. So wird in Hechingen bei der Firma Barth mit Umsatzkennzahlen des Jahres 2016 gerechnet, bei CTS und Joline wird geschätzt.

Dazu kommt, dass die Benotungssäule „Öffentliche Bewertung“ des Standorts durch Arbeitskräfte und Unternehmer wegfällt. Dort heißt es: „Es fehlen noch sechs Benotungen bis zur ausreichenden Anzahl für einen Mittelwert.“

Auffällig ist, dass große Unternehmen wie beispielsweise Bentley gar nicht im Ranking erscheinen. Dazu sagt eine DDW-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion: „Die Bentley Innomed hatten wir tatsächlich noch nicht in unserer Liste. Wir bemühen uns, sämtliche verfügbaren öffentlichen Quellen für das Standortranking auszuwerten, und, wo möglich, mit den Unternehmen selbst turnusmäßig die Zahlen abzustimmen.“ Dennoch sei eine 100-prozentige Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht möglich. Man darf deshalb die Frage nach der Aussagekraft stellen (siehe Info).

Wie schätzt die IHK Reutlingen das Standortranking ein?

Kritik
Der IHK Reutlingen ist das Standortranking von „Die Deutsche Wirtschaft“ bekannt, eine Zusammenarbeit mit dem Medium gebe es aber nicht, wie eine Sprecherin unserer Redaktion erklärt. Hinsichtlich der Repräsentativität des Standortrankings kritisiert die IHK Reutlingen, dass es für die Säule „Öffentliche Bewertung“ zu wenige Rückmeldung aus der hiesigen Wirtschaft gab, um einen Mittelwert zu bilden.

IHK-Umfrage
Im Gegensatz dazu veröffentlicht die IHK Reutlingen alle fünf Jahre die Ergebnisse ihrer Standortzufriedenheitsumfrage für die unterschiedlichen Gebiete der ihr zugehörigen Region Neckar-Alb. So auch für den Zollernalbkreis, wo bei der jüngsten Umfrage im Jahr 2022 456 Antworten der lokalen Unternehmen eingeflossen seien. Positiv bewertet wurden darin die Allgemeine Sicherheit, Sport- und Freizeitmöglichkeiten sowie der Kontakt zu Hochschulen respektive Forschungseinrichtungen. Kritik einstecken musste die Verfügbarkeit beruflich qualifizierter Fachkräfte, der ÖPNV und die Mobilfunk-Netzabdeckung.

Fakten zur Wirtschaft
Weiter berichtet die IHK zur derzeitigen Wirtschaftslage im Zollernalbkreis: Die Beschäftigungsquote lag im Jahr 2023 bei 65,3 Prozent (Baden-Württemberg: 63,6 Prozent). Der Zollernalbkreis ist ein Industriestandort: 47,4 Prozent der Beschäftigten sind in der Industrie tätig (Baden-Württemberg: 34,7 Prozent). Die Unternehmen im Zollernalbkreis sind exportorientiert: 2024: 2,4 Milliarden Euro Auslandsumsatz des Verarbeitenden Gewerbes.