Wer den Rettungshubschrauber am Himmel erblickt geht oft vom Schlimmsten aus. Die DRF Luftrettung-Besatzung aus Leonberg ist für den Nordschwarzwald verantwortlich und erklärt, was hinter den Einsätzen steckt.
Achtung, Alarm! Wenn die Luftretter der DRF zu einem Einsatz gerufen werden, geht alles ganz schnell. In etwa zwei Minuten ist die dreiköpfige Besatzung aus Leonberg in der Luft und auf dem Weg.
Die Station Christoph 41 ist tagsüber zwar vor allem für den Großraum Stuttgart zuständig, ist aber auch der erste Hubschrauber, der für den Kreis Calw sowie den Enzkreis alarmiert wird. Der restliche Schwarzwald wird vor allem von der Station Villingen-Schwenningen angeflogen.
An diesem Mittwoch, 19. März, ist der bundesweite Tag der Luftretter. Zu diesem Anlass geben ein Notfallsanitäter und ein Notarzt auf der Station Leonberg einen Einblick in das tagtägliche Geschäft.
„Wenn es gut läuft, alarmiert uns die Leitstelle direkt zu Beginn der Einsatzmeldung“, erläutert Dirk Gockeler. „Besonders im ländlichen Raum.“ Er ist Stationsleiter der DRF-Station Leonberg, Christoph 41.
Pilot, Notfallsanitäter und Notarzt im Dienst
Dort starten Rettungshubschrauber direkt hinter dem Leonberger Krankenhaus bereits seit 1986. Mit dabei: ein Pilot und ein Notfallsanitäter der DRF sowie ein Notarzt des Klinikverbunds Südwest oder des Klinikums Stuttgart.
Und dann geht es mit rund 230 Kilometer pro Stunde in Luftlinie zum Einsatzort. Wo gelandet wird, entscheidet der Pilot. Wobei die Leitstelle oder andere Einsatzkräfte natürlich mögliche Landeplätze weitergeben, erklärt Gockeler. Der Stationsleiter ist seit 26 Jahren Notfallsanitäter bei der DRF.
Gockeler unterstützt während des Flugs den Piloten im Cockpit, allerdings nicht direkt beim Fliegen, sondern beispielsweise beim Funk. Nach der Landung geht es für ihn und den Notarzt dann zum Einsatzort.
Nicht selten müssen sie vom Landeplatz noch ein gutes Stück zu Fuß, mit anderen Einsatzkräften oder auch helfenden Bürgern, die die Besatzung mit dem Auto mitnehmen, zurücklegen. Jedoch gibt es auch Momente, die den Einsatz verzögern können: Beispielsweise ein Spaziergänger, der keinen Abstand vom landenden Hubschrauber hält, oder sogar noch unter den bewegenden Rotorblättern durchläuft.
1000 Einsätze im Jahr
Vor Ort läuft es dann oft unterschiedlich ab. Je nachdem, ob sie die Ersten sind oder erst später alarmiert wurden. Und je nach Art des Einsatzes. Letztere variiert und ist – entgegen der Erwartung vieler – nicht immer ein schwerer Unfall. Oft handelt es sich um einen medizinischen Notfall, wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.
Die Station Leonberg verzeichnet rund 1000 Einsätze im Jahr. „In etwa 50 Prozent davon sind internistische Fälle – also Herzinfarkte oder Schlaganfälle zum Beispiel“, erläutert Notarzt Sebastian Schenk. Die anderen 50 Prozent seien dann chirurgischer Natur. Vor allem zählen dazu Unfälle, Stürze, Verbrennungen oder auch Amputationen, führt er aus.
Oft muss es ein „Maximalversorger“ sein
Der Notarzt ist seit Oktober vergangenen Jahres Mitglied im Leonberger Team und zwei-, dreimal im Monat mit dabei. Seit 2014 arbeitet er als Arzt. Das Team der DRF in Leonberg besteht aktuell aus drei Piloten und vier Notfallsanitätern, die bei der DRF angestellt sind. Dazu kommen zehn Ärzte, die wie auch Schenk mit seiner praktischen Erfahrung aus dem Klinikverbund Südwest das Team unterstützen.
Oft müssen Patienten nach einem schwereren Unfall oder Sturz anschließend zu einem „Maximalversorger“ – beispielsweise ins Universitätsklinikum Tübingen – gebracht werden. Aufgrund der Entfernung ist der Hubschrauber in vielen Fällen die bessere Wahl. Ebenfalls bei Verbrennungen und Verbrühungen, bei dem die Patienten in bestimmte Kliniken transportiert werden.
Hilfe leisten, Leben retten
Jedoch wird bei jedem Einsatz vor Ort die beste Möglichkeit für den Patienten gesucht. „Der Hubschrauber ist als schneller und schonender Transport bekannt“, erläutert der Notfallsanitäter. Vor Ort könnte sich aber auch herausstellen, dass es im Krankenwagen aufgrund des größeren Innenraums besser wäre.
Für die Besatzung des Hubschraubers gilt bei den Einsätzen nahezu dasselbe wie für die bodengebundenen Kräfte: Schnell zum Einsatzort, Hilfe leisten, Leben retten. Die Ankunft unterscheidet sich natürlich dabei.
Obwohl die Kräfte der DRF für viele Menschen einen anderen Status halten, da der Hubschrauber doch etwas Besonderes ist, sehen sich die Leonberger Kräfte als Ergänzung der bodengebundenen Kräfte, erläutert Gockeler. Vor Ort arbeiten Polizeikräfte, Feuerwehrkräfte, Sanitäter und Notärzte zusammen, funktionieren in einer „Blaulicht-Familie“, führt er aus.
Abseits der Einsätze
DRF Station Leonberg
Die Mitglieder der DRF haben natürlich aber noch mehr zu tun, als nur auf einen Einsatz zu warten. Von Sonnenaufgang, frühestens aber 7 Uhr, bis zum Sonnenuntergang sind die Mitglieder der Besatzung vor Ort. Während die Tage im Winter etwas kürzer sind, kann ein Tag im Sommer schon einmal 15,5 Stunden dauern, maximal jedoch vier Tage am Stück mit entsprechendem Ausgleich. Dafür hat die DRF eine Sonderregelung bei den Arbeitszeiten. Nachts sind die Leonberger nicht unterwegs.
Aufgaben
In der Station stehen dann noch ganz andere Aufgaben an. Die Vor- und Nachbereitung eines Einsatzes, Besprechungen im Team, Material und Maschinen warten, Lagerbestand auffüllen, jährliches Schulungen und Trainings und noch einiges mehr steht für die Besatzung an.