Die Apotheker in der Region machen dicht: Am Mittwoch, 14. Juni, wird es nur einen Notdienst im Kinzigtal geben. Im Rahmen eines bundesweiten Protesttags wollen die Betriebe unter anderem auf ihre schwierige finanzielle Lage aufmerksam machen.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sieht eine „Destabilisierung der Arzneimittelversorgung in Deutschland“ und macht besonders auf Lieferengpässe, Personalnot sowie „eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung“ aufmerksam. Auch die Apotheker im Kinzigtal beklagen die schwierige Lage, die sich insbesondere durch Lieferschwierigkeiten auch spürbar auf die Patienten niederschlägt. „Das Maß ist überschritten“, sagt Max Bergsträsser, Inhaber der Apotheke Steinach, beispielsweise.
Steinach: Es seien viele Kleinigkeiten, die über die Jahre zusammengekommen seien und das Fass langsam zum Überlaufen brächten, sagt Bergsträsser. Er betreibt neben der Apotheke in Steinach auch die Apotheke am Kurgarten in Zell, die Bären-Apotheke in Biberach und die Apotheke Zunsweier. Ihn stören die immer weiter zunehmende Bürokratie und die Macht der Krankenkassen, die beispielsweise bei Formfehlern die Bezahlung der gesamten Versorgung an die Apotheke streichen können.
Bergsträsser betont, es gehe bei der Aktion nicht „um den eigenen Geldbeutel“: Die Versorgung der Patienten stehe im Vordergrund, und eben diese leide unter den derzeitigen Rahmenbedingungen. Daher sei es wichtig, auf diese aufmerksam zu machen. Auch wenn der Streik diejenigen treffe, denen die Apotheken helfen wollen – die Kunden.
Haslach: Auch die Kloster- und Stadtapotheke Haslach streiken mit. Zu der Entscheidung hätten viele Gründe geführt, sagt deren Leiterin Doris Loewecke. „Das oberste Ziel ist der Erhalt der ortsnahen Versorgung“, verdeutlicht sie. Ein weiteres Apothekensterben müsse verhindert werden.
„Die Politik lässt uns allein“, kritisiert Loewecke. Seit zehn Jahren seien die Honorare nicht mehr angepasst, dafür aber sogar noch die Apotheken-Abschläge erhöht worden. Und das, obwohl auch die Apotheken eine Entlastung nötig hätten: Auch sie leiden unter steigenden Energiekosten und Personalmangel. Die Löhne seien schon lange nicht mehr konkurrenzfähig, verdeutlicht Loewecke.
Auch die Kinzigtal-Apotheke nimmt am Streik teil. Die Beweggründe seien durch die ABDA bereits hinreichend erklärt, hieß es auf Anfrage unserer Redaktion.
Oberwolfach: Mit dabei ist am Mittwoch auch die Linden-Apotheke in Oberwolfach. „Wenn wir jetzt nicht richtig laut anfangen zu schreien, wird es sehr schwierig“, ist sich Claudia Kröger sicher. Die Problematik, auf die die Apotheker mit ihrem Protest aufmerksam machen wollen, sei sehr vielschichtig – dabei gehe es auch um die Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Da hänge sehr viel dran, meint Kröger. Und letztlich gehe es auch um die Versorgung der Kunden, die gerade auf dem Land besonders wichtig sei. Seit etwa einer Woche kommunizieren die Mitarbeiter die Streik-Pläne auch an die Kunden. „Alle haben sehr viel Verständnis“, so Kröger dankbar. „Die Kunden wissen, was sie an uns haben.“
Wolfach: Auch die Schloß-Apotheke in Wolfach beteiligt sich am Apotheken-Streik. „Allein schon aus Solidarität und damit wir Gehör haben“, so Fabian Schmider. Darum bleibt die Tür auch in Wolfach am Mittwoch geschlossen.
Hausach: Alle drei Apotheken in Hausach haben am Protesttag geschlossen. Regina Alber-Wiedmaier von der Apotheke „Zur Eiche“ bemängelt vor allem die viele Bürokratie, mit der die Apotheken zu kämpfen hätten. „Wir wünschen uns einen Abbau dieser Bürokratie, um Kunden schneller versorgen zu können“, bringt sie es auf den Punkt. In diese Problematik spielen auch die Lieferengpässe, mit denen die Apotheken in jüngster Zeit zu kämpfen hatten, hinein. „Außerdem fehlt uns der Nachwuchs. Die meisten jungen Pharmazeuten wollen nicht mehr auf die Fläche, und erst recht nicht aufs Land“, so Alber-Wiedmaier.
Auch die Burg-Apotheke beteiligt sich am Protest. „Wir haben am Mittwoch geschlossen. Die Politik hat für unsere Anliegen taube Ohren, da müssen wir lauter werden“, fasst Inhaber Franz Gramlich seine Beweggründe zusammen. „Auf der einen Seite haben wir gestiegene Energiekosten und die Inflation, die Kosten steigen, aber die Honorierung bleibt gleich“, führt er weiter aus. Er betont: „Natürlich macht es keine Freude, die Kunden auszusperren, aber wir müssen uns Gehör in der Öffentlichkeit verschaffen.“
Die Zedern-Apotheke beteiligt sich eigentlich auch am Protesttag, muss aber den Apotheken-Notdienst übernehmen.
Hornberg: Die Stadtapotheke beteiligt sich ebenfalls am Streik. Filialleiterin und Apothekerin Christine Paffendorf möchte sich jedoch nicht weiter dazu äußern.
Kritikpunkte
Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) versagt die Bundesregierung den Apotheken die notwendige Wertschätzung. Beim Management der Lieferengpässe bräuchten die Apotheken weniger Bürokratie. Das Honorar der Apotheken sei seit zehn Jahren unverändert. Steigende Kosten würden in der Apothekenvergütung nicht berücksichtigt. Immer mehr Apotheken müssten schließen und würden regelrecht kaputt gespart.