Mit brachialer Gewalt werden seit Jahren in Deutschland Geldautomaten aufgesprengt – auch im Kreis. Um diese kriminellen Taten zu bekämpfen, veranstaltete die Polizei nun bundesweite Kontrollen. Im Fokus stand unter anderem die Grenze zu Frankreich.
2022 knallt es in Mietersheim und Grafenhausen, 2023 folgen Fälle in Allmannsweier, Zell, Sulz und Niederschopfheim und Anfang 2024 wird in Kappel und Rheinhausen erneut zugeschlagen: In den vergangenen Jahren ist es in der Ortenau zu zahlreichen Geldautomaten-Sprengungen gekommen. Die Ermittlungen in den Fällen halten die Polizei seither auf Trab – doch die hochprofessionell agierenden Geldautomatensprenger werden selten erwischt.
In den Nächten auf Mittwoch und auf Donnerstag haben die Sicherheitsbehörden nun deshalb zielgerichtet Kontrollaktionen im gesamten Bundesgebiet veranstaltet. Unter der Koordination des Landeskriminalamts Niedersachsen beteiligten sich neben der Bundespolizei die Polizei Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern sowie das Saarland. Das erklärt das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg in einer Mitteilung am Donnerstag.
Die Maßnahmen hätten sich sich vor allem entlang der deutsch-niederländischen Grenze und entlang der Grenze zu Frankreich konzentriert. „Das Ziel war die Verhinderung von Straftaten mit erheblicher Bedeutung sowie Verdachtsgewinnungen im Zusammenhang mit Geldautomatenaufbrüchen“, erklärt auch das Offenburger Polizeipräsidium in einer Mitteilung am Mittwoch.
In der Ortenau beteiligten sich Beamte der Polizeireviere Kehl, Offenburg sowie Lahr. An verschiedenen stationär und mobil betriebenen Kontrollstellen in Kehl, Neuried, Schwanau und Schutterwald sei der Verkehr überprüft worden. „Zwischen 23 und 5 Uhr wurden im Bereich der Europa-Brücke Kehl und dem Grenzübergang Schwanau/Nonnenweier Einreiseüberwachungen sowie im Bereich Schutterwald/Neuried Verkehrskontrollen durchgeführt“, heißt es. Rund 80 Fahrzeuge und 100 Personen seien dabei genauer unter die Lupe genommen worden.
Einige Verkehrsteilnehmer müssen nun mit Strafverfahren oder Bußgeldverfahren rechnen.
323 Einsatzkräfte waren im ganzen Land im Einsatz
Denn insgesamt hat die Polizei bei ihrer Aktion acht Verstöße – darunter Trunkenheitsfahrten, Fahrten unter Drogeneinwirkung oder ohne Fahrerlaubnis sowie Verstöße gegen das Pflichtversicherungsgesetz – festgestellt und geahndet.
„Um vermeintlich schnelle Beute zu machen, sprengen Kriminelle seit wenigen Jahren mit Gewalt Geldautomaten und nehmen dabei in Kauf, dass Unbeteiligte schwer verletzt oder sogar getötet werden. Die Schäden, die eine solche Sprengung anrichtet, liegen häufig um ein Vielfaches über dem Wert der angestrebten Beute“, erklärt das LKA den Hintergrund der Aktion.
Auch wenn die Fallzahlen im Bundesgebiet insgesamt rückläufig seien, werde die Bekämpfung dieser Kriminalitätsform unvermindert mit Hochdruck fortgesetzt. Insgesamt seien bundesweit mehr als 4000 Fahrzeuge kontrolliert und zwölf Personen festgenommen worden. „Gegen sie lagen Haftbefehle unter anderem wegen Einbruchs oder illegalen Aufenthalts vor“, erklärt das LKA. Zusätzlich wurden 84 Strafanzeigen gefertigt und 56 Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Verkehrsverstößen.
„An der heute beendeten Kontrollaktion waren in Baden-Württemberg circa 323 Einsatzkräfte der Polizeipräsidien Aalen, Freiburg, Heilbronn, Karlsruhe, Konstanz, Ludwigsburg, Offenburg, Pforzheim, Reutlingen, Ravensburg, Stuttgart und Ulm sowie des Polizeipräsidiums Einsatz beteiligt“, heißt es. Koordiniert worden seien die landesweiten Maßnahmen durch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg. An den beiden Tagen wurden insgesamt 923 Fahrzeuge und 1308 Personen kontrolliert. Insgesamt gab es in Baden-Württemberg laut Landeskriminalamt im Jahr 2024 bisher 42 Geldautomatensprengungen. „Damit weisen die Fallzahlen im Land eine ansteigende Tendenz auf“, heißt es.
Ermittlungen laufen
„Von Habgier und krimineller Energie getrieben agieren die zumeist bandenmäßig organisierten Täterinnen und Täter rücksichtslos, riskieren das Leben von unbeteiligten Menschen und zerstören Gebäude. Dem treten wir mit aller Vehemenz entgegen“, betont LKA-Präsident Andreas Stenger. Das LKA verfolge einen ganzheitlichen Ansatz: Neben der Erhöhung des Kontrolldrucks werde auch die Zusammenarbeit mit Banken intensiviert. Maßnahmen wie die Verwendung von Einfärbe-Systemen, der Nachtverschluss, bauliche und elektronische Sicherungseinrichtungen oder die nächtliche Leerung der Geldautomaten würden die Tatanreize massiv reduzieren und so auch die Zahl der Geldautomatensprengungen auf absehbare Zeit senken.