Es klingt alarmierend: Knapp die Hälfte der 25 höchsten Brücken in Deutschland sind in kritischem Zustand, sagen Bauexperten. Die Bauwerke in der Region stehen dagegen gar nicht so schlecht da – dennoch sind drei Neubauten geplant.
Wird eine Note zwischen 3,0 und 4,0 erteilt, ist das selbst für Schüler oft nicht unbedingt zufriedenstellend. Viel schlimmer sieht es aber aus, wenn Brücken diese Bewertung erhalten. Denn die Noten 3,0 bis 3,4 stehen für einen nicht ausreichenden, die Noten 3,5 bis 4,0 sogar für einen ungenügenden Zustand – wobei 4,0 nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen das schlechteste mögliche Ergebnis darstellt.
Insgesamt elf der 25 höchsten Brücken in Deutschland rangieren indes zwischen drei und 3,5, befinden sich also in einem schlechten bis kritischen Zustand. Das teilte die Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken unlängst mit.
Jährliche Prüfungen
Und wie ist die Lage im Kreis Calw? Offenbar wesentlich entspannter. Insgesamt, so berichtet Janina Dinkelaker, Pressesprecherin des Calwer Landratsamts, sei festzustellen, „dass der Zustand der Brücken deutlich besser ist, als im bundesweiten Durchschnitt“.
Für die Bauwerke im Bereich der Kreisstraßen zeichnet die Abteilung Straßenbau und Straßenverkehr des Landratsamtes verantwortlich. Dort würden die Brücken „jährlich einer Sichtprüfung und in sechsjährigem Zyklus einer einfachen Prüfung und einer Hauptprüfung mit dreijährigem Versatz unterzogen“, führt Dinkelaker auf Anfrage unserer Redaktion aus.
Regelmäßige Maßnahmen
An Bauwerken mit schlechten Zustandsnoten bessere die Abteilung zudem regelmäßig Schäden aus oder beuge Schäden vor, „um langfristig in keinen Sanierungsstau zu geraten“. 2019 sei beispielsweise die Brücke in Unterreichenbach (K 4321) und im Jahr 2020 die Brücke über die Nagold in Ebhausen (K 4338) aufwendig saniert worden.
Auch im Bereich der Landes- und Bundesstraßen scheint es wenig Probleme zu geben. So berichtet Irene Feilhauer, Sprecherin des zuständigen Regierungspräsidiums Karlsruhe, dass derzeit nur drei von 108 Brücken im Kreis Calw mit einer Zustandsnote zwischen 3,0 und 3,5 bewertet würden. „Dies sind im Zuge der L 348 die Unterführung der Teinach bei Station Bad Teinach und die Unterführung der Deutschen Bahn bei Station Bad Teinach sowie im Zuge der B 463 die Unterführung der Nagold in Wildberg“, zählt die Sprecherin auf. Und für alle drei Bauwerke seien bereits Maßnahmen vorgesehen.
Guter Gesamtzustand
„Bei den beiden Brücken im Zuge der L 348 haben die Planungen für Ersatzneubauten gerade begonnen, bei der B 463 soll die Planung für den Ersatzneubau im nächsten Jahr abgeschlossen werden“, so Feilhauer. Anschließend sei „die zeitnahe Umsetzung der Maßnahme geplant“.
„Der Gesamtzustand der Brücken in Baulast des Kreises ist vergleichsweise gut“, bilanziert Dinkelaker. Dies, so erklärt sie, sei „sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass der Landkreis Calw ländlich geprägt ist und das Verkehrsaufkommen (der durchschnittliche tägliche Verkehr) geringer ist als in Ballungsräumen“.