Treffen erstmals in einer Diskussionsrunde aufeinander (von links): die Bundestagskandidaten Thomas Bareiß (CDU), Johannes Kretschmann (Grüne), Robin Mesarosch (SPD) und Stephan Link (FDP). Foto: Hescheler

Zwei Monate vor der Bundestagswahl am 26. September sind in Sigmaringen erstmals die Direktkandidaten des Wahlkreises Zollernalb-Sigmaringen zusammengetroffen. Auf Einladung des Gewerkschaftsbunds gab es eine Diskussion über Wohnen und Mobilität im ländlichen Raum.

Sigmaringen - Wobei die Runde nicht komplett war: Der Kandidat der Linken, Marco Hausner, entschuldigte sich krankheitsbedingt, den Vertreter der AfD hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) als Veranstalter nicht eingeladen. Verblieben noch: Thomas Bareiß (CDU), Johannes F. Kretschmann (Grüne), Stephan Link (FDP) und Robin Mesarosch (SPD).

Obwohl der Wahlkampf noch gar nicht richtig begonnen hat, machte der Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß einen gestressten Eindruck: Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium traf mit 15-minütiger Verspätung ein und musste die Runde früher verlassen, weil er in Sigmaringendorf einen weiteren Wahlkampfauftritt hatte.

Der DGB hatte sich auf die Kernthemen "Wohnen und Mobilität im ländlichen Raum" fokussiert. Das war eine feine Idee, trotzdem kratzte Moderatorin Julia Friedrich immer wieder an der Oberfläche. Als sich Bareiß und Kretschmann bei der schon häufig diskutierten Nordtrasse und dem Ausbau des Bahnnetzes warmliefen, würgte die Moderatorin den Schlagabtausch ab und leitete zum nächsten Thema über.

Lebensnah und konkret für die Besucher

Hilfreich für die Besucher: An mehreren Stellen der Diskussion wurde es lebensnah und konkret. So beim Thema Mietendeckel, den die Gewerkschaften sich auf die Fahne geschrieben haben. FPD-Mann Link lehnt eine Obergrenze für Mieten ab, weil er der Meinung ist, dass besser Anreize zum Wohnungsbau geschaffen werden müssten, um das Angebot zu vergrößern. Bareiß ist der selben Auffassung und ging sogar noch einen Schritt weiter: "Wer Vermietern so etwa vorschreibt, der riskiert, dass Investitionen ausbleiben und Wohnungen verkommen." Kretschmann widersprach: "Mit Marktliberalität kommt man hier nicht weit." Der Staat müsse eingreifen und beispielsweise Wohnungsbaugesellschaften neu aufbauen. SPD-Kandidat Mesarosch gab wie mehrfach an diesem Abend ein sehr differenziertes Meinungsbild ab: "In Städten ist der Mietenstopp eine gute Lösung, aber nicht die einzige."

Ganz anderes Thema: Ein Anhänger der Grünen wollte wissen, warum Staatssekretär Bareiß dafür gestimmt habe, dass die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung verlängert werde. Die Regierungskoalition und die AfD hatten im Bundestag die Verlängerung um zwei Jahre bewilligt. Seit Jahresanfang ist die Ferkelkastration ohne Betäubung verboten. Bareiß beantwortete die Frage nicht, stattdessen sprach er über einen Besuch auf einem Hühnerhof und das beschlossene Aus für das Schreddern von männlichen Küken.

Alle anderen Vertreter unterstrichen, dass das Verbot richtig sei. Grünen-Kandidat-Kretschmann hob darauf ab, dass im Einzelhandel höhere Preise für Lebensmittel durchgesetzt werden müssten, um die Landwirtschaft zu stärken. Hier meldete Bareiß seine Zweifel an, der CDU Politiker vertrat die Meinung, dass viele Verbraucher weiter zum günstigsten Angebot greifen würden.