Am Sonntag, 23. Februar wählen die Bürger den Bundestag. Foto: AP/Markus Schreiber

Die Bundestagswahl am 23. Februar rückt näher: Bereits in wenigen Wochen sind auch die Bürger im Wahlkreis Tübingen-Hechingen aufgerufen, ihr Kreuz auf dem Wahlzettel zu machen – ein Überblick über die Direktkandidaten.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit der Vertrauensfrage den Weg frei für Neuwahlen gemacht. Die Parteien haben in den vergangenen Monaten ihre Kandidaten nominiert.

 

Ein kurzer Überblick über die Direktkandidaten im Wahlkreis 290 Tübingen-Hechingen der Parteien, die bisher im Bundestag vertreten sind.

FDP

Die FDP hat ihren Nominierungsparteitag bereits im Oktober abgehalten. Ergebnis: Der 29-jährige Julian Grünke kandidiert für die Liberalen. Im Hinblick auf die Bundestagswahl 2025 spricht er von einer „Richtungsentscheidung für Deutschland“.

Julian Grünke, FDP Foto: Sanjar Khaksari

Das Land brauche „eine neue Dynamik“. Das „persönliche Risiko durch Neuwahlen spielt keine Rolle“, teilte er aus Anlass der Vertrauensfrage im Bundestag mit – folgt man Umfragen, gilt es schließlich nicht als sicher, dass die FDP die Fünf-Prozent-Hürde erreicht.

Auf der Landesliste der FDP steht Grünke auf Platz 13 und zieht als Spitzenkandidat der Jungen Liberalen in Baden-Württemberg, der Nachwuchsorganisation der FDP, in den Wahlkampf. Grünke rückte im September 2024 für den früheren FDP-Landesvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Michael Theurer in den Bundestag nach. Zuvor war er parlamentarischer Assistent des Europa-Abgeordneten Andreas Glück (FDP). Theurer wechselte derweil in den Vorstand der Deutschen Bundesbank.

CDU

Christoph Naser schickt sich an, die Nachfolge des CDU-Urgesteins Annette Widmann-Mauz anzutreten. Sie holte seit der Bundestagswahl des Jahres 2002 das Direktmandat im Wahlkreis Tübingen-Hechingen. Mit Nasers Kandidatur verbinden sich daher hohe Ansprüche, denn die CDU ist die Partei, die bei der nächsten Wahl mithin am meisten zu verlieren hat.

Bewusst kandidierte er bei der parteiinternen Landesvertreterversammlung im Dezember nicht für die Liste der CDU-Baden-Württemberg. Naser begründet das so: „Ich kandidiere, um die Menschen vor Ort direkt zu vertreten. Ich will ihre Unterstützung gewinnen, um ihre Interessen mit meiner Stimme in Berlin stark zu vertreten.“ Das Vertrauen der Bürger wolle er durch „ehrliche und engagierte Arbeit vor Ort“ rechtfertigen. Die Wähler können demnach am besten entscheiden, „ob ich ihre Interessen als direkt gewählter Bundestagsabgeordneter vertreten soll“. Dass Naser auf den Listenplatz des Landesverbands verzichtet, lässt aufhorchen. Allerdings spielt der Platz auf der Landesliste aufgrund des neuen Wahlrechts nicht mehr die ausschlaggebende Rolle.

Christoph Naser, CDU Foto: Benedikt Schweizer/Benedikt Schweizer

SPD

Was waren das für Zeiten, als Herta Däubler-Gmelin 1998 im Bundestagswahlkreis Tübingen-Hechingen die meisten Erststimmen holte. Der Gedanke daran dürfte manch einen Sozialdemokraten in der Region wehmütig stimmen.

Die SPD konnte im Wahlkreis 290 seither nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen. Als Nachfolger des langjährigen Bundestagsabgeordneten Martin Rosemann, hat die SPD Anfang November Florian Zarnetta nominiert. Der 25-Jährige wurde schon mit 22 Jahren Co-Vorsitzender des Kreisverbandes Tübingen. Er ist Mitglied des Stadtrats Tübingen und dort Fraktionsvorsitzender der SPD.

Florian Zarnetta, SPD Foto: Ansgar/ansgar

Die Sozialdemokraten waren bei der Bundestagswahl 2021 auf einem guten Weg: Sie erhielten, damals noch mit Martin Rosemann als Kandidat, mehr Erststimmen (plus 0,9 Prozentpunkte) und mehr Zweitstimmen (plus 4,7 Prozentpunkte). Die Hechinger SPD sah bei ihrer Hauptversammlung aufgrund des neuen Wahlrechts gute Chancen für Zarnetta.

Grüne

Geradezu erdrutschartig sind die Grünen 2021 im Wahlkreis in den Bundestag eingezogen: Keine andere Partei im Wahlkreis konnte bei Erststimmen (plus 6,6 Prozentpunkte) und Zweitstimmen (plus 5,4 Prozentpunkte) ähnliche Zuwächse verzeichnen. Die 25,7 Prozent der Erststimmen für den Grünen Christian Kühn hätten Annette Widmann-Mauz von der CDU um ein Haar das Direktmandat gekostet (sie kam auf 27 Prozent).

Nun stellt sich insbesondere bei den Grünen die Frage, ob die Ergebnisse der Bundestagswahl 2021 in einer Persönlichkeitswahl oder doch eher in der weltanschaulich-programmatischen Auffassung der Wähler gründen.

Sicher ist hingegen: Kühn hat trotz des sehr guten Wahlergebnisses frühzeitig den Beruf gewechselt, das Bundestagsmandat niedergelegt und fungiert seit dem 15. Februar 2024 als Leiter des „Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung“ – ein bestens dotierter Job bei einer Behörde mit Hauptsitz in Berlin. Vor Ort im Wahlkreis fehlte den Grünen seither der Abgeordnete im Bundestag: Der Nachrücker ist von woanders und wurde über die Landesliste bestimmt.

Asli Kücük, Grüne Foto: Heidi Frank

Bei der Bundestagswahl 2025 will es die 48-jährige Asli Kücük auch im nördlichen Zollernalbkreis wissen – wo sie sich noch bekanntmachen muss. Verwurzelt ist Kücük in Tübingen, wo sie Gemeinderat und Kreistag angehört.

AfD

Die AfD hat Daniel Winkler als Kandidat nominiert. Er kommt aus Bechtoldsweiler und kandidierte bereits bei der Kommunalwahl im Juni 2024 auf der Liste der AfD in Hechingen – er ist damit der einzige Direktkandidat, der aus dem Zollernalbkreis kommt. Wie aus der Facebook-Seite der AfD-Zollernalb hervorgeht, stand Winkler den Bürgern am Infostand in der Oberstadt Rede und Antwort. Es dürfte darüber hinaus noch ein ganzes Stück Arbeit vor der AfD liegen, insbesondere, wenn sie auch in Tübingen punkten will, das traditionell als eher links gilt.

Daniel Winkler Foto: Winkler

Linke

Die Linke wählte Ralf Jaster zu ihrem Bundestagskandidaten. Der 50-jährige Gewerkschaftssekretär wird zu kämpfen haben: Bei der Bundestagswahl 2021 haben die Linken im Vergleich zu allen anderen im Bundestag vertretenen Partein das mit Abstand schlechteste Ergebnis im Wahlkreis Tübingen-Hechingen eingefahren (minus 4 Prozentpunkte bei Erststimmen und minus 4,4 Prozentpunkte bei den Zweitstimmen). Ob Jaster es besser kann, zeigt sich am Wahltag.

Ralf Jaster Foto: Alexander Gonschior

Bundestagswahl

Termin
 Die Bundestagswahl findet am Sonntag, 23. Februar, statt.

Wahlkreis
Zum Wahlkreis 290 gehören die Städte und Gemeinden im Kreis Tübingen sowie Bisingen, Burladingen, Grosselfingen, Hechingen, Jungingen und Rangendingen im Zollernalbkreis.