Seine CDU-Familie steht hinter ihm: Thomas Bareiß (Zweiter von rechts) mit dem Landesvorsitzenden und Landtags-Fraktionschef Manuel Hagel (neben ihm) sowie (von links) Christine Seizinger, Marianne Dirie, dem Albstädter Stadtrat Lennart Spengler und Renate Steim-Ölkrug (rechts). SPD-Stadträtin Marianne Roth (Mitte) ist am Wochenmarkt-Stand in Tailfingen gerne gesehener Gast. Foto: Karina Eyrich

Zum sechsten Mal will Thomas Bareiß am 23. Februar für die CDU in den Deutschen Bundestag gewählt werden. Im Wahlkampf versucht er, das Thema Wirtschaft in den Vordergrund zu rücken – und am Ende läuft es doch wieder auf Migration hinaus.

Sichtlich dankbar ist Thomas Bareiß für die Mann- und Frau-Stärke, mit der seine CDU-Familie an diesem eiskalten Wintertag auf dem Wochenmarkt steht und mit ihm Tulpen und Wahlprospekte verteilt. Sogar Landesvorsitzender Manuel Hagel friert mit ihm – prominente Köpfe in seinen Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen zu bringen, den er seit 2005 im Deutschen Bundestag vertritt, war Bareiß schon immer gelungen.

 

In seinen Erststimmenergebnissen freilich spiegelt sich das nicht: Von 55,5 Prozent 2005 über 60,7 im Jahr 2013 auf zuletzt 30,1 vor dreieinhalb Jahren sind sie gesunken, die Kritik an seiner Präsenz im Wahlkreis hingegen gestiegen. „Show“ wolle er nicht inszenieren, kommentiert Bareiß solche Stimmen. Die Arbeit eines Bundestagsabgeordneten spiele sich längst nicht nur auf offener Bühne ab.

Etwa dann, wenn er nach dem Wochenmarktwahlkampf den Sorgen von Unternehmern der Region lauscht: Bareiß weiß um ihr Dilemma, den Fachkräftemangel. „Wir hatten schon enorme Zuwanderung, und dennoch finden Restaurants keine Servicekräfte und Flughäfen keine Gepäckband-Arbeiter“, sagt er. Verkehrsminister Volker Wissing, damals noch FDP, habe vor einigen Jahren dafür 1500 Männer aus der Türkei anheuern wollen. „Aber das kann doch nicht sein, wo so viele Syrer da sind.“

Thomas Bareiß nutzt – auch im Wahlkampf – seinen guten Draht zu mittelständischen Unternehmern der Region, um zu erfahren, wo die Wirtschaft der Schuh drückt. Foto: Eyrich

Dass die CDU-geführte Bundesregierung 16 Jahre lang „auch nicht alles richtig gemacht“ habe, räumt Bareiß ein, doch nun stehe Deutschland wirtschaftlich „schlechter da als alle anderen in Europa“. Seine Botschaft lautet deshalb: „Leistung muss sich wieder lohnen!“ und der Bürokratieabbau müsse diesmal „wirklich klappen“, sagt Bareiß. Damit nicht „jeder Deutsche 520 Euro pro Jahr für Bürgergeld“ zahlen müsse, sondern Anreize da seien, zu arbeiten.

Die „wirkliche Zeitenwende“ stehe Deutschland erst noch bevor, ist Bareiß überzeugt. „Aber Krisen sind auch Chancen“, die Dinge „endlich mutig voranzubringen“. Sein Rezept und das seiner Partei ist der 15-Punkte-Plan von Parteichef Friedrich Merz: Die Prioritäten schnell abarbeiten, dann darauf solide aufbauen. Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei dabei „ein riesiges Thema, auch wenn es im Wahlkampf hier“, in seinem ländlichen Wahlkreis, „keine große Rolle spielt“.

Dass Bürokratie-Bringer wie das Lieferkettengesetz vom Tisch müssten, darin ist sich Bareiß mit den Mittelständlern am Tisch einig: „Keiner ist angesichts der Transparenz heutzutage noch so dumm, Kinderarbeit zu beauftragen“, sagt einer. „Da muss die CDU in Brüssel ordentlich aufräumen.“

Von ihm nimmt Bareiß den Auftrag mit, in den „ersten 18 Monaten nach der Wahl“, die „extrem erfolgskritisch“ seien, an vielen Schräubchen zu drehen, die – jedes für sich – nicht ausreichten, gemeinsam aber etwas verändern könnten, gerade im Bereich illegale Migration. „Ich bin erstaunt, dass sie beim klassischen Frühschoppen auf dem Land nicht im Vordergrund steht“, hat er in seinem Wahlkampf erlebt, „sondern die Wirtschaft“. Deshalb bedürfe es nach der Wahl solcher Kreise wie jenem am Tisch einer Albstädter Firma – damit er aus erster Hand erfahre, wo das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, die Mittelständler, der Schuh drücke.

Für seinen Wahlkreis weiter zu arbeiten, wäre für Bareiß, der nach einer kurzen Auszeit vor einem Jahr dort wieder viel unterwegs ist, das schönste Geburtstagsgeschenk: Am 15. Februar ist er 50 geworden.