Geschäftsführer Christoph Waldmann (von links) erklärt Norbert Walter-Borjans und Derya Türk-Nachbaur die neueste Technik der intelligenten Stehleuchte. Mit dabei sind beiden anderen Geschäftsführer Markus Wiedmann und Daniel Hug. Foto: Pohl

Die Wahlkampf-Touren neigen sich langsam dem Ende entgegen. Auf seiner Reise von München nach Frankfurt machte der SPD-Bundesvorsitzende Norbert Walter-Borjans einen Stop bei der Schwenninger Firma Waldmann, um mit den Geschäftsführern in Austausch zu treten.

VS-Schwenningen - Im Ausstellungsraum "Emil 28" präsentierte Geschäftsführer Christoph Waldmann dem Politiker neben der Unternehmensgeschichte auch die Entwicklung der Leuchten und die jeweiligen Einsatzbereiche der Produkte. Der Wandel von der Arbeitsplatzleuchte zur heutigen intelligenten und Daten erfassenden Büro-Stehleuchte beeindruckte den Gast, der es von Christoph Waldmann genau wissen wollte: "Ich bekomme oft mit, dass mit dem Eintritt des Juniors sich alles in einem Unternehmen wandelt. Ist das hier auch so?"

Digitalisierung

Christoph Waldmann erklärte, dass er sich zwar sehr mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetze, er aber keinesfalls mit seinem Vater, der sich im vergangenen Jahr aus der Geschäftsführung zurückgezogen hat, in einem Generationenkonflikt stehe. "Mein Vater hatte schon früh erkannt, dass die Digitalisierung unserer Leuchten eine Chance ist. Und davon sind wir beide überzeugt." Die Weiterentwicklung der Waldmann-Leuchten in den vergangenen Jahren bestätigt Christoph Waldmanns These, "dass die Digitalisierung keine Revolution ist, sondern eine Evolution".

So beschreibt Waldmann, dass der Hersteller eine Hardware geschaffen habe, die sukzessive mit neuer Software erweitert werden könne. Geschäftsführer Daniel Hug erläutert, dass durch die Technik in den Leuchten und deren Vernetzung mit Smartphones die Nutzung von Arbeitsplätzen organisiert werden könne. "Ursprünglich ging es bei einem Projekt darum, 4000 Arbeitsplätze für 8000 Mitarbeiter zu koordinieren. In der Corona-Zeit war das System anders zu nutzen und wir konnten sozusagen das digitale Handtuch werfen, um jeden zweiten Arbeitsplatz freizuhalten, um Abstände zu gewährleisten."

Klimaschutz

In Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz verfolgt Waldmann seine eigenen Ziele, erhofft sich hierbei aber Unterstützung vonseiten der Politik, wie Daniel Hug im Gespräch mit Norbert Walter-Borjans deutlich machte. "Wir haben jüngst die ›Strategie 2027‹ bei uns im Unternehmen verabschiedet, welche beinhaltet, dass wir 2028 klimaneutral sind." Hug stellt damit klar, dass es für den Mittelstand niemanden brauche, der das vorschreibt. "Wir brauchen keine Verbotspolitik." Vielmehr sehe er die Politik – unabhängig von der letztlich regierenden Partei – gefordert, dass es für die Wirtschaft Rückenwind gebe. "Vertrauen Sie uns Unternehmen, dass wir Bock haben, klimaneutral zu wirtschaften", fordert Hug ein Ende der Verbotspolitik.

Walter-Borjans hingegen ist davon überzeugt, dass es "einen Rahmen braucht". Und Gesetze seien immer Ge- oder Verbote. "Es gilt einen Rahmen zu schaffen, um darin Raum für Innovationen zu lassen", so der SPD-Politiker. Hug erwiderte, dass "wir jetzt nur ein Gebot haben und das heißt Geschwindigkeit". Und wenn Gesetze erlassen würden, dann bitte schnell, fordert der Waldmann-Geschäftsführer.

Infrastruktur

Als Beispiel nannte Hug Straßenanbindungen, die nicht zustande gekommen sind, wie die Verbindung zur B523, und auch Anbindungen an schnelles Internet. Er schilderte, wie eine Produktionshalle, die rund 300 Meter abseits des Firmengeländes an der Peter-Henlein-Straße liegt, noch heut über eine Richtantenne versorgt werde. Norbert Walter-Borjans stimmte an dieser Stelle zu: "Wir brauchen eine bruchartige Veränderung." Vor allem mangele es nicht am Geld, sondern an der Umsetzung. Da müsse man dramatisch schneller werden, so Walter-Borjans. Auch SPD-Stadtrat Nicola Schurr pflichtete bei, dass die Realisierungen im Anschluss an Überlegungen zu lange dauerten.

Parteipolitik

Und auch eine klare Forderung, nicht nur an die zukünftige Bundesregierung, sondern an alle demokratischen Partien gab Daniel Hug dem SPD-Bundesvorsitzenden mit auf den Weg: "Es gibt politische Themen wie den Ausbau der Infrastruktur oder eine geregelte Einwanderung, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Diese Probleme haben doch alle bereits erkannt und als Aufgabe gesehen. Hier braucht es einen parteiübergreifenden Konsens. Aneinander reiben können Sie sich an anderen Themen, in denen Sie sich wirklich unterscheiden", fordert Hug eine einheitliche Marschroute für die kommenden zehn Jahre.

Walter-Borjans verwies auf das Management in der Corona-Krise, welches seiner Meinung nach parteiübergreifend funktioniert habe. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass die Kontroversität im Wesen der Demokratie liege und er auf sie auch nicht verzichten wolle, um "die beiden großen Volksparteien" nicht kaputt zu machen".