Die SPD legte bei den Zweitstimmen an Prozenten zu – nicht so aber bei den Erststimmen. Foto: Fritsch

Ein Tag nach der Bundestagswahl. War der Wahlsonntag noch geprägt von Hochrechnungen und ersten Stimmen zum Ergebnis, ist nun Zeit, die Zahlen einer genauen Analyse zu unterziehen. Wo in Calw gab es Ausreißer in den Ergebnissen? Welcher Kandidat war wo Top und wo Flop? Wir machen den Schwabo-Check.

Calw - Um es vorweg zu nehmen: Die großen Ausreißer bleiben in Calw aus. Im Großen und Ganzen weichen die Wahlergebnisse in der Hesse-Stadt kaum von den landes- und bundesweiten Zahlen ab. Die SPD, die Grünen und die FDP konnten Stimmen gutmachen, wohingegen die CDU, die AfD sowie die Linke Verluste hinnehmen mussten. Dennoch lohnt ein genauer Blick auf die Tabellen.

Saskia Esken schneidet in Calw schlechter ab als 2017

Mit der Bundesvorsitzenden der SPD, Saskia Esken, kann der Wahlkreis Calw/Freudenstadt durchaus mit Politprominenz in der Kandidatenriege aufwarten. Ihr "Promistatus" scheint der Parteichefin in ihrer Heimatstadt Calw allerdings nur wenig genützt zu haben: Zwar konnte die SPD wie bundesweit auch hier ihre Ergebnisse verbessern (von 17 Prozent der Zweitstimmen 2017 auf 20,8 Prozent). Bei den Erststimmen ging es aber sogar leicht bergab. Konnte Esken 2017 20,8 Prozent der Erststimmen in Calw auf sich vereinen, sind es dieses Mal 19,4 Prozent. Im Wahlkreis Calw/Freudenstadt gesamt erhielt Esken 17,2 Prozent der Stimmen. Mehr als 2017, als sie 16,9 Prozent der Erststimmen auf sich vereinte.

Anderen Größen der Bundespolitik hatten in ihren Heimat-Wahlkreisen mehr Erfolg. So hat Kanzlerkandidat Olaf Scholz in seinem Wahlkreis in Potsdam 34 Prozent der Erststimmen erhalten, der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach in Leverkusen-Köln gar 45,6 Prozent.

Nichtsdestotrotz hat sich Esken ihren Platz im Bundestag auch weiterhin gesichert. Und sie zeigte sich am Wahlabend im Gespräch mit unserer Redaktion zufrieden. Die SPD sei "Wahlsiegerin, ganz klar", sagte die Parteichefin.

Die Wahlbeteiligung ist bundesweit erneut gestiegen – auf 76,6 Prozent. Seit dem Tiefstand 2009 (70,9 Prozent) klettern die Zahlen bei jeder Bundestagswahl nach oben. Nicht so im Wahlkreis Calw/Freudenstadt (von 77,5 auf 77 Prozent) und auch nicht in der Stadt Calw. Hier sank die Beteiligung von 76 Prozent 2017 auf 74,5 Prozent in diesem Jahr. Damit liegt Calw auf dem drittletzten Platz der Städte und Gemeinden im Kreis, was die Wahlbeteiligung anbelangt. Weniger gewählt wurde lediglich in Bad Wildbad (71,1 Prozent) und Nagold (73,9 Prozent).

Der Trend geht zur Briefwahl, das hatte sich bereits im Vorfeld der Wahl überdeutlich abgezeichnet. Wie Calws Wahlleiterin Marion Buck unserer Redaktion vor knapp einer Woche mitgeteilt hatte, hatten damals bereits 38 Prozent der Wahlberechtigten in der Stadt Briefwahl beantragt. Schlussendlich betrug der Anteil der Briefwähler sogar rund 48 Prozent.

Unterschiede innerhalb der Stadt

Auch wenn die Wahlergebnisse der Stadt Calw im Gesamten denen des Landes und des Bundes entsprechen, gibt es innerhalb der Stadt teils massive Unterschiede – in manchen Fällen um fast 20 Prozentpunkte bei einer Partei.

So erhielt Saskia Esken in einem der Wahlbezirke in Altburg 11,9 Prozent der Stimmen, räumte in einem Wahlbezirk in der Kernstadt aber 29,2 Prozent ab. Altburg ist für Klaus Mack (CDU) hingegen der mit Abstand erfolgreichste Wahlbezirk – hier erhielt er 41 Prozent der Erststimmen. 33,8 Prozent der Zweitstimmen entfallen in Altburg auf die CDU. Ebenfalls Spitzenwert. In Wimberg konnten sich 14,8 Prozent der Wähler für die CDU erwärmen, Mack bekam 20,4 Prozent der Erststimmen. Eine kleine FDP-Hochburg scheinen Holzbronn und Stammheim zu sein. 21,1 Prozent der Wähler in der Gemeindehalle votierten für die Liberalen und 21 Prozent im Dorfsaal Holzbronn. Am wenigsten Stimmen erhielt die FDP – sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen – in einem der fünf Briefwahlbezirke.

Insbesondere Briefwähler machten ihr Kreuzchen bei den Grünen. Mit 20,8 Prozent der Zweitstimmen und 21,1 Prozent der Erststimmen fuhren die Grünen um Kandidatin Sara Haug quasi per Post ihr stärksten Ergebnis ein. 7,5 Prozent in Heumaden sind dagegen ihr schlechtestes Ergebnis innerhalb Calws.

Die Linke hat auch in der Hesse-Stadt massiv an Stimmen eingebüßt. Am wenigsten mitreißen konnte Kandidat Hanser offenbar die Holzbronner, von denen er ein Prozent der Erststimmen erhielt. Was die Zweitstimmen anbelangt, fiel Wimberg am niedrigsten aus. In der Kernstadt bekam er in einem Wahlbezirk mit 4,6 Prozent, beziehungsweise 5,6 Prozent am meisten (Erst- und Zweit-)Stimmen.

Die AfD sackte mit Abstand die meisten Erst- und Zweitstimmen in Hirsau (19,1 und 19 Prozent) und auf dem Wimberg (19,2 und 20,3 Prozent) ein. Einstellig blieben ihre Werte in einigen anderen Wahlbezirken – unter anderen allen Briefwahlbezirken, wo sie mit knapp mehr als fünf Prozent die wenigsten Stimmen gutmachen konnten.

Die kleinen Parteien haben in Calw keine nennenswerten Erfolge erzielen können. Wobei die Freien Wähler hier noch am dichtesten am Feld der größeren Konkurrenz dran sind (2,3 Prozent). Bei den Erststimmen räumte Markus Mast von den Freien Wählern gar mehr Stimmen ab als Thomas Hanser von Die Linke – 3,2 zu 2,5 Prozent. Am wenigsten Stimmen erhielt Tina Frey von der Klimaliste.