Olaf Scholz liegt in den ersten Hochrechnungen als Kanzlerkandidat der SPD vorne.  Foto: Britta Pedersen/dpa

Die Bundestagswahl 2021 ist Geschichte, Deutschland hat gewählt. Die Entscheidung, wer Kanzler, wer die neue Merkel wird, liegt aber noch in weiter Ferne. Klar ist noch lange nichts. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Oberndorf - Olaf Scholz hat nach ARD-Hochrechnungen mit der SPD im Vergleich zur Wahl 2017 um 5,3% zugelegt, liegt aber quasi gleichauf mit seinem Widersacher aus der Union. Er hat davon profitiert, den Wahlkampf zwar nicht übermäßig erfolgreich betrieben zu haben, dafür aber fehlerfreier als seine Konkurrenten.

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CDU/CSU bei der Bundestagswahl: Deutliche Wahlschlappe

Armin Laschet, der kaum ein Fettnäpfchen in den vergangenen Wochen – Stichwort Hochwasser-Lacher – ausgelassen hatte, selbst noch bei der Stimmabgabe mit seinem falsch gefalteten Wahlzettel für Kopfschütteln gesorgt hat, hat ein desaströses Ergebnis (-8,8%) eingefahren. Dass er von einer „großartigen Aufholjagd“ vor Partei-Mitgliedern sprach, verkennt den Absturz der Union, vor allem den der CDU, die schon 2017 einen Rückgang des Wählerzuspruchs in Höhe von 7,4% verkraften musste. Und doch könnte Armin Laschet Kanzler werden.

BTW21: Christian Lindner und die FDP mit der Qual der Wahl

Als heimlicher Gewinner neben den Grünen und der SPD darf sich Christian Lindner mit seiner FDP (+0,8%) fühlen, auch wenn er sich selbst nicht in der Rolle des Kanzlermachers sieht. Denn an den Liberalen – sofern sie denn nicht wieder einen Rückzieher machen – führt bei der Regierungsbildung diesmal kein Weg vorbei. Eine Große Koalition ist ausgeschlossen. Unklar ist, ob Lindner doch noch Gemeinsamkeiten mit der SPD entdeckt. Die „Ampel“ wäre - gemessen an den abgegebenen Wählerstimmen - die logische Koalition.

Bundestagswahl 2021: „Jamaika“ – sofern Scholz nicht deutlicher gewinnt

Eine weitere durchaus mögliche Variante – sofern Olaf Scholz nicht deutlich gewinnt – ist „Jamaika“, also das Bündnis, welches die FDP 2017 hat platzen lassen und Deutschland über Wochen in ein Polit-Chaos gestürzt hat, das erst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aufheben konnte.

Bei „Jamaika“ müssen natürlich aber auch die Grünen (+5,7%) als neue drittstärkste Kraft mitspielen, die mit viel Selbstbewusstsein in die Verhandlungen gehen können. Vielleicht liegt also nach 16 Jahren Angela Merkel doch ein Machtwechsel in der Luft, ein Zeichen des Wandels? Vorerst muss sie als Bundeskanzlerin aber noch ein wenig „nachsitzen“. Klar ist noch lange nichts.