Am 22. September ist Bundestagswahl. Wen schicken die Stuttgarter nach Berlin? Wir stellen die Kandidaten der fünf im Bundestag vertretenen Parteien in Kürze vor. Heute: Karin Maag (CDU).
Stuttgart - Karin Maag mag zwar Stuttgart, wie sie auf ihren Wahlplakaten verkündet, aber sie mag nicht die Kummertante spielen. Stattdessen gibt sie gelegentlich kontra: „Ich finde, faire Läden sollten irgendwann überflüssig sein. Edeka zum Beispiel handelt doch auch schon mit fairen Produkten.“ Und sie zählt die zig Millionen Euro auf, die der Bund jedes Jahr für zivile Institutionen springen lässt. „Wo fließt das Geld hin?“, fragt sie.
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Damit ist sie auf einem Feld, das ihr liegt. Entwicklungshilfe, Agrarsubventionen, das große Ganze, das in Berlin gesteuert wird. Auf diesem Parkett ist sie seit 2009 zu Hause. Damals wurde Karin Maag erstmals in den Bundestag gewählt. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Gesundheit, für Haushalt und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zwangsläufig auch das Thema Europäischer Rettungsschirm. „Man kann nicht ausblenden, dass es diese europäischen Verflechtungen gibt“, sagt die gebürtige Botnangerin.
Steuererhöhung mit ihr nicht drin
In der Stuttgarter CDU ist Karin Maag fest verwurzelt. Mit 359 von 397 abgegebenen Stimmen ist die heute 51-jährige Juristin vom Parteitag zu einer der Stellvertreterinnen des Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann gewählt worden. Aus dem Stuttgarter Rathaus bringt sie die Erfahrung als Stadtrechtsdirektorin und als Büroleiterin vom damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Schuster mit. 2007, als das Rathaus ihr keinen Aufstieg mehr bot, wechselte sie als Ministerialdirigentin in den Landtag. Als Schwäbin kennt sie die hiesigen Unternehmen, die sich der Homöopathie verschrieben haben. Im Gesundheitsausschuss hat sie erreicht, dass die gesetzlichen Krankenkassen Wahltarife für Naturheilverfahren anbieten dürfen. Einen Feuerbacher Unternehmer begleitete sie nach Russland, in der Tasche ein Empfehlungsschreiben von Außenminister Guido Westerwelle, und fädelte eine Geschäftsbeziehung zwischen dem Schwaben und den Russen ein. Am Runden Tisch in Berlin setzt sie sich dafür ein, dass die Musiktherapie in die Regelversorgung der Krankenkassen aufgenommen wird und Kinderkliniken ihre Patienten länger behandeln dürfen.
Ihr Wählerpotenzial sieht Karin Maag vor allem in den Neckarvororten, in Botnang und Weilimdorf, „das Bildungsbürgertum haben wir verloren“, sagt sie. Das Projekt Stuttgart 21 hat der CDU in Stuttgart die Suppe versalzen, aber Maag ist weit davon entfernt, die Flinte ins Korn zu werfen: „Ich strebe das Direktmandat an.“
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Maag muss sich insbesondere mit Birgitt Bender von den Grünen messen. Davor ist ihr nicht bang. Eine Steuererhöhung sei mit ihr nicht drin, die Haushaltslage sei, auch in Anbetracht der Überschüsse bei Kranken-, Renten- und Pflegekassen so gut „wie in den letzten zehn Jahren nicht mehr“. Deshalb ist sie dafür, anfallende Kosten aus dem aktuellen Haushalt zu bezahlen. Sie ist sich sicher, dass die Grünen „den Verdruss der Bürger“ zu spüren bekommen werden, „weil die Leute die angekündigten Maßnahmen nicht verstehen“. Zum Beispiel die von den Grünen genannte Grenze des Jahreseinkommens in Höhe von 60 000 Euro, ab der deutlich mehr Steuern bezahlt werden sollen. „Diese Grenze erreichen heute viele Familien mit Doppelverdienern.“