Frustrierend für RB Leipzig. Gegen Union Berlin nutzt alles Fußball-Können nichts. Die Eisernen sind unfassbar effektiv und gewinnen das emotionale Duell zum vierten Mal in Serie. RB-Trainer Tedesco muss Antworten liefern.
Der 1. FC Union Berlin hat seine erstaunliche Siegesserie gegen RB Leipzig fortgesetzt und den ungeliebten Kontrahenten aus Sachsen mit eiskalten Kontern in die Krise geschossen. Durch das 2:1 (2:0) am Samstagabend kletterten die saisonübergreifend nun seit zehn Spielen ungeschlagenen Eisernen mindestens für eine Nacht auf Platz zwei der Fußball-Bundesliga.
Bei RB stehen Trainer Domenico Tedesco nach der bitteren Niederlage - schon der vierten in Serie in der Bundesliga gegen Union - schwere Tage bevor. Kein Sieg und nur zwei Zähler nach drei Spieltagen. Diese eklatante Ergebnispanne wird der Coach dem zuletzt schon kritischen Boss Oliver Mintzlaff sicher erklären müssen.
Leipzig verliert den Anschluss
Jordan Siebatcheu (32. Minute) und Sheraldo Becker (38.) bestraften mit ihren Toren vor 21 056 Zuschauern die fußballerisch überlegenen, taktisch aber als einfallslos entlarvten Leipziger, die schnell in die Spur kommen müssen, um den Anschluss an die Liga-Spitzengruppe - zu der Union gehört - nicht zu verpassen. Das späte Leipziger Kopfballtor durch Willi Orban reichte nicht mehr (83.).
Union gegen RB. Das war wie immer auch das Duell der zelebrierten Arbeiter-Romantik im Osten Berlins, die den als milliardär-finanziert angeprangerten Fußball des Kontrahenten partout nicht akzeptieren mag. Die Fans der Eisernen wollten auch diesmal 15 Minuten schweigen, um gegen das aus ihrer Sicht als Konstrukt abzulehnende RB-System zu demonstrieren.
Ausgerechnet der als besondere Reizfigur ausgemachte Timo Werner sorgte für das um drei Minuten verfrühte Ende des Schweigegelübdes, als er im Zweikampf mit Christopher Trimmel im Strafraum zu Boden ging. Kein Elfmeter. Die wilde Pfeiferei war kaum verklungen, da hätte ein Torjubel den Lärmpegel in die Höhe treiben können, doch Mohamed Simakan klärte einen Schuss von Julian Ryerson auf der Linie (15.).
Werner an den Pfosten
Noch knapper kam Werner (19.) einem Torerfolg. Sein Lupfer nach Zuspiel von Benjamin Henrichs sprang an den Pfosten. Leipzig hatte das Spiel im Griff, der Ballbesitz näherte sich gefühlt der dreistelligen Prozentmarke. Und doch tappte RB mit voller Wucht in die Union-Falle. Dabei hatte Tedesco vorher noch gewarnt und das kompakte Spiel der Köpenicker mit dem des FC Chelsea und von Inter Mailand unter deren Ex-Coach Antonio Conte verglichen. Ein Vergleich der auch Union-Trainer Urs Fischer sichtlich schmeichelte.
Den ersten schnellen Union-Konter schloss Siebatcheu nach Zuspiel von Becker ab. Sechs Minuten später vollendete Becker nach Vorlage von Andras Schäfer. Zack, zack, führte Union mit zwei Toren und war Tabellenführer. Janis Blaswich als Leipzigs Torwart-Ersatz des angeschlagenen Peter Gulacsi hatte keinen einzigen Ball halten können.
Zweite Halbzeit, gleiches Spiel: Union stand gerne weiter ganz tief und ließ Leipzig seine Halbkreise in der Mitte der eigenen Hälfte drehen. Gefährlich wurde es erstmal vor dem RB-Tor, als Siebatcheu (59.) bei einem der wenigen Angriffe nur knapp verfehlte. Auf der Gegenseite rettete diesmal Ryerson bei einem Versuch von Marcel Halstenberg (68.) auf der Linie.