Die Freiburger feiern Vincenzo Grifo (rechts) nach dessen Traumfreistoß zum 1:0. Foto: Eibner

Nach dem 0:0 in Bielefeld hat der SC Freiburg im Heimspiel gegen Borussia Dortmund ein Ausrufezeichen gesetzt. Vicenzo Grifo (6.) und Roland Sallai (53.) waren beim 2:1-Sieg die Torschützen für die Gastgeber. Yannik Keitel unterlief ein Eigentor (59.).

Freiburg - Während sich das Dreisamstadion schon weitestgehend gelehrt und Vincenzo Grifo, Freiburgs Spieler des Spiels, als Einpeitscher auf der Nordtribüne erfolgreich die Sieges-»Humba« angestimmt hatte, saß BVB-Boss Hans-Joachim Watzke am Samstagnachmittag auch eine halbe Stunde nach Abpfiff noch allein auf seinem Platz auf der Haupttribüne und rauchte einen Zigarillo. Es wirkte wie eine Frustbewältigung. Denn Borussia Dortmund zeigte beim 1:2 (1:0) in Freiburg wieder einmal, wieso vermutlich auch in dieser Spielzeit das Gerede von der Meisterschaft illusorisch ist: Es fehlt bei aller fußballerischer Klasse an Konstanz, um die immer wiederkehrenden Aussetzer gegen vermeintliche "Underdogs" zu vermeiden.

SC Freiburg: Verdienter Sieg gegen den BVB

Wie der SC – dessen Personaletat ungefähr bei einem Viertel des BVB liegt – Haaland, Reus und Co. wie schon beim 2:1-Erfolg im Februar dieses Jahres alles abverlangte, nötigte auch Dortmunds Trainer Marco Rose Respekt ab. "Freiburg hat sich den Sieg mit der Art und Weise, wie die Mannschaft gekämpft hat, verdient", sagte er. Und in der Tat bot Freiburg Anschauungsunterricht, wie man über Kampf, Leidenschaft und Willen zum Erfolg kommen kann. Vor 10 100 Zuschauern im ausverkauften Dreisamstadion lieferte der SC ein fast perfektes Spiel ab, stand selbst unter Dortmunder Dauerdruck defensiv gut, und nutzte zwei von fünf Chancen zu Toren. Die erste verwandelte Vincenzo Grifo mit einem direkt verwandelten Traumfreistoß aus 28 Metern zum frühen 1:0 (6.). "Das war der Dosenöffner, der uns Kraft für den weiteren Verlauf des Spiels gegeben hat", erklärte der 28-Jährige.

Roland Sallai vollendete einen Konter acht Minuten nach dem Seitenwechsel zum entscheidenden 2:0 (53.). Durch ein Eigentor von Yannik Keitel (59.) verkürzte der BVB, kam danach aber trotz 18:7 Schüssen, 10:0 Ecken, 56 Prozent gewonnener Zweikämpfe und 76 Prozent Ballbesitz nur noch einmal gefährlich zum Abschluss (68.).

"Wir haben es als Mannschaft super gemacht, haben leidenschaftlich gearbeitet, auch probiert Fußball zu spielen. Wir brauchten aber auch richtig Glück, um dieses Spiel zu gewinnen", sagte Freiburgs Cheftrainer Christian Streich. Nico Schlotterbeck, der BVB-Urgewalt Erling Haaland fast völlig aus dem Spiel genommen hatte, ergänzte: "Wir haben die Dortmunder frustriert, aus wenig viel gemacht, das hatte beim 0:0 in Bielefeld gefehlt. Es war eine tolle, geschlossene Mannschaftsleistung. Jetzt sind wir absolut im Soll."

SC Freiburg im Dreisamstadion: Außergewöhnliche Stimmung

Grund zur Freude hatte am Samstag auch Kevin Schade. Der 19-jährige Offensivspieler aus der Freiburger Fußballschule wurde in der 71. Minute für Sallai eingewechselt, feierte sein Bundesliga-Debüt und machte seine Sache gegen den BVB gut: Er suchte die Zweikämpfe und war sicher im Passspiel. "Kevin hat gut gearbeitet, er konnte beim Umschaltspiel helfen. Wenn du tiefer stehen musst, ist das eine tolle Option", sagte Christian Streich. Schade selbst er war nach seiner Premiere total platt. Erst am Sonntag äußerte er sich via Instagram: "Überglücklich über mein Bundesligadebüt und die 3 Punkte. Danke auch an die Unterstützung der vielen Fans ... unbeschreiblich!!!"

Apropos Fans: Die Stimmung war tatsächlich außergewöhnlich. Schon vor dem Anpfiff beim "Badnerlied", zwischendurch beim lautstarken "Oh, wie ist das schön ..." – und ab der 87. Minute, als fast alle Zuschauer standen, klatschten und den SC anfeuerten. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass es nur 10 100 Zuschauer gewesen sind. Ich dachte, die Bude sei voll", sagte Vincenzo Grifo. Der Matchwinner lenkte am Sonntag den Fokus gleich auf den dritten Spieltag, wenn es zum VfB Stuttgart geht. Grifo: "Es ist Derby, da möchte man sich beweisen, Wir werden alles raushauen." So wie gegen den BVB.