Unter anderem mit diesem provokanten Slogan wirbt Baden-Württemberg für den Südwesten - zu viel des Guten? Foto: Screenshot

Sachsen-Anhalt verärgert über Image-Kampagne Baden-Württembergs. Die "Arroganz der Reichen"?

Stuttgart/Halle - Eine Anzeige der neuen Imagekampagne Baden-Württembergs hat in Sachsen-Anhalt hohe Wellen geschlagen. Den Spruch "In Sachsen-Anhalt steht man früher auf. Bei uns bleibt dafür niemand sitzen" bezeichnete die "Mitteldeutsche Zeitung" gestern als "Gegenschlag".

Für das in Halle an der Saale erscheinende Blatt steht fest: "Baden-Württemberg macht sich in der Fortsetzung seiner Image-Kampagne 'Wir können alles. Außer Hochdeutsch' über Sachsen-Anhalt lustig." Der Spruch ziele direkt auf die Werbekampagne Sachsen-Anhalts unter dem Motto "Wir stehen früher auf" ab. Außerdem hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vor Kurzem angekündigt, ausgewanderte Ostdeutsche bei Stammtischen in westdeutschen Großstädten zur Rückkehr zu überzeugen.

"Intellektuelles Armutszeugnis"

In der Südwest-Kampagne heißt es weiter, bessere Leistungen ausgeschlafener Schüler in Baden-Württemberg seien "nur einer von vielen Gründen, jetzt umzuziehen". Die Anzeigen waren in dieser Woche in mehreren überregionalen Tageszeitungen veröffentlicht worden.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende im Magdeburger Landtag, Katrin Budde, erklärte: "Dass man 20 Jahre nach der Deutschen Einheit noch mit Sprüchen der Marke 'Die Blöden im Osten' wirbt, ist ein intellektuelles Armutszeugnis." Sachsen-Anhalts Nachholbedarf in einer Kampagne "gegen uns zu verwenden, ist die Arroganz der Reichen, die aus dem Vollen schöpfen können."

Die Anspielung auf die Frühaufsteher-Kampagne zeigt laut dem Sprecher des baden-württembergischen Staatsministeriums, Rudi Hoogvliet, den Erfolg der Werbeaktion: "Dass wir das aufgegriffen haben, adelt eigentlich eine solche Kampagne, denn dann hat sie funktioniert." Natürlich habe es aber auch inhaltlich gut gepasst. Angesichts der Resonanz in den Medien sagte Hoogvliet: "Wir sind im Moment die besten Werbeträger für die Kampagne aus Sachsen-Anhalt."

Andere Bundesländer tauchen in der Südwest-Kampagne bislang nicht auf. "Vielleicht werden wir künftig aber auch mit anderen Ländern spielerisch umgehen", kündigte Hoogvliet an. Einen politischen Konflikt sieht er in den Anzeigen mit Augenzwinkern nicht.

Im Frühjahr hatte Sachsen mit einer ebenfalls provokanten Werbekampagne im Südwesten Aufsehen erregt. Zum Antritt der grün-roten Landesregierung warb der von CDU/FDP regierte Freistaat bei Firmen mit dem Spruch: "In Sachsen ist die Welt noch in Ordnung!" 

Sachsen-Anhalt investiert in seine Imagekampagne seit sechs Jahren zwei Millionen Euro pro Jahr. Da es dem Bundesland, das die höchste Arbeitslosenquote Deutschlands aufweist, wirtschaftlich relativ schlecht geht, erhält es von der EU einen Zuschuss von 75 Prozent.

Die Imagekampagne von Baden-Württemberg läuft seit zwölf Jahren. Sie wurde jüngst unter Aufsicht der neuen grün-roten Landesregierung überarbeitet und kostet drei Millionen Euro pro Jahr.

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