In Freiburg entsteht ein neuer Stadtteil, der Wohnraum für 16 000 Menschen schaffen soll. Da dieses Projekt bundesweit einzigartig ist, ist auch Bundeskanzler Olaf Scholz zu den Feierlichkeiten rund um den Spatenstich für das neue Baugebiet angereist.
„Nicht meckern, sondern machen“, gibt Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) das Motto des neuen Freiburger Stadtteils Dietenbach aus. Anlässlich des Spatenstichs für das neue Baugebiet im Westen Freiburgs waren auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Baden-Württembergs Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi (CDU), der Einladung Horns gefolgt.
Scholz griff in seiner frei gehaltenen Rede Martin Horns „weniger meckern, mehr machen“-Motto auf und sprach von einem „guten Tag für Deutschland“. Dieses Projekt habe eine Vorbildfunktion. Deshalb hoffe er auf viele Nachahmer. „Mit dem neuen Stadtteil Dietenbach setzt Freiburg ein klares und wichtiges Zeichen für den Städtebau der Zukunft. Das Projekt ist ein Vorzeigemodell für modernen, sozial gerechten und nachhaltigen Wohnungsbau, wie ihn die Bundesregierung anstrebt und fördert. Deshalb schauen ganz viele auf dieses Projekt. Wir brauchen noch viel mehr Dietenbachs in Deutschland“, erklärt der Bundeskanzler.
Scholz zeigt sich von Protesten unbeeindruckt
Man müsse den Wohnraum dort schaffen, wo auch die Menschen leben wollen – dafür müsse man neben Innenraumverdichtung auch auf neue Bauprojekte setzen. „Wir brauchen in Deutschland 20 neue Stadtteile“, unterstreicht Scholz die Wichtigkeit des Freiburger Projektes.
Begleitet wurde der Kanzler während seiner Rede von Trillerpfeifen und Sirenengeheul zahlreicher Landwirte, die aber von der Polizei weit genug vom eigentlichen Festakt ferngehalten wurden, so dass sie den Kanzler nicht übertönen konnten. Scholz bliebt indes von den Protesten unbeeindruckt und ließ sich seine gute Laune nicht verderben. Zu einem direkten Aufeinandertreffen zwischen Kanzler und Demonstranten kam es nicht.
Es brauche Mut, solche Projekte zu realisieren, sagte Oberbürgermeister Martin Horn unserer Redaktion im Vorfeld des Spatenstichs. „Und wir hoffen auf über 200 Millionen Euro Fördermittel für bezahlbares Wohnen in den kommenden 20 Jahren“, erklärte Horn mit Blick auf das ambitionierte Ziel, den Stadtteil auch für Geringverdiener bezahlbar zu halten.
Bundeskanzler gibt keine Förderzusagen
Wer auf Förderzusagen von Scholz gehofft hatte, wurde allerdings enttäuscht. Scholz fahre „eine geradlinige Politik“ und sei niemand, der zu einem Spatenstich Geschenke verteile, ordnete OB Horn die nicht gegebenen Förderzusagen ein.
Projektkosten belaufen sich auf 1,25 Milliarden Euro
Im neuen Stadtteil Dietenbach entstehen rund 7000 Wohnungen mit Platz für 16 000 Menschen. Zudem sollen 22 Kitas sowie ein Schulzentrum für rund 1800 Schülern gebaut werden. Neben bezahlbarem Wohnen – 50 Prozent der Mietwohnungen werden gefördert – hat sich die Stadt mit diesem Bauprojekt auf die Fahne geschrieben, einen Stadtteil zu schaffen, der zu Freiburg passt: 15 Kilometer Radwegenetz, drei neue Stadtbahnhaltestellen mit Direktverbindung in die Innenstadt sowie ein weitgehend autofreies Quartier unterstreichen diese Ambitionen. Außerdem soll bei der Energieversorgung auf Solarenergie und Fernwärme gesetzt werden.
Dietenbach-Projekt kostet rund 1,25 Milliarden Euro
Insgesamt wird Dietenbach rund 1,25 Milliarden Euro kosten. Rund eine Milliarde Euro kommt aus Grundstücksverkäufen, 49 Millionen Euro aus Ausgleichsbeträgen und Fördermitteln. Die restlichen 109 Millionen Euro deckt der städtische Haushalt in jährlichen Raten von fünf Millionen Euro zwischen 2023 und 2042.