Jens Weidmann ist vor zehn Jahren angetreten als Ordnungspolitiker von Angela Merkel. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Bundesbank-Chef Weidmann sieht wohl in der künftigen Regierung keine Unterstützung mehr für seine strikte Linie gegenüber der EZB, kommentiert Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt a. M. - Rücktritte deutscher Notenbanker haben Tradition – nach Karl-Otto Pöhl, Ernst Welteke und Axel Weber hat nun auch der neunte Bundesbank-Präsident vorzeitig sein Amt zur Verfügung gestellt. Pöhl war über die Bundesregierung verärgert, Welteke hatte private Gründe, aber sowohl Weber als auch Jens Weidmann setzen mit ihren Rücktritten Zeichen. Die Bundesbank ist ein Bewahrer der Stabilität – und die deutsche Wirtschaft fährt damit gut.

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Nun aber ist die Stabilität in Gefahr geraten – zumindest aus Sicht von Jens Weidmann, der immer wieder gegen die Krisenbeschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) seinen Widerspruch angemeldet hat. Angetreten vor zehn Jahren als Ordnungspolitiker von Angela Merkel, sieht er nun wohl vor allem auch in der künftigen Bundesregierung keine Unterstützung mehr für seine strikte Linie. Die EZB habe ein klares Mandat, die Sicherung der Preisstabilität, lautet sein Credo, das er bei jeder Gelegenheit wiederholt. Dazu gehören weder die Lösung der Schuldenprobleme der Staaten noch der Klimaschutz. Beides aber sehen viele Vertreter in der EZB anders. Und daher ist Weidmanns Rückzug nur konsequent.