Die Kernlösung für das Bürk-Areal sieht nur wenig äußere Veränderungen vor. Foto: Amt für Gebäudewirtschaft und Hochbau

Als "eines der bedeutendsten Kultur-Projekte der letzten 20 Jahre", so Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier, könnte das Bürk-Areal in Schwenningen in der kommenden Gemeinderatssitzung endlich auf den Weg gebracht werden. Am Freitag stellten die Verantwortlichen die endgültigen Planungen rund um das etwa elf Millionen teure Museumsquartier als "Kernlösung" vor.

Villingen-Schwenningen - Schon oft stand das Bürk-Areal auf der Tagesordnung der städtischen Gremien und schon oft mussten die Verantwortlichen aus Kultur- und Hochbauamt Kritik und Niederlagen vor allem im Hinblick auf Kosten und Notwendigkeit des Projekts einstecken. So wurde in der Vergangenheit auch des Öfteren an der Planung herumgefeilt, zuletzt von einem ursprünglich angedachten Neubau neben dem Uhrenindustriemuseum abgesehen, weil er zu wuchtig für das Stadtbild geworden und nicht genügend Parkplätze vorhanden gewesen wäre.

 

Masterplan als Kernlösung

Und so präsentierten die Beteiligten ihren neuen Masterplan, der die sogenannte Kernlösung für das neue Museumsquartier zwischen Schwenninger Bürk- und Bertha-von-Suttner-Straße beinhaltet und dem Gemeinderat am 17. November zum Beschluss vorgelegt werden soll. Dort nämlich sollen im Bestandsbau der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik das Uhrenindustriemuseum, das Schwenninger Heimatmuseum sowie die Städtische Galerie miteinander vereint werden.

Galerie und Heimatmuseum haben an jetzigen Standorten keine Zukunft

Denn es ist nichts Neues, dass Galerie und Heimatmuseum an ihren bisherigen Standorten in der ehemaligen Kienzle-Villa in der Schwenninger Friedrich-Ebert-Straße beziehungsweise im alten Fachwerkhaus am Muslenplatz keine Zukunft haben. Das bekannte Kernproblem, so Galerieleiter Stephan Rößler, seien die nicht mehr vorhandene Alarmsicherheit, der Brandschutz sowie die fehlende Klimatisierung. Und er geht auf ein zweites Kernproblem ein: die fehlenden Entwicklungspotenziale der Museen als Orte des Austausches, der Begegnung und der Vermittlung. "Lockere Erlebnisraum-Situationen" wie im Stadtpalais in Stuttgart oder dem Berliner Humboldt-Forum seien immer mehr auf dem Vormarsch.

ZeitRaum – FreiRaum – KunstRaum

Die anvisierte Kernlösung für das Bürk-Areal sehe also vor, neben den gebäudetechnischen Standards ein "modernes und nachhaltiges Museum" zu entwickeln. Zusätzlich zur Bestandsfläche im Erdgeschoss, in dem jetzt das Uhrenindustriemuseum untergebracht ist, sollen die drei Obergeschosse kernsaniert und für das Quartier umgebaut werden. Mit den drei Schlagworten ZeitRaum, FreiRaum und KunstRaum soll die Konzeption des Bürk-Areals dann verankert werden, gibt Stephan Rößler einen Einblick ins Museum der Zukunft.

Elf Millionen Euro Kosten sind prognostiziert

Für die Kernlösung des Bürk-Areals prognostiziert die Stadt eine Gesamtsumme von rund elf Millionen Euro – neun Millionen für den Umbau sowie zwei Millionen für die Ausstattung. Einen entscheidenen Faktor spielt dabei die Wohnungsbaugesellschaft mbH (wbg), die Eigentümerin der Württembergischen Uhrenfabrik ist. Denn: Rund 4,5 Millionen will die wbg als Investor in die Kernsanierung der oberen Stockwerke stecken. Auch künftig soll die Stadt Mieterin bleiben, ein Jahresmietpreis von rund 250 000 Euro – er ist aber noch nicht fix – soll im Haushalt ab 2025 bereitgestellt werden, berichtet Dieter Kleinhans, Leiter des Amts für Gebäudewirtschaft und Hochbau, der froh ist, dass die wbg das Projekt positiv mitbegleitet.

Wohnungsbaugesellschaft begleitet Projekt positiv

"Ich war sofort Feuer und Flamme", erinnert sich wbg-Geschäftsführer Rainer Müldner, als Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier im Jahr 2013 die allerersten Gespräche in Sachen Museumsquartier mit ihm geführt hatte. Er betont, dass auch, wenn das Bürk-Areal sich über die übrigen Stockwerke der Uhrenfabrik erstrecken wird, der bisherige Wohnraum im dritten Obergeschoss für Studenten und Familien weiterhin gegeben sein wird und nur acht Wohneinheiten dem Umbau weichen müssen. Von 58 werde es dann 39 Studentenappartements geben."Wir wollen unsere Kernkompetenz, die Bereitstellung von sozial günstigem Wohnraum, beibehalten", unterstreicht er mit der Aussicht, den Mietern frühzeitig Ausgleichsmöglichkeiten zu bieten. Für die wbg sei es eine "riesige, aber eine tolle Herausforderung", das Fabrikgebäude zunächst für Wohnungen und jetzt für ein Museum umzunutzen. "Ich bin mir sicher, dass es durch die Zusammenarbeit aller Akteure gut funktionieren wird."

2,7 Millionen Euro sollen gefördert werden

Etwa 2,7 Millionen Euro der Gesamtsumme sollen als Landesförderung möglich sein. Wie Ralf Woyzella vom Stadtplanungsamt berichtet, will die Stadt ein neues Sanierungsgebiet beantragen – das alte Sanierungsgebiet Marktplatz laufe im kommenden Jahr aus –, sodass es ins Sanierungsprogramm des Landes im Jahr 2023 aufgenommen werden kann. Die Akquise zusätzlicher Drittmittel soll eine weitere Million Euro einbringen.

Hohes städtebauliches Potential mit Erweiterungsmöglichkeiten

Ralf Woyzella schildert, dass das Bürk-Areal am geplanten Standort ein hohes städtebauliches Potenzial hat. "Das Projekt ist hochspannend und komplex." Man könne mit dem Areal Entwicklungsperspektiven aufzeigen, müsse aber alles in machbaren Schritten vornehmen. Während die Kernlösung "den funktionellen und finanziellen Rahmen abbilden kann", gebe es darüber hinaus noch weitere Visionen, die aber erst später realisiert werden könnten. So schwebt den Verantwortlichen etwa ein Begrüßungspavillon vor, der über dem ehemaligen Luftschutzbunker stehen und diesen wieder begehbar machen soll. Auch eine Erweiterung des Daches, um die Galerie großzügiger und höher zu gestalten, sei möglich. Ebenso sei ein Grünzug vom Areal über Bürk- bis in den Mauthepark geplant. "Darin sehe ich die Chance, in den nächsten Jahren noch mehr entstehen zu lassen", kommentiert wbg-Chef Rainer Müldner. "Mit dieser Lösung können wir weiterwachsen."

Grundsatzbeschluss im November im Gemeinderat

Nun hoffen die Museums-Macher, dass der Gemeinderat sowohl am 10. November, wenn es um die Bereitstellung der Haushaltsmittel geht, als auch in seiner eigentlichen Sitzung am 17. November von den Plänen überzeugt ist. Sie selber sind es jedenfalls, denn sie machen unisono klar: "Das Konzept ist alternativlos, sowohl personell als auch räumlich", sagt Michael Hütt, Leiter der Städtischen Museen, und Dieter Kleinhans ergänzt: "Wir machen aus drei Museen eins, um an anderer Stelle Probleme zu lösen und Geld zu sparen."

Info: Die Konzeption des Bürk-Areals

Rein äußerlich wird sich beim geplanten Bürk-Areal erst einmal nicht viel ändern. Einzig eine kleine Überdachung, eine Treppe und ein Aufzug werden hinzukommen. Im Inneren aber ist baulich und inhaltlich allerhand vorgesehen: Im Erdgeschoss ist eine flexible Aufteilung der Flächen für Foyer, Café und den sogenannten soziokulturellen FreiRaum für museumspädagogische Aktionen und Veranstaltungen von Galerie und Museum geplant.

Ganz im Zeichen des ZeitRaums steht das erste Obergeschoss, das die bisherigen Dauerausstellungen im Heimatmuseum und im Uhrenindustriemuseum auf rund 1000 Quadratmetern zu einer neuen Erzählung der Schwenninger Geschichte vereinen soll. Mit dem "U(h)rknall" wird eine große mediale Installation präsentiert, die bisherigen Exponate beider Museen sollen in Zeitkapseln ausgestellt werden, um sich mit der kulturellen Identität auseinanderzusetzen. "Das Zeit-Museum für Villingen-Schwenningen wäre das erste Museum deutschlandweit", erläutert Galerieleiter Stephan Rößler.

Im zweiten Obergeschoss soll die Städtische Galerie auf 500 Quadratmetern "hochqualitative Ausstellungräume" erhalten, das dritte Obergeschoss ist zunächst für Lagermöglichkeiten vorgesehen. Um die Attraktivität des gesamten Areals zu steigern, sind zu den analogen auch genügend digitale Angebote geplant. Weitere Information zum Projekt gibt es unter buerk-areal.de.

Kommentar: Notwendig

Von Mareike Kratt

Es könnte der perfekte Masterplan sein, den die Verantwortlichen aus Kultur, Hochbau und Stadtentwicklung nach vielen Rückschlägen für das Bürk-Areal in Schwenningen erarbeitet haben. Auch wenn der Umbau der Württembergischen Uhrenfabrik auf den ersten Blick eine abgespeckte Variante des ursprünglich geplanten Neubaus als Museumsquartier zu sein scheint, ist er inhaltlich prall gefüllt mit einem gut ausgeklügeltem Museumskonzept auf modernstem Niveau. Klug ist, sich die Möglichkeit der Erweiterung offen zu lassen, um die Kosten zu staffeln. Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Museums-Macher nun auch diejenigen Stadträte, die sich in der Vergangenheit dagegen ausgesprochen hatten, von der Notwendigkeit des Areals für VS überzeugen können. Denn die Initiatoren machen mehrfach deutlich: Eine Alternative gibt es schlichtweg nicht.