Hier soll ein neues Kulturzentrum entstehen: das Bürk-Areal. Foto: Kratt

Gleich zu Beginn der Sitzung war klar: Das Bürk-Areal ist ein Herzensprojekt für Oberbürgermeister Jürgen Roth. Er brach noch vor der Diskussion im Gemeinderat eine Lanze für das Projekt. Diskussionen gab es trotzdem.

VS-Schwenningen - "In der schwierigen Situation, in der wir uns befinden, ist es existenziell, dass wir für den Stadtbezirk Schwenningen eine Lösung finden", so Roth – es gehe um einen Kern für Schwenningen, der so nie geschaffen worden sei. In Schwenningen sei so etwas ungleich schwerer als in Villingen. Zudem seien weder das Galeriegebäude noch das Heimatmuseum in Zukunft, so wie derzeit aufgestellt, haltbar – "es lässt sich alles für Geld machen, aber für einen Rieseninvest". Jetzt könne man "die neue Idee mittelfristig in Zusammenarbeit mit der Wohnungsbaugesellschaft wbg diesen Bereich nochmal neu denken", sagte der OB, der keinen Hehl daraus machte, was er sich von der Abstimmung in den nächsten Minuten erwartete: grünes Licht für den Masterplan für ein neues Kulturzentrum in Villingen-Schwenningen.

Bereits im Vorfeld Begeisterung bei den Stadträten

Schon im Verwaltungs- und Kulturausschuss in der Vorwoche waren die Pläne auf viel Begeisterung bei den Stadträten gestoßen. Die CDU jedoch schüttete Wasser in den Wein, als sie, bei aller ausdrücklichen Anerkennung für die Planungen und deren leidenschaftliche Präsentation durch Galerieleiter Stephan Rößler – den Finger mitten in die Wunde legte: die finanziell, angespannte Situation etwa und den Verlust von Wohnraum in Zeiten der Wohnungsnot.

Dass man das zumindest in Teilen sogar bei der CDU verschmerzen könnte, wurde beim Redebeitrag von Katharina Hirt deutlich, die von einem kulturellen identitätsstiftendes Zentrum für Schwenningen sprach, "genial", "das könnte ein großer Wurf werden". Ulrike Merkle von den Grünen setzte noch eins drauf, als sie fragte: "Gibt es etwas Besseres, als diese Idee?" Knapp drei Millionen Euro städtischer Eigenbetrag, so Merkle mit Blick auf die eigentliche Gesamtsumme von elf Millionen Euro, "das müsste doch konsensfähig sein".

Problem der Finanzierung

Ulrike Heggen von den Freien Wählern sah das schon etwas gelassener, betonte, dass sie das Konzept gut finde, aber: Die Freien Wähler sähen "das Problem der Finanzierung" auch und enthalte sich deshalb bei der Beschlussfassung "zumindest zum großen Teil". "Wir haben viele Baustellen", man habe sich schließlich ein "Riesensparpaket" auferlegt. In dieselbe Richtung zielte später noch eine Wortmeldung von Dietmar Wildi (CDU), der darum bat, den Verkauf der Gebäude von Galerie und Heimatmuseum in die Verträge mit aufzunehmen und den Haushaltsplan mit einem entsprechenden Sperrvermerk zu versehen – schließlich sollen im Zuge des Sanierungsgebiets und das Landessanierungsprogramm doch Zuschüsse fließen und will man sich offenbar vor einem späteren Projektbeschluss noch ein letztes Hintertürchen auflassen. Bürgermeister Detlev Bührer jedoch betonte in diesem Zusammenhang zu bedenken: Die wbg sei Bauherr, nicht die Stadtverwaltung.

Zustimmung erteilt

Birgitta Schäfer (SPD) sah sich gezwungen, "die guten Argumente, die für das Konzept sprechen", zu wiederholen. Freidemokratin Kathrin Piazolo begrüßte den städtebaulichen Effekt für Schwenningen, auch wenn die FDP gerne größer gedacht hätte. Villingen-Schwenningen denke immer wieder zu klein. Doch die Fraktion sehe auch die anderen Argumente und stimme daher zu.

Martin Rothweiler (AfD) wollte die Euphorie ein bisschen bremsen, "Genialität ist ein bisschen was anderes, aber es ist eine gute Lösung". Trotzdem: Die Alternativen hätten gerne andere Alternativen gesehen.

Am Ende strahlte der OB: "Danke für das durchweg positive Feedback!" Er war also nicht alleine einer, der das Bürk-Areal als Herzensprojekt verinnerlicht hat: bei 27-Ja-Stimmen und sechs Enthaltungen bekamen die Pläne Zustimmung. Auf einem ganz anderen Papier stehen offenbar Diskussionen, die sich gerade noch anbahnen: Sollen die Gebäude von Heimatmuseum und Galerie direkt verkauft werden? Roth stellte das, zumindest vorerst, in Frage, Grünen-Sprecher Joachim von Mirbach allerdings stellte unmissverständlich klar: "Wir wollen die Gebäude loswerden!"