Für Besucher bleibt das Uhrenindustriemuseum in den nächsten Wochen geschlossen. Doch hinter den Mauern der Württembergischen Uhrenfabrik ist derzeit umso mehr im Gange, um etwas Einzigartiges zu schaffen – für Studenten.
Sie ist ein Aushängeschild der ehemaligen Schwenninger Uhrenindustrie: die Württembergische Uhrenfabrik Bürk, die im Erdgeschoss das Uhrenindustriemuseum beheimatet und eigentlich als Zentrum des geplanten Bürk-Areals dienen sollte.
Doch die Pläne für ein neues Museumsquartier am Standort Bürkstraße, das Uhrenindustriemuseum, Heimat- und Uhrenmuseum sowie Städtische Galerie vereinen sollte, wurden bekannterweise Anfang 2024 durch einen Gemeinderatsbeschluss gestoppt.
Jetzt greift Plan B
Für die städtische Wohnungsbaugesellschaft (wbg) VS GmbH, die Eigentümerin der Württembergischen Uhrenfabrik ist und mit ihren Planungen für den Umbau des historischen Gebäudes bereits vorangeschritten war, sogar die bisherigen Mietwohnungen in den Obergeschossen ausgeräumt hatte, sollte das bedeuten: Jetzt muss Plan B greifen. Denn leer stehen sollten die Obergeschosse keinesfalls.
Und Plan B heißt: In den Obergeschossenen entstehen in den kommenden Monaten Studentenwohnungen, und zwar rund 80 – sowohl Einzelappartements als auch Wohngemeinschaften. Im denkmalgeschützten Gebäude wird also gewerkelt, was das Zeug hält. Rainer Müldner, Chef der Wohnungsbaugesellschaft, beschreibt im Gespräch mit unserer Redaktion die „sehr aufwendigen Arbeiten und intensiven Eingriffen“. Die Decken müssten teils aufgerissen, alte Küchen und Bäder herausgerissen und komplett erneuert, die Böden überarbeitet werden.
Eine neue Heizung
Im Fokus der Arbeiten wird aber die Erneuerung der Wasserleitungen sowie der Einbau der neuen Heizung stehen. Dabei werde man sowohl Pellets als auch Photovoltaik nutzen und neben der Uhrenfabrik auch zwei weitere Bauten in der Bertha-von-Suttner-Straße, die ebenso im Eigentum der wbg sind, beheizen können, so Müldner weiter. Dazu müssten neue Leitungen verlegt beziehungsweise die Leitungssysteme angepasst werden.
Das heißt: Für den Zeitraum dieser intensiven Eingriffe ist das Uhrenindustriemuseum im Erdgeschoss geschlossen. Die Exponate, allen voran die Maschinen, müssten vor Schäden und Baustaub geschützt werden. Je nach Größe werden sie dazu auch ausquartiert. Nach Angaben der Stadt soll das Museum im Herbst wieder öffnen können.
Einzug im Herbst 2026
Dann sind die Sanierungsarbeiten in den Obergeschossen aber noch lange nicht abgeschlossen. Die wbg geht davon aus, dass die Wohnungen im Spätsommer 2026 fertiggestellt sind. „Im Wintersemester 2026/27 sollen die ersten Studenten einziehen“, blickt Rainer Müldner voraus. Bewerbungen seien über die üblichen Studentenwohnungsplattformen möglich. Die Nachfrage sei nach wie vor sehr hoch.
Der wbg-Chef ist zufrieden mit der bisherigen Umsetzung des Plan B. Studentenwohnungen in einem Industriedenkmal: Das schaffe nicht nur ein schönen urbanen Charakter, sondern das sei auch einzigartig in der Doppelstadt. „Es könnte zu einem Aushängeschild werden“, sagt er auch mit Blick auf die notwendige Attraktivität für die internationalen Studenten, die es besonders in den mittleren Studiengängen vermehrt gebe. Und das würde den Hochschulstandort Schwenningen sogar deutschlandweit gesehen aufwerten.