Das geplante Gewerbegebiet spaltet nach wie vor die Gemüter. Quelle: Unbekannt

Rund 200 Zuschauer verfolgten am Dienstagabend die öffentliche Online-Bürgerveranstaltung zum umstrittenen Regionalen Gewerbegebiet Best Invest A81. Im Vorfeld hatte es Kritik am "nicht barrierefreien" Format gegeben, während der Veranstaltung jede Menge Fragen im Live-Chat.

Sulz - Überzeugt waren sie nach der dreistündigen Youtube-Übertragung und der Präsentation der Gutachten durch die Fachbüros nicht: Die Gegner des geplanten Mammutprojektes auf der Sulzer Gemarkung hatten eher noch mehr Fragen und Klärungsbedarf.

Immer wieder wurde im Chat angemerkt, dass das Online-Format bei so einem bedeutenden Thema keine richtige Option sei. "So spart man sich kritische Einwände und versteckt sich hinter der Nettikette", formulierte es ein Bürger.

Lärmbelästigung und Verkehrsaufkommen

Und Einwände gab es in Hülle und Fülle. Ist solch eine große Flächenversiegelung gerechtfertigt? Gibt es in der näheren Umgebung überhaupt Ausgleichsflächen, die vergleichbare Wertigkeit aufweisen? Wie sind die Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe, auf die Umwelt und die Artenvielfalt? Auch beim Thema Infrastruktur und Wohnraum für Arbeitskräfte blieben einige Fragen offen.

Besorgt zeigten sich die Sulzer angesichts der Tatsache, dass Logistik- und Speditionsunternehmen im Gewerbegebiet nicht grundsätzlich ausgeschlossen sind. Bedenken hatten sie hier wegen des Verkehrsaufkommens und der Lärmbelästigung.

Wer konkret Interesse an der Ansiedlung zeigt, wurde in der Veranstaltung nicht bekannt gegeben. Die Rede war von "verschiedenen Branchen", die Betriebe möchten allerdings noch nicht benannt werden, hieß es.

"Den Wandel mitgestalten"

Bürgermeister Gerd Hieber hatte zuvor in seiner Begrüßung betont, dass er nach wie vor hinter dem Vorhaben steht: "Wir wollen den Wandel und die Transformation der Wirtschaft mitgestalten." Er sprach von "zukunftsfähigen Arbeitskräften" und "steigender Steuerkraft".

Margarethe Stahl von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH informierte zum Verfahrensstand. Danach wurden das agrarstrukturelle Gutachten (Büro Bischoff & Partner), das Artenschutzgutachten, der Umweltbericht, die Eingriffs-Ausgleichs-Bilanz (Büro Pustal) und die Aspekte Schall und Verkehr (Büro Modus Consult) vorgestellt. Matthias Nowotny von der Dialog-Manufaktur moderierte.

Landwirtschaftliche Betriebe gefährdet

Die Ergebnisse werden zeitnah auf der Webseite der Stadt vorgestellt. Hier nur einige der Erkenntnisse aus der Online-Veranstaltung: Drei landwirtschaftliche Haupterwerbs- und ein Nebenerwerbsbetrieb wären in ihrer Existenz stark gefährdet (Flächenverluste über zehn Prozent) und zwei Nebenerwerbsbetriebe gefährdet (Flächenverbrauch über fünf Prozent).

Zum Thema Verkehr hieß es, dass im Worst-Case-Szenario (ein Speditionsbetrieb) die Kreisverkehre zu den morgendlichen Spitzenstunden nicht mehr leistungsfähig wären. Dort wäre dann ein Ausbau notwendig. Beim Thema Umwelt und Artenschutz wurde bekannt gegeben, dass durch das Gewerbegebiet drei seltene Vogelarten, insbesondere Feldlerchen, gefährdet wären. Die Gutachter bestätigten, dass es sich auf dem Gebiet um Böden mit hoher bis teilweise sehr hoher Wertigkeit handle.

Zweifel äußerten hier die Bürger an der Lösung, bei der Hummus auf andere Flächen übertragen werden soll. Kritisiert wurde, dass das vorgestellte Konzept noch nicht fertig und durchgeplant sei – etwa in Bezug auf die Ausgleichsflächen und -maßnahmen. Gefordert wurde sogar ein Bürgerentscheid.