Die Leihwagenflotte Car2go erfährt in Stuttgart regen Zuspruch Foto: Michele Danze

Die Einwohner von Stuttgart sind aufgeschlossen für Elektrofahrzeuge. Darüber hinaus sehen sie Verbesserungsmöglichkeiten im Verkehr am ehesten beim Fahrradfahren sowie bei Bussen und Bahnen. Auf Fußmärsche setzen sie bei ihrer persönlichen Mobilität offenbar weniger.

Stuttgart - Die Auswertung der Bürgerumfrage 2013 hat der Stadtverwaltung und den Stadträten weitere Hinweise geliefert, wo es nach Meinung von Stuttgarts Einwohnern bei Fragen von Verkehr und Mobilität hingehen sollte. Gefragt hatte die Verwaltung von April bis Juni 2013 genau 8633 repräsentativ ausgewählte Erwachsene mit Hauptwohnsitz in Stuttgart. 3771 Personen (44 Prozent) beteiligten sich und lieferten unter anderem Antworten zum Thema Mobilität. Speziell diese Resultate hat das Statistische Amt der Stadt Stuttgart vor wenigen Tagen herausgegeben. Für Amtsleiter Thomas Schwarz belegen sie, dass Mobilitätsformen wie Auto- und Fahrradverleihsysteme Potenzial haben, dass die Stuttgarter besonders im Fahrradverkehr und im öffentlichen Nahverkehr Verbesserungsmöglichkeiten erkennen – und dass bei den Bürgern für Verbesserungen im Fußgängerverkehr noch Überzeugungsarbeit zu leisten sei.

Elektromobile

Die elektrische Leihwagenflotte der Daimler-Tochter Car2go, die in Stuttgart vor gut einem Jahr an den Start ging, erfährt schon regen Zuspruch – und das Potenzial für mehr Autofahrten ohne Verbrennungsmotor scheint noch groß zu sein. 61 Prozent der Stuttgarter sprachen sich für die Förderung des E-Mobil-Verkehrs aus. Ebenso viele sind offenbar bereit, selbst ein Elektrofahrzeug zu nutzen. „Auf jeden Fall“, meinten 22 Prozent. 39 Prozent äußerten sich nicht ganz so entschlossen, aber bekundeten auch „eher“ Bereitschaft. Auf der anderen Seite bekannten 27 Prozent eine Skepsis. Sie seien eher nicht zu Fahrten mit dem Elektrofahrzeug bereit. Zwölf Prozent schlossen die Nutzung von E-Mobilen aus. Aber nur zwei Prozent gaben an, schon ein E-Mobil zu nutzen.

Die Männer erwiesen sich bei der Umfrage als aufgeschlossener fürs E-Mobil denn die Frauen. Zudem war die Bereitschaft, auch einmal ein Elektrofahrzeug zu bewegen, bei formal hoch Gebildeten, bei Studenten und bei Befragten mit höherem Status höher als im Durchschnitt aller Befragten. Bei den 18- bis 35-Jährigen zeigten sich sogar drei Viertel der Befragten zur Fahrt mit Strom statt herkömmlichem Kraftstoff bereit.

Leihautos und -fahrräder

Knapp die Hälfte der Bevölkerung, darauf deutet die Umfrage hin, ist grundsätzlich über die Leihsysteme für Autos und Fahrräder informiert. Mit Leihautos haben sich bereits mehr Befragte – nämlich 16 Prozent – sehr intensiv beschäftigt als mit Fahrrädern (elf Prozent). Aber 34 Prozent wussten noch nichts über die Leihräder, 30 Prozent nichts über die Leihautos. Um die sechs Prozent hatten noch nie etwas davon gehört. Interessiert oder bereits Nutzer sind vor allem die jüngeren und gut ausgebildeten Menschen. Im Fall der Leihautos ist die Rate bei den 35- bis 55-Jährigen noch etwas höher. Die Befragung zeigt aber auch: Die Verleiher könnten noch viele überzeugen – wenn sie sich auf diese Überzeugungsarbeit verstehen.

Autoverkehr allgemein

Maßnahmen für eine stärkere Reglementierung stießen durchweg auf Ablehnung. Bei Fragen der Zufahrtsmöglichkeiten zum Stadtzentrum gab es immerhin Zustimmung von 37 Prozent der Befragten, während 42 Prozent auch dies ablehnten, 23 Prozent hin- und hergerissen waren. Das Kommunalbarometer, das sozusagen einen Mittelwert aus unterschiedlichen Graden der Entschlossenheit darstellt, zeigte hier 47 von 100 Punkten an. In der Innenstadt (51 Punkte) war die Stimmung dafür naturgemäß besser als in den Außenbezirken (45 Punkte). Die Idee von Tempo 30 wurde am stärksten von den jüngeren Befragten abgelehnt und tendenziell von den Männern und von den Bewohnern der Außenbezirke, etwas weniger von den älteren Befragten, den Frauen und den Innenstadtbewohnern. Die Einführung einer Straßenbenutzungsgebühr für die Fahrt in die Innenstadt, Citymaut genannt, erwies sich als besonders unpopulär.

Der Umgang mit den Erwartungen ist für die Kommunalpolitik nicht ganz einfach. „Manches ist widersprüchlich. Zum Beispiel wollen die Menschen weniger Verkehr, aber möglichst viele Parkplätze“, meint Alexander Kotz, Chef der CDU-Fraktion. Manche Ergebnisse seien aber klarer und nützlich.

Busse und Bahnen

Die Stimmung für eine neue Preisgestaltung wäre bei den Befragten, was nicht überrascht, sehr gut. Das Barometer verzeichnete hier quer durch den Befragtenkreis den Wert 76 auf der bis 100 reichenden Punkteskala. 44 Prozent stimmten „voll und ganz“ zu, 29 Prozent im Grundsatz „eher“ auch. Je älter die Befragten, desto stärker war der Ruf nach Ausbau des Steckenetzes und kürzeren Taktzeiten. Frauen wünschten das ein wenig öfter als Männer. In den Außenbezirken lag das Augenmerk etwas stärker auf dem Streckenausbau als in der Innenstadt, bei den Taktzeiten war es umgekehrt.

Fußgängerverkehr

Den Ausbau des Gehwegnetzes durch neue Wege wünschte nur eine Minderheit. Dafür gab es nur bei den über 55-Jährigen und besonders bei den Menschen über 64 eine etwas größere Zustimmung. Nur für die Verbesserung der Gehwege fand sich eine Mehrheit.