Auch Bühnenbild und Köstüme verdienen höchstes Lob. Foto: Thomas Fritsch

Was für ein Auftakt nach fast dreijähriger und durch die Pandemie unterbrochener Probenzeit! Im Turniergarten der Burg Hohennnagold konnte die fünfte Auflage des Bürgertheaters, "Edans Feind", vor voll besetzten Rängen nun eine höchst gelungene Premiere feiern.

Nagold - Absicht des Stückes aus der Feder von Silvester Keller und Andreas Schäfer-Gorgs ist es, mit Blick auf die Mythenwelt der Kelten eine Geschichte zu erzählen, die sich etwa 300 Jahre vor Christus tatsächlich ereignet haben könnte.

Um es gleich vorweg zu sagen: Was die über 20 Mitwirkenden der Produktion unter der Regie von Silvester Keller und Nadia Dellagiacoma, auch in Bühnenbild, Technik, Kostümgestaltung, mit spürbarer Spielfreude auf die ganz in Holz gehaltene Bühne (Marc Ehrsam) stellen, verdient höchstes Lob.

Geheimnisvolle Botschaft aus dem Off

Nach einer geheimnisvollen Botschaft aus dem Off erleben die Zuschauer in der Eingangsszene, wie Edan (in allen Facetten überzeugend Timon Crienitz) und sein bester Freund Darach (absolut mitreißend Manuele Pilloni) sich einen vergnügten Schwertkampf liefern, ehe Tadg mit seinem Sohn über eine Prophezeiung aus alten Tagen sprechen will. Jochen Kawerau gibt dem Stammesführer Ernst und Würde, und man fühlt, wie erschüttert er selbst ist, seinen Nachfolger vor der Bedrohung durch einen Feind zu warnen, die nur Edan bannen könne.

Doch wer ist dieser Feind? Ein fremder Stamm? Ein Mensch? Ein Ungeheuer aus der Anderswelt? Und schon erhebt sich unter vielen Nebelschwaden aus dem Gebüsch ein Riesendrache (Teya Hart) und scheint das bevorstehende Fest des Stammes zu gefährden. Im Wortsinn gigantisch die Konstruktion von Angela Schneider, die Marcus Doerfer (Technik) in magische Dunstschleier hüllt.

Intime, äußerst berührende Szenen

Während Kräuterfrau Moira (Susanne Salvenmoser) und ihre Töchter, darunter die recht widerborstige Xandra (Silvia Katz) bei den Festvorbereitungen sind, haben Edans Partnerin Epona und Darachs Partnerin Muime noch ganz andere Sorgen, denn Muime ist schwanger, und Epona beklagt den unerklärlichen seelischen Rückzug Edans. Es sind intime, äußerst berührende Szenen zwischen Emma Taha (Muime) und Livia Balla (Epona), die sich in der Ausgestaltung ihrer Rollen in nichts nachstehen.

Sollte Edan die Blutlinie nicht fortsetzen können, muss seine Schwester Muime in einen anderen Stamm vermählt werden, und Edan kann nicht Stammesführer werden. Darach versucht als "Waaaa - anderer - Druide" die Situation zu retten (köstlich!), indem er Edans Vater eine neue Prophezeiung überbringt, immer wieder heimlich beobachtet vom Druiden Goll, dem Ralf Fuhrländer wahrlich hintertückisch-bedrohliche Züge verleiht.

Der ganze Stamm findet sich zusammen

Doch welche Rolle spielt Goll tatsächlich für Edans und des Stammes Zukunft? Durch die Flucht Darachs und Muimes, das Schmachten Abnosas (Christina Lang) für Edan, das neue Schwert des Schmiedes Caiside (Jürgen Seick) gewinnt die Handlung an Tempo und Spannung, bis der ganze Stamm sich gemeinsam zum erbitterten Kampf gegen Drachen und Untote zusammenfindet, allen voran auch Kenna (Annawina Merk).

Das sind grandiose Szenen in der Abenddämmerung, begleitet von reichlich Bühnennebel. Die Geschlossenheit führt letztlich nicht nur zum Sieg, sondern zur Versöhnung zwischen Edan und Darach, der neuer Stammesführer werden soll.

Was das überwiegend aus Amateurdarstellern zusammen gesetzte Ensemble in diesem fantastisch farbigen Gesamtkunstwerk über zwei spannende Stunden leistet, erntete bei der Premiere viel Szenen- und reichlichen Schlussapplaus. Und sogar OB Jürgen Großmann ließ es sich nicht nehmen, diese neue Produktion des Bürgertheaters persönlich zu würdigen.

INFO

Weitere Aufführungen: durchgehend von Mittwoch, 27. Juli bis Sonntag, 31. Juli; von Mittwoch, 3. August, bis Sonntag, 7. August; von Mittwoch, 10. August, bis Sonntag, 14. August, jeweils um 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr). Anfahrt mit dem Bus-Shuttle vom Schiffswehr Neuwiesenweg. Kartenvorverkauf: Rathauscafé Nagold oder über www.reservix.de