Oft stecken hinter Exhibitionismus Selbstwertprobleme und erfahrene sexuelle Gewalt oder Vernachlässigung. (Symbolfoto) Foto: ArtFamily/ Shutterstock

Vier Vorfälle in nur zehn Tagen. Expertin empfiehlt, bei Konfrontation ruhig zu bleiben. Mit Video

Region - In nur zehn Tagen hat es im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen vier Vorfälle mit Exhibitionisten gegeben. Das lässt aufhorchen und liegt "über den üblichen Zahlen", wie Michael Aschenbrenner, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Tuttlingen, erklärt. Er sagt aber auch: "Was den Gesamtmonat angeht, haben wir keine signifikanten Steigerungen."

Dass Exhibitionist nicht gleich Exhibitionist ist, zeigen die vier Vorfälle in Rottweil, Schramberg, Bisingen und Geislingen. Bei drei Vorkommnissen genügte dem jeweiligen Mann wohl das Erschrecken. Bei dem Vorfall in Bisingen masturbierte der älterer Mann jedoch auch in der Öffentlichkeit.

"Die Formen von Exhibitionismus sind unterschiedlich", erklärt Ingrid Rothe-Kirchberger, ärztliche Psychotherapeutin und Psychosomatikerin aus Stuttgart. Alle gemein hätten jedoch, dass die Täter durch das Erschrecken Lust empfinden. "Angst erregt einen Exhibitionisten."

"Andere-Erschrecken-Wollen" geht Richtung Sadismus

Exhibitionismus sei indes kein neues Phänomen. Allerdings habe sich das Bild der Gesellschaft über die sexuelle Neigung gewandelt. „Früher dachte man, das Ganze ist völlig harmlos. Nach dem Motto ‚Die machen ja nichts‘“, erinnert sich Rothe-Kirchberger. Heute sähe man das anders. Denn das "Andere-Erschrecken-Wollen" gehe Richtung Sadismus, so die Fachfrau.

Exhibitionismus ist eine Form der Paraphilie (Störung der Sexualpräferenz). Jemand, der vor anderen blank ziehe, um diese zu erschrecken, sei nicht gesund, betont die Expertin. Oft steckten hinter der Neigung Selbstwertprobleme und erfahrene sexuelle Gewalt oder Vernachlässigung.

Was tun, wenn man sich mit einem Exhibitionisten konfrontiert sieht? "Ruhig verhalten, weglaufen, Hilfe holen und den Vorfall melden", empfiehlt Psychotherapeutin Rothe-Kirchberger. Von einem Exhibitionisten drohe in der Regel keine körperliche Gewalt. "Es ist nicht damit zu rechnen, dass da nach dem Erschrecken noch mehr geschieht", sagt sie. Ein Exhibitionist habe sein Ziel mit dem Erschrecken erreicht. Opfern, die die Bilder verfolgen, empfiehlt die Expertin, sich Hilfe zu suchen. "Gerade für Mädchen ist das schon eine gravierende Erfahrung", meint Rothe-Kirchberger.

Rechtlich gesehen kann ein Exhibitionist nur ein Mann sein, da es um die Entblößung des männlichen Geschlechtsteils geht, erklärt wiederum Polizeipräsidiums-Pressesprecher  Aschenbrenner. Frauen können lediglich nach Paragraph 118, Belästigung der Allgemeinheit, im Ordnungswidrigkeitengesetz, angezeigt werden.

Was die Bisinger von Exhibitionisten halten, erfahren Sie im Video: