Die SPD in Hamburg bejubelt ihr Wahlergebnis und den neuen, alten Bürgermeister Olaf Scholz. Foto: dpa

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hat erneut ein überragendes Wahlergebnis hingelegt. Auch wenn es nicht für die absolute Mehrheit reicht und nun wohl Rot-Grün kommt. Die CDU dagegen ist am Boden - während FDP und AfD frohlocken.

Hamburg - Das Gefühl hat ihn nicht getrogen. Als Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz am Vormittag Hand in Hand mit seiner Frau Britta Ernst in seinem Wahllokal erscheint, ist er überzeugt, dass seine SPD gut abschneiden wird. In Erinnerung an einen Elbspaziergang vom Vortag und dem dort erlebten Zuspruch der Bürger sagt er sogar: „Danach muss das Wahlergebnis sensationell werden.“

Und in der Tat: Der SPD-Bundesvize und Hamburger SPD-Chef hat bei der Bürgerschaftswahl ein hervorragendes Ergebnis eingefahren - auch wenn es nicht für eine Fortsetzung der SPD-Alleinregierung reicht, was aber nicht an Scholz, sondern am Wiedererstarken der FDP und am ersten Einzug der rechtskonservativen AfD in ein westdeutsches Landesparlament liegt.

Das vorläufige amtliche Teilergebnis, vergleichbar mit den Zweitstimmen bei der Bundestagswahl, bescheinigt Scholz mit 45,7 Prozent ein annähernd gleiches Ergebnis wie 2011. Und diesmal scheint sich der frühere SPD-Generalsekretär auch richtig darüber zu freuen. Kein Vergleich zu 2011, als er in den ARD-„Tagesthemen“ nach seinem fulminanten Wahlsieg zwar von großen Emotionen sprach, dabei aber so ernst dreinblickte, dass Moderatorin Caren Miosga ihn lachend mit einem „englischen Butler zur Tea-Time“ verglich.

Auch diesmal macht er auf der Wahlparty vor Hunderten „Olaf, Olaf“ rufenden Sozialdemokraten zwar keine Luftsprünge, geht aber für seine Verhältnisse durchaus aus sich heraus: „Einen schönen Dank für diese Vertrauen“, sagt er etwa - und fügt an: „Wir werden niemanden enttäuschen. Darauf können sich alle in dieser Stadt verlassen.“

Die große Verliererin der Wahl ist die CDU

Konkret heißt das Rot-Grün. Das zumindest hat Scholz vor der Wahl versprochen. Dass die Grünen ihm wegen seines Neins zu einem Bündnis mit der FDP oder der CDU nun den Koalitionsvertrag diktieren könnten, glaubt er nicht. „Ich bin ganz sicher, dass es ein ordentliches Ergebnis geben kann.“ Wahlsieger ist an diesem Wahlabend an der Elbe auch die FDP mit ihrer Spitzenkandidatin Katja Suding. Schließlich haben sich die Liberalen mit 7,4 Prozent erstmals seit September 2013 wieder in einem Landesparlament behaupten können - was viele Parteianhänger als Zeichen für die nächste Landtagswahl am 10. Mai in Bremen und auch für die Bundestagswahl 2017 sehen. „Die Freude und Erleichterung sind groß“, konstatiert da auch Bundeschef Christian Lindner.

Erstmals in der Nachkriegsgeschichte werden in der Hamburgischen Bürgerschaft gleich sechs Fraktionen vertreten sein. Denn nicht nur die Linken verbessern ihr Ergebnis, neu hinzugekommen ist die AfD. Sie holt in Hamburg, wo 2001 schon die rechtspopulistische Schill-Partei fast 20 Prozent einfuhr, 6,1 Prozent - mehr als von den anderen Parteien gedacht, aber weniger als von ihr selbst erhofft.

Die große Verliererin der Wahl ist die CDU. Dass sie gegen die SPD keine Chance haben würde, war von Anfang an klar. Dass das Ergebnis aber so schlecht ausfallen könnte, hatte niemand gedacht. Nur 15,9 Prozent - das sind noch einmal 6 Punkte weniger als bei der Katastrophenwahl 2011, als die CDU nach dem Ende von Schwarz-Grün um mehr als 20 Punkte auf ein Allzeittief fiel.

Und auch wenn es am Wahlabend niemand offen sagen will: Natürlich wird schon am Montag im Landesvorstand eine Personaldebatte losgehen. Da hilft es auch nicht, dass dem Spitzenkandidaten Dietrich Wersich bislang niemand Fehler vorwirft. Im Gegenteil: Als Wersich vor das Parteivolk tritt, applaudieren die Christdemokraten ihrem Fraktionschef, der in der Niederlage hanseatisch Haltung bewahrt und in Richtung SPD sagt: „Glückwunsch Olaf Scholz!“