Stadtgärtner Steffen Heckele fräst derzeit schon Rasenflächen, damit sie für die Bepflanzung mit Stauden vorbereitet sind. Foto: Händel

Insekten schützen, Grundwasser schonen, Müll vermeiden, Klima retten: Zu all dem trägt das Bürgerprojekt "Sulz blüht!" bei. Und nicht nur das.

Sulz - Wie viele Interessierte werden wohl kommen? Lässt sich schlecht einschätzen, findet Hans-Ulrich Händel, vielleicht werden es 20 oder zwei Dutzend. "Aber gefühlsmäßig", sagt Händel, "gibt’s da ein ganz großes Interesse." Der Beauftragte für Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung der Stadt Sulz, erfahren mit Bürgerprojekten, hofft: "Eventuell wird das der Türöffner zu einer noch größeren Aktion."

Darum geht es bei dem Projekt "Sulz blüht!", das den Bürgern am Mittwochabend im Rathaus vorgestellt wird: Um den Müll in der Stadt zu reduzieren, sollen rund 300 Quadratmeter Fläche mit mehrjährigen Blühstauden bepflanzt werden. Wo was wächst, so das Kalkül, wird seltener achtlos Abfall entsorgt.

Zigarettenkippen verrotten erst nach zehn Jahren

Besonders Zigarettenkippen waren engagierten Bürgern ein Dorn im Auge. Und Hans-Ulrich Händel erklärt, warum sie Recht haben: "Die Gifte in einer einzigen Kippe können 40 Liter Grundwasser verunreinigen." Da hilft nur schnelles Aufsammeln – oder aber verhindern, dass die Zigarettenreste überhaupt in die Landschaft geworfen werden.

Das "Sulz blüht!"-Projekt, das jetzt in den Startlöchern steht, hat wesentlich Barbara Hägele vom "Netzwerk Streuobst und nachhaltiges Sulz" angestoßen. Sie ging oft in der Umgebung spazieren, hat sich aber nicht selten gestört am Müll, der ihr in der Landschaft begegnete. "Irgendwann", berichtet sie, "bin ich nur noch mit Handschuhen und einer Mülltüte losgezogen." Auch sie ärgerte sich besonders über weggeworfene Zigarettenkippen. "Es dauert zehn Jahre, bis die verrottet sind", gibt sie zu bedenken.

Land und EU unterstützen das Projekt finanziell

Der Gedanke, der ihr und ihren Mitstreitern vom "Netzwerk Streuobst" dazu kam: "Wenn etwas ordentlich ist, haben die Menschen gleich mehr Respekt."

Grünflächen einfach bepflanzen, hieß deswegen die Idee. Und die bekam in einer demokratischen Abstimmung den Segen der engagierten Bürger bei der Frage, was in naher Zukunft umgesetzt werden solle. Beteiligt waren auch das Netzwerk blühende Landschaften sowie die Streuobstfreunde Bergfelden.

Verwaltung und engagierte Bürger zusammenbringen

Die zu bepflanzenden Flächen stehen fest. Zum Beispiel die am Backsteinbau, oder gegenüber dem Supermarkt. Am Stadion, in Mühlheim an der Grundschule, in Sigmarswangen am Bürgerzentrum. In Bergfelden ging es schon los mit der Bepflanzung.

Finanziell unterstützt wird das Projekt jetzt vom Land Baden-Württemberg sowie von der Europäischen Union über das "Leader-Programm Oberer Neckar".

"Damit retten wir nicht die Welt", sagt Hans-Ulrich Händel. "Aber wir leisten einen Beitrag und bringen Verwaltung, Politik und engagierte Bürger zusammen."

Angepflanzt werden soll nicht einfach irgendwas, nur weil es schön blüht. Vielmehr sieht das Konzept vor, insbesondere mehrjährige Wildstauden zu setzen: Da kommen Chinaschilf und Rutenhirse, Storchschnabel und Frauenmantel, Königskerze und Natternkopf, Kerzenknöterich, Kissenaster und Mazedonische Witwenblume. Und viele mehr.

Mehrjährige Stauden bringen viele Vorteile mit

Diese ursprünglichen Züchtungen bieten heimischen Insekten reichlich Nahrung und Unterschlupf. Mehrjährige Stauden benötigen zudem deutlich weniger Pflege als einjährige Blüher, wenn sie erst einmal gepflanzt sind. Sie brauchen vergleichsweise wenig Wasser. Und weil sie relativ dicht wachsen, schützen sie den Boden vor Austrocknung. Darauf weist Barbara Hägele hin. Sie sieht auch die praktischen Vorteile: "Stauden sind robust, pflegeleicht, schön anzusehen, und immer wieder blüht was anderes!"

Ingrid Wagner von der Staudengärtnerei Binsdorf hat die passenden Pflanzen für den jeweiligen Standort ausgewählt. Sie wird das Konzept am Mittwochabend mit Susann Glunk vom Landkreis Rottweil im Sulzer Rathaus näher erläutern.

Vielleicht finden sich dann auch Bürger, die bereit sind, ein Jahr lang für eine der Flächen eine Patenschaft zu übernehmen und ein Auge darauf zu halten. "Als Pate verpflichtet man sich nicht, das Grundstück rund um die Uhr zu pflegen und müllfrei zu halten", wischt Hans-Ulrich Händel mögliche Bedenken vorab weg.

Auch mal eine Plastikflasche wegräumen

Natürlich könne man auch mal eine Plastikflasche vom Grundstück räumen. "Aber in erster Linie geht es darum, uns zu melden, dass Handlungsbedarf besteht", erklärt er. Händel kann sich gut vorstellen, auch mit Schulklassen oder Kindergärten n zusammenzuarbeiten.

Außerdem sind noch helfende Hände gefragt, die beim Pflanzen der Stauden anfassen. Termine: am 30. September nachmittags sowie am 1. Oktober vormittags.

Bei der heutigen Info-Veranstaltung sind nicht nur Bürger willkommen, die bei "Sulz blüht!" mitmachen wollen. "Auch wer sich dafür interessiert, wie und welche Wildstauden man optimal im eigenen Garten pflanzen kann, erhält wertvolle Tipps", verspricht Hans-Ulrich Händel.

Info: "Sulz blüht!"- Informationsveranstaltung

Termin und Ort: Mittwoch, 14. September, um 19 Uhr im Bürgersaal des Sulzer Rathauses, Ob. Hauptstr. 2

Es referieren Ingrid Wagner von der Staudengärtnerei Binsdorf sowie Susann Glunk vom Landkreis Rottweil.