Das Haus des Gastes ist bei der Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten gut besucht. Foto: Wagner

Drei Bürgermeisterkandidaten für die Gemeinde Waldachtal stellten sich den Bürgern im Haus des Gastes vor und warben um die Stimmen der Stimmberechtigten.

Waldachtal - Wahlausschussleiter Franz Schweizer, Vertreter der amtierenden Bürgermeisterin Annick Grassi) leitete die Veranstaltung und die spätere Podiumsbefragung der Kandidaten. Das Haus des Gastes war beinahe bis zum letzten Platz besetzt – die Waldachtaler bekundeten so ihr großes Interesse.

Es gab ein Wiedersehen mit Nikolaus Geiger (47), der bereits vor acht Jahren seinen Hut in den Ring warf und damals eher eine Nebenrolle bei den Wahlen ausfüllte. Zu diesen Wahlen präsentierte sich der Bundeswehrangehörige Geiger selbstbewusst und verwies auf hohe ethische Werte, die sein Leben bestimmten. Als Quereinsteiger der Kommunalpolitik gilt sein Rivale Friedrich Hassel (55), der jedoch als Ortsvorsteher des Teilorts Salzstetten und als Gemeinderat seit 2019 politische Erfahrungen sammelte. Der Polizeivollzugsbeamte bekundete sein hohes, politisches Interesse und fühlt sich auch aufgrund seines beruflichen Werdegangs berufen, der Gemeinde als Bürgermeister zu dienen.

Amtierende Bürgermeisterin redet als erstes

Als erste Rednerin des Abends präsentierte sich die amtierende Bürgermeisterin Annick Grassi mit der Souveränität ihres Amtes den Besuchern. Als Erfolge ihrer Amtszeit verbucht sie die Konsolidierung des Haushalts und die Verbesserung der Infrastruktur. Souverän beantwortete sie auch die Fragen zur Hundesteuer, auch als vehement behauptet wurde, Waldachtal würde sogar Jagdhunde besteuern. Ein klassisches Eigentor des Fragestellers – am Ende musste er feststellen, dass er wegen seines Wissensmangels 17 Jahre lang völlig umsonst Hundesteuer bezahlte.

Keine kämpferischen Aussagen

Alle drei Kandidaten vermieden persönliche oder sachbezogene Auseinandersetzungen. Kämpferische Aussagen fielen nicht. Die Besucher durften nach der Kandidatenvorstellung Fragen an die Bewerber richten.

Allen Kandidaten scheint der Ausbau der regenerativen Energie am Herzen zu liegen – die erneute Aufnahme der Planungen von Windkraftanlagen will zum jetzigen Zeitpunkt keiner der Bewerber. Auch die Abschaffung der Ortschaftsverwaltungen ist kein Thema für die Kandidaten.

Wie sich die Bewerber ihre mögliche Amtszeit vorstellen

Nikolaus Geiger: Er sieht in der Solar-Energie eine der Hauptmöglichkeiten der Gemeinde. Er will eine "ressourcenfreie" Energie in der Gemeinde anstreben und nach eigenen Worten dieses "Riesenfass" notfalls auch 20 Jahre vorantreiben. "Ein Hund darf nicht zum Luxus werden", antwortete Geiger auf die Frage der Hundesteuer. Diese soll in seiner Amtszeit auf den Prüfstand kommen. Er steht nicht für eine Neuverschuldung und will eine Gemeindeentwicklung, die langfristig angesetzt ist. Er will die Jugendarbeit forcieren, indem er einen Jugendpreis ins Leben ruft. Er möchte die Vereine unterstützen, indem er bei allen 79 Vereinen der Gemeinde als passives Mitglied eintreten will und damit Mitverantwortung übernehmen. Er nennt seinen Führungsstil "kooperativ" und will als Bürgermeister die Verwaltung optimieren.

Plattform für Senioren

Friedrich Hassel: Er will eine Plattform für Senioren einrichten, um diese stärker ins Gemeindeleben einzubinden. Mit der Erwachsenenbildung müsse im Gemeinderat begonnen werden. Die Erhöhung der Hundesteuer von 90 Euro auf 120 Euro benannte er als zu heftig. Auch er würde einen ausgeglichenen Haushalt anstreben wollen – laufende Projekte müssten durchgezogen werden. Der Erhalt der Arbeitsplätze in der Gemeinde sei ein wichtiger Eckpfeiler, weshalb ihm auch das Gespräch mit den Unternehmern wichtig sei. Er hebt vor allem sein Wahlmotto "Gemeinsam für Waldachtal" hervor. Kindergärten und Schulen will er unterstützen und in Schuss halten und möchte einen Jugendgemeinderat ins Leben rufen. Die Wirtschaftsförderung sieht er als Chefsache an. In der Energiepolitik setzt er auf Photovoltaik, Fernwärmenetze und lokale Wärmeversorgung.

Eine Haushaltskrise

Annick Grassi: Die amtierende Bürgermeisterin meisterte die Haushaltskrise, die sie ein paar Monate nach ihrer ersten Wahl in 2014 zu überrollen drohte. Sie erreichte, dass Waldachtal von 2017 bis 2021 als ELR-Schwerpunktgemeinde berücksichtigt wurde. In ihrer Amtszeit wurden Modernisierungen der Waldachtalschule, der Kindergärten, der Gemeindeimmobilien und der Straßen (LED-Beleuchtung) vorgenommen.

Viele von den Besuchern angesprochenen Fragen zu Projekten sind bereits in der Planung oder Ausführung. So auch in Sachen Energie und Klimawandel: Hier wurde bereits eine Machbarkeitsstudie im Gemeinderat vorgestellt. So musste sie auch die wenigsten Fragen der Bürger beantworten – alle Themen ihrer Rivalen hatte sie in der eigenen Rede bereits auf der Agenda. Sie setzt weiter auf das wirkende Miteinander, die Vereine sowie den effektiven Gemeinderat, dem ihr Vertrauen gilt.

Alle Kandidaten hoch motiviert

Das Ergebnis des Abends war eine durchaus fair ablaufende Bewerbung dreier Kandidaten, die sich hoch motiviert zur Wahl stellen. Das große Interesse der Bürger am Gemeindewohl scheint geweckt und erstarkt zu sein. Die Amtsinhaberin Annick Grassi konnte auf eine Vielzahl von Erfolgen in ihrer Amtszeit hinweisen und so ihren Anspruch auf eine zweite Kandidatur untermauern. Die beiden Herausforderer Nikolaus Geiger und Friedrich Hassel wollten mit mutigen und zum Teil gewagten Zielen und Visionen punkten. Beide Herausforderer präsentierten sich stark und selbstbewusst, ohne arrogant zu wirken. Der weitere Kandidat um den Chefsessel im Rathaus, Samuel Speitelsbach, war bei der Vorstellung nicht vor Ort.

Am kommenden Sonntag wird sich zeigen, ob die Waldachtaler Bürger die Kontinuität einer Amtsinhaberin durch ihre Wiederwahl honorieren oder einen neuen Bürgermeister durch einen der Herausforderer ins Amt wählen.