Stefan Hammer Foto: Reimer

Volles Haus in der Vöhringer Tonauhalle: Stefan Hammer und Rene Hund präsentierten sich und stellten sich den Fragen der Wähler. Dabei wurde es auch bisweilen äußerst unangenehm.

Vöhringen - Die Vöhringer und Wittershauser Bürger wählen am Sonntag, 4. Dezember, ihren Bürgermeister. Am Mittwochabend stand die öffentliche Kandidatenvorstellung auf dem Programm. Angelika Stierle und Kornelia Ullman vom Gemeindewahlausschuss moderierten den Abend. Nahezu alle 250 Sitzplätze waren belegt. Beide Kandidaten bekamen 20 Minuten Zeit, um sich und ihr Programm vorzustellen.

"Maßvolles und nachhaltiges" Wachstum

Bürgermeister Stefan Hammer machte den Anfang. Sein Kontrahent Rene Hund wurde aus der Halle geleitet. Hammer hatte seine Bewerbung zuerst eingereicht. Der 48-Jährige erwähnte einige erfolgreiche Projekte seiner Amtszeit, wie den Bau des Gewerbegebiets InPark A 81, den Bau der Tonauhalle und den Abbau der Gemeindeschulden.

Für eine dritte Amtszeit fasste er die Schaffung von Kita-Plätzen und den Ausbau der Ganztagsangebote an den Grundschulen ins Auge. Er strebe mehr Wohnraum, Arbeitsplätze und Jugendangebote sowie die Errichtung eines Gesundheitszentrums an. Als große Herausforderung sieht er die Energiewende. Sein Ziel sei ein "maßvolles und nachhaltiges" Wachstum.

"Neue Wege gehen"

Anschließend durfte Rene Hund auf die Bühne, während Stefan Hammer den Saal verließ. Der 51-jährige gelernte Bürokaufmann und einstige Bundeswehrsoldat arbeitet seit 24 Jahren beim Zoll. Seine Verwaltungserfahrung sei für eine Bürgermeistertätigkeit von großer Hilfe. Als neuer Schultes könne er mit neuen Ideen frischen Wind bringen. "Ich will neue Wege gehen", sagte er.

Neuen Wohnraum und die Sanierung älterer Gebäude nannte er als Ziele, sollte er das Vertrauen der Bürger für sich gewinnen. Er sagte dem Fachkräftemangel an Schulen und Kitas den Kampf an und versprach mehr Betreuungs- und Ganztagsplätze. Die Förderung der Jugend, der Vereine, ortsansässiger Firmen und erneuerbarer Energien seien weitere Schwerpunkte, ebenso wie die Errichtung eines Ärztehauses. Bei seinen Plänen soll ihn ein Kompetenzteam unterstützen. Mithilfe von Bürgerfonds sollen sich Bürger an der Gestaltung der Gemeinde beteiligen.

Stillstand auf dem Hofäcker-Areal

Danach startete die Fragerunde. Die Entwicklung auf dem Hofäcker-Areal nahm ein Anwohner als Anlass zur Kritik am amtierenden Bürgermeister. Dort herrsche seit Wochen Stillstand. Hammer widersprach. Derzeit würden Altlasten beseitigt, was als besonders aufwändig herausstellte. Das Betreute Wohnen sei bereits ausgeschrieben, beim geplanten Ärztehaus gestalte sich die Akquise von Interessenten schwierig. Trotzdem wolle er den Bau voranbringen.

Eine Bürgerin fragte Rene Hund, was er denn vorhabe, wenn er behaupte, er wolle "neue Wege gehen". Hund verwies auf seine Bürgerfonds-Idee, in den die Bürger spenden könnten, damit Projekte angegangen werden, für die keine Mittel im Haushalt zur Verfügung stehen. Er nannte eine Ortsverschönerung als Beispiel.

Erneuerbare Energien

Eine weitere Frage aus den Zuschauerreihen: "Was planen beide Kandidaten zur Förderung erneuerbarer Energien?" Laut Hammer wäre es möglich, sich dem Oberndorfer und Epfendorfer Windpark an der A 81 anzuschließen. "Die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes werden wir ohnehin haben. Es wäre schlau, wenn wir auch davon profitieren." Man könnte den Windpark auf Vöhringer Gemarkung um zwei oder drei Windräder ergänzen.

Danach antwortete Hund auf diese Frage. Auch er sehe Potenzial für Windkraft, beispielsweise im GreenInnovationPark. Als weiteren Schritt nannte er die Bestückung öffentlicher Gebäude mit PV-Anlagen.

Kulturelles Leben

Mit der Tonauhalle eröffnen sich neue Chancen für Veranstaltungen. Eine Bürgerin wollte wissen, welche Pläne die Kandidaten für das kulturelle Leben verfolgen. Hund könne sich Veranstaltungen im Stile der Beatparade in Empfingen vorstellen, auch wenn es nicht zwingend die gleiche Musik sein muss. Er sehe auch Potenzial darin frühere Veranstaltungen wieder aufleben zu lassen, ohne dabei ein Beispiel zu nennen.

Nach der Pandemie gelte es zunächst, den Vereinen wieder auf die Beine zu helfen, meinte hingegen Stefan Hammer. "Wir haben diese Halle in erster Linie für uns und unsere Vereine gebaut." Sollten dann noch weitere Veranstaltungen in der Halle möglich sein, könne man über externe Events nachdenken.

Hilfe für Gastronomie?

Ein Bürger kam mit seiner Frage auf den Punkt: "Was können Sie tun, damit ich wieder gut essen gehen kann?" Diese Frage brachte ihm reichlich Applaus ein. Auch Rene Hund beklagte das fehlende gastronomische Angebot. Es gebe sicherlich geschlossene Gaststätten, die man wieder eröffnen könnte, wenn man die Betreiber dafür finde, so der 51-Jährige. Wenn es dann soweit sei, müsse man schauen, ob die Gemeinde Geld dafür in die Hand nehme.

Stefan Hammer widersprach: "Natürlich kann man eine diplomatische Antwort geben, so wie es der Kollege gemacht hat." Die Bürger hätten allerdings selbst den Füßen abgestimmt, die Kunden seien ausgeblieben. Es sei nicht die Aufgabe der Gemeinde, in privatwirtschaftliche Probleme einzugreifen.

Bürgerin attackiert Kandidaten scharf

Eine Bürgerin wollte wissen, was Rene Hund gegen den Fachkräftemangel an den Schulen unternehmen will, zumal die Gemeinde nicht Träger der Werkrealschule ist. Hund führte die Ausstattung der Schulen mit Lehrmitteln oder die Instandhaltung der Gebäude als mögliche Maßnahmen an. Dafür müsse man Geld investieren und Förderprogramme abrufen.

Eine Bürgerin attackierte Hund scharf. "Ich habe auf einen Gegenkandidaten auf Augenhöhe gehofft und nicht auf einen der unterlegenen fachfremden Kandidaten der Sulzer Wahl." Hund verfolge realitätsfremde Ziele, und zu allem Überfluss sei sein Wahlflyer mit Rechtschreibfehlern gespickt. Die Moderatorinnen wiesen sie mehrmals darauf hin, dass sie ihre Frage stellen solle.

"Woher wollen Sie das Personal für ihr Kompetenzteam hernehmen?", lautete ihre Frage. Das Personal werde er sich für die jeweiligen Themen suchen. "Es gibt viele gute Fachleute und gute Firmen in Vöhringen. Mit denen würde ich dann gerne zusammenarbeiten", so Hund. Zu seiner Kandidatur meinte er, dass Vöhringer Freunde und Bekannte seinen Wahlkampf in Sulz überzeugend fanden und ihn daher gebeten hatten, für die Bürgermeisterwahl anzutreten.

Kandidaten machen Eigenwerbung

Anschließend erinnerte ein Bürger an Hammers Verdienste. In vergangenen 16 Jahren konnte die Gemeinde ihre Schulden abbauen, aber dennoch zahlreiche Projekte auf den Weg bringen. Das sei der Verdienst des Bürgermeisters und des Gemeinderats. Aus dem Publikum gab es für diese Worte Applaus.

Die abschließende Frage stellten die Moderatorinnen. "Warum sollen die Vöhringer und Wittershausener Bürger sie zum Bürgermeister wählen?" Rene Hund versprach neue Ideen und Elan mit ihm als Rathauschef. Transparenz und Bürgernähe schreibe er groß: "Mit mir wird man offen über alle Themen reden können."

Stefan Hammer meinte, dass er für eine dritte Amtszeit motiviert sei. Es gebe viele Projekte, die noch anstehen. "Ich will die Dinge umsetzen, die bereits auf das Gleis gesetzt sind."