Das Wort Kandidatenvorstellung war doppelt irreführend: Es gibt nur einen – und der muss sich in Schenkenzell kaum noch vorstellen. Und doch konnten die Zuhörer etwas mitnehmen.
Eine Vorstellung bei nur einem Kandidaten? Braucht’s das überhaupt? Der Schenkenzeller Gemeinderat war sich sicher: Ja! Man müsse jedem Bürger die Möglichkeit geben, sich über die Zukunftspläne zu informieren und Fragen zu stellen, sagte Bürgermeisterstellvertreter Werner Kaufmann, der als Moderater durch den Abend führte.
Die Resonanz dürfte die anwesenden Gemeinderäte in ihrer Entscheidung bestätigt haben: Etwa 80 Bürger folgten der Einladung in die Mehrzweckhalle. Wer auf Überraschungen hoffte, dürfte enttäuscht worden sein – wer hingegen gekommen war, um den Bürgermeister (noch) besser kennenzulernen, für den bot der Abend den passenden Rahmen.
Das sagte Heinzelmann in seiner Rede
Heinzelmann blieb gewohnt sachlich, zählte die wichtigsten Projekte der vergangenen acht Jahre auf, scheute aber auch nicht davor zurück, unangenehme Wahrheiten auszusprechen: Hätte er gewusst, dass es 2020 zu einer Pandemie und 2022 zu einem Krieg in der Ukraine kommen würde, dann wäre ihm die Entscheidung zu seiner ersten Kandidatur wohl schwieriger gefallen. Er habe sie jedoch zu keiner Zeit bereut, so dass er nun erneut antrete.
Wie auch schon im Interview mit unserer Redaktion zur Wahl stellte er die Bürger auf harte Jahre ein: „So wie bisher wird es in Zukunft nicht weitergehen können.“ Man werde erfinderisch, flexibel und innovativ sein müssen, denn: „Stillstand bedeutet Rückschritt.“ Die teuerste Aufgabe sei die Instandhaltung der Gebäude in der Verwaltungsgemeinschaft: Grundschule, Sporthalle, Freibad. „Wir streben eine verlässliche und auf die wirtschaftlichen Fähigkeiten der beiden Partner ausgerichtete Kostenverteilung an.“ Nichtsdestotrotz sei es unerlässlich, liebgewordene Dinge auf den Prüfstand zu stellen.
Abschließend legte er den Bürgern noch einmal nahe, am 19. Oktober von „ihrem ureigensten Privileg einer demokratischen Gesellschaft“ Gebrauch zu machen.
Start der Fragerunde
Dass die Wahl Heinzelmann eher keine schlaflosen Nächte bereiten wird, wurde auch bei der Fragerunde deutlich, in der Kritik nicht einmal mit einer Lupe zu finden war – vielmehr erkundigten sich die Bürger nach dem Stand von Projekten oder regten neue an.
Für einen Moment sah es sogar danach aus, dass die Bürger alle wunschlos glücklich sind, dann wagte sich aber doch ein erster Fragesteller aus der Deckung.
Der Bürger wollte wissen, ob die Gemeinde am Teisenkopf gemeinsam mit dem Schwarzwaldverein neue Bänke und Tische aufstellen könne, „so dass wir alle wieder schön vespern können oben“. Heinzelmann sah dafür keine Hindernisse. Er wolle auf den Schwarzwaldverein zugehen: „Wenn da Bedarf ist, schauen wir uns das an.“
Stand beim Glasfaserausbau
Ein anderer Bürger fragte nach dem Stand beim Glasfaserausbau. „Eigentlich sollten wir – nach dem ursprünglichen Zeitplan – fertig sein“, antwortete Heinzelmann. Im gesamten Landkreis habe sich das Projekt aber um mehr als ein Jahr verzögert. In Schenkenzell solle es laut Telekom nun im Frühjahr 2026 losgehen.
Die Bahn und die „ominöse“ Weiche
Ob die Bahn nach dem Einbau der „ominösen Weiche“ einfach wieder in Schenkenzell halten könne, oder ob der Bahnhof zuvor noch ertüchtigt werden müsse, wollte ein Bürger wissen. Die klare Aussage des Landes ist laut Heinzelmann: Die Züge halten wieder, sobald die Weiche eingebaut ist – unabhängig davon, ob der Bahnsteig barrierefrei ist. Da aber in den kommenden Jahren noch einige Brücken auf der Strecke saniert werden müssen, wolle er sich dafür einsetzen, dass der Steig währenddessen auf die Höhe des Einstiegs gebracht wird.
Überschneidungen zwischen Brücken- und Tunnelsanierungen?
Die nächste Frage knüpfte daran an: In Schiltach stehen die Sanierungen von Kirchberg- und Schlossbergtunnel an – inwiefern überschneidet sich diese mit den Brückensanierungen? Dem ursprünglichen Plan zufolge sollten 2026 alle Bahnbrücken ertüchtigt werden, sagte Heinzelmann. Bei der großen Brücke erfolge die Sperrung – Heinzelmann sprach von 50 Tagen – aber erst 2027. Allerdings habe er auch Kontakt mit dem RP gehabt, das ihm wiederum mitgeteilt habe, dass die Tunnel erst 2028 gesperrt werden. Er werde noch mal beim RP nachhaken, damit es nicht zu Überschneidungen komme. „Aber auch da sind wir der kleinste Player.“
Baugebiete
Als die Fragerunde erneut ins Stocken kam, fragte Moderator Werner Kaufmann nach Baugebieten. Wenn man innerörtlich nicht weitere Flächen generieren könne, würde die Winterhalde ein Thema – was nicht von allen positiv gesehen werde. Aber auch im Ort gebe es noch Potenzial: Derzeit laufe eine Umfrage unter Eigentümern von potenziellen Bauplätzen – es gebe immerhin fast 70 Bauplätze in privatem Besitz.
Hochwasserschutz
Eine Bürgerin erkundigte sich nach dem Hochwasserschutz. Das Thema ziehe sich schon seit 2019, antwortete Heinzelmann. Es gebe Machbarkeitsstudien für Reinerzau und Kinzig, in denen umsetzbare Maßnahmen aufgeführt werden.
Das Land wäge Kosten und Nutzen ab. Schenkenzell werde dabei nicht in der höchsten Stufe eingeordnet und habe daher nur nachgeordnete Priorität. Das RP prüfe aber, ob weitere Kriterien einbezogen werden können, so dass Schenkenzell in die höchste Stufe aufsteige. „Wenn wir in diese Priorität reinkommen, werden gewisse Dinge auch förderfähig“. Alleine könne man es finanziell nicht stemmen.
Nach 45 Minuten ist Schluss
Danach herrschte wieder Stille in der Halle – und es ging auch keine Hand mehr nach oben, so dass Kaufmann nach gut 45 Minuten zu seiner Schlussrede ansetzten konnte. Heinzelmann stand anschließend noch für weitere Gespräche zur Verfügung.