Bei Ryyan Alshebls Informationsabend hatten die Bürger Gelegenheit, ihm Fragen zu stellen. Foto: Felix Biermayer/Felix Biermayer

Der Ostelsheimer Bürgermeisterkandidat Ryyan Alshebl stellte sich am Donnerstag bei einer Veranstaltung den Fragen der Wähler. Er präsentierte viele Ideen – machte aber klar, wo einem Bürgermeister Grenzen gesetzt sind.

Am 2. April wählen die Ostelsheimer einen neuen Bürgermeister. Kandidat Ryyan Alshebl traf am Donnerstagabend im Sitzungssaal des Rathauses abermals auf die Wähler. Etwa 70 Bürger waren gekommen, um Alshebls Ideen für die Gemeinde zu hören – und um ihm Fragen zustellen, denn das war bei der offiziellen Kandidatenvorstellung am Montag in der Form nicht möglich.

Besserer Lohn für Erzieherinnen

Wie schon am Montag, präsentierte der 29-Jährige seinen Fünf-Punkte-Plan. Diesmal war jedoch mehr Raum für Details. So erklärte er, dass er die Personalnot im Kindergarten mit einer übertariflichen Bezahlung beheben wolle. Dies sei rechtlich für drei Jahre möglich und deshalb auch nur eine kurzfristige Lösung. Längerfristig sollen eine vergünstigte Wohnmöglichkeit für Angestellte, ein Jobticket und vor allem eine gute Kommunikation die Situation verbessern. Der Bürgermeister müsse sich der Probleme in der Einrichtung annehmen und auch mal persönlich vorbeischauen.

„In zehn Jahren ist jeder vierte Ostelsheimer über 65“, erklärte Alshebl die Dringlichkeit einer Lösung im Pflegebereich. Da nicht alle Senioren von Angehörigen gepflegt werden könnten, sei er für eine Tagespflege und Betreutes Wohnen im Ort. Hier strebe er eine Zusammenarbeit mit dem Krankenpflegeverein an. Dieser habe in Gesprächen bereits Interesse gezeigt. „Ein Seniorenheim ist unrealistisch“, stellte er aber klar. Ostelsheim sei zu klein, um für einen Träger attraktiv zu sein.

Begegnung in Ortsmitte

Eine neue Ortsmitte solle alle Generationen zusammenbringen. Alshebl schwebt ein Dorfcafé vor, das sich in der Nähe zur künftigen Tagespflege befinden soll. Auch die Gastronomie im Dorf will er beleben. Für den Breitbandausbau werde er sich um Fördermittel von Bund und Land bemühen und mit dem Landkreis zusammenarbeiten. Dies habe in anderen Kommunen schon gut funktioniert.

Beim Haltepunkt der Hesse-Bahn plädierte er für mehr Parkplätze. Die bisherige Buslinie 670 solle nicht abgeschafft, sondern nach Sindelfingen umgeleitet werden. Die Mitgliederpauschale für die Vereine will Alshebl auf das Niveau der Nachbarkommunen anheben. Weiter will er die Vereine bei „überfälligen“ Investitionen unterstützen. Dem „Überlebensthema“ Klimaschutz begegne er mit einer kommunalen Förderung für Photovoltaikanlagen. Außerdem brauche es ein Energiewendekonzept für die Gemeinde. Und vielleicht könne man gemeinsam mit den Nachbarkommunen einen Klimaschutzmanager anstellen.

Bürgermeister entscheidet nicht allein

Bei all diesen Ideen stellte Alshebl aber eines klar: „Das sind Visionen, keine Wahlversprechen“. Denn ein Bürgermeister entscheide nicht allen, sondern mit dem Gemeinderat. Manche Angelegenheiten, wie zum Beispiel Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt, würden zudem im Landratsamt entschieden.

Die Fragen der Bürger drehten sich um einen Standort für die Tagespflege, die Förderung für Photovoltaikanlagen oder einen sicheren Schulweg. Der Bürgermeisterkandidat machte einen gut vorbereiteten Eindruck. Einmal holte er sogar den Bebauungsplan für den neuen Norma aus dem Rucksack, um einem Bürger zu zeigen, was auf der Fläche oberhalb alles realisiert werden kann – und was nicht.

Keine Parteipolitik

Auch Alshebls Mitgliedschaft bei den Grünen war Thema. „Ja, ich bin dort Mitglied und werde es auch bleiben“, erklärte er. In Ostelsheim trete er aber „parteiunabhängig“ an. „Ein Dorf braucht keine Parteipolitik“, stellte er klar. Kritik gab es von einer Fragestellerin auch am Videotermin am kommenden Montag von Alshebl mit dem Tübinger OB Boris Palmer. Man werde dort über kommunenübergreifende Themen diskutieren, so Alshebl. Tübingen habe, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung, ähnliche Probleme wie Ostelsheim.

Generell bewerteten die Besucher Alshebls Auftritt positiv. Er sei sympathisch, erfrischend und sehr sachkundig, hieß es da. „Es ist eine Chance, so jemanden für Ostelsheim zu bekommen“, meinte ein Mann. Auch Alshebls Bekenntnis zur Bürgerbeteiligung wurde gelobt. Ein anderer hinterfragte aber, ob Alshebl all seine Ideen wirklich durch den Gemeinderat bekomme.