Viele Fragen wurden an die Kandidaten gestellt, so auch von Helmut Fehrenbacher. Foto: Dold

Vom Radweg nach Schramberg über die Finanzsituation bis zum Internet und der Nahversorgung: Die Bürger wollten genau wissen, was die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl vorhaben.

Lauterbach - "Feuer frei für Fragen", sagte Bürgermeister Norbert Swoboda nach den Vorstellungsrunden. Die Besucher ließen sich nicht zwei Mal bitten und legten sofort los.

Manuela Fehrenbacher sprach die Nahversorgung an und fragte nach Lösungen: Eine genossenschaftliche Lösung, an der viele Leute beteiligt seien, sei ihm sympathisch, sagte Jürgen Leichtle, der als Erster an der Reihe war. Eine solche war im "Haus des Gastes" angedacht. Michael End wollte einen "mehr oder weniger Vollversorger", sei es in einem Neubau oder bestehenden Gebäude. Er verwies auf ein Beispiel in seiner Heimatgemeinde Staufen, wo ein Geschäft in der Größe alles anbieten könne. Sibylle Zerr lobte eine Genossenschaft als tollen Gedanken, der aber von allen getragen werden müsse. Sie brachte einen Laden ohne Personal ins Spiel oder ein Einkaufstaxi.

Gewerbe und Radweg

Marc Liegl wollte wissen, wie Gewerbe geholt oder zumindest gehalten werden solle. Es müssten, so End, in einem Gesamtkonzept beispielsweise Ideen für Schaufensterflächen entwickelt werden. Vorstellen konnte er sich auch ein Outlet. Zudem müssten die Handwerker so unterstützt werden, dass sie die passende Infrastruktur für ihre Arbeit hätten. Sibylle Zerr sagte, dass die Infrastruktur mit Straßen, Wasser-, Internet- und Energieversorgung und Betrieben zu den Hausaufgaben des Bürgermeisters gehöre. Passe das alles, könnten Betriebe angelockt werden. Jürgen Leichtle sah den Knackpunkt in der schwindenden Einwohnerzahl. So verliere Lauterbach Geld und Infrastruktur, daher müsse dieser Trend gestoppt werden.

Holger Oehl fragte an, wie es um einen Radweg in Richtung Schramberg stehe. "Das ist gefährlich", sagte Sibylle Zerr. Möglicherweise könne ein Radweg vom Meierhof bis zu Junghans führen. Leichtle wollte hingegen die Fahrradmitnahme im ÖPNV unterstützen, während End auf seinen Bürgerworkshop für Lösungen verwies.

Bedeutung der Vereine

Sonja Rajsp lag der gesellschaftliche Zusammen am Herzen. Wie dieser gefördert werden könne, fragte sie die Kandidaten. Leichtle sagte, der Bürgermeister könne bei der Vernetzung unterstützen, indem Räume zur Verfügung gestellt werden könnten. Der Bauhof könne logistisch unterstützen. Die Vernetzung habe man beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" schon gesehen, so End. Er kenne das Vereinsleben in Staufen, daher sei er begeistert, was in Lauterbach geboten sei. "In Sulzbach fehlt eine Wirtschaft", sagte Sibylle Zerr. Hier könnte die Gemeinde einen Raum zum Treffen anbieten. Und weiter: "Als Frau Häuptling bleibe ich sichtbar und gehe spazieren. Dann können Sie mich jederzeit ansprechen", lautete ihr Angebot.

Elke Maier fragte nach Ideen für Kinder und Jugendliche. "Der Bürgermeister kann hier nicht alles vorgeben", sagte Michael End und verwies auf den Bürgerworkshop. "Das ist der Dreh- und Angelpunkt für die Entwicklung von Ideen", sagte er. "Das Kleinspielfeld ist ein Juwel", meinte Sibylle Zerr. Zudem müssten die Spielplätze attraktiver gemacht werden, zum Beispiel im Kammermartinsdobel. "Dort ist es schattig und kalt", sagte Elke Maier als Grund, warum der Platz wenig genutzt werde. Kindergarten und Schule, sagte Leichtle, seien sehr gut aufgestellt, in der Jugendarbeit fehle noch das eine oder andere. Die Vereine leisteten viel, aber er sehe hier noch Handlungsbedarf.

Photovoltaik auf Freifläche?

Vanessa Zanker fragte Leichtle, was er von seiner Arbeit als ehrenamtlicher Bürgermeister von Zimmern auf Lauterbach übertragen wolle. Dort gebe es seit kurzem eine Photovoltaikanlage auf einer Freifläche. Das könne er sich auch in Lauterbach vorstellen.

Corinne Blessing wollte wissen, wie Bürgerbeteiligung umgesetzt werden solle. Die Häuptlingsfrau, sagte Sibylle Zerr müsse hier die Initiative ergreifen und zum Beispiel eine Bachputzete in Sulzbach in die Wege leiten. Es müsse eine Kultur des Gehörtwerdens geben. Das Lauterbacher Schwarmwissen, so Leichtle, solle genutzt werden, beispielsweise bei Workshops. Michael End sagte, dass die Reise in Richtung eines Bürgerworkshops gehe. Dieser müsse professionell geplant und betreut werden. In Staufen habe er so etwas als Stadtrat bereits mitgemacht. Nach dem Workshop sei die Verwaltung gefordert, Konzepte zu entwickeln.

Neue Einnahmequellen

"Müssen wir bald mehr fürs Wasser zahlen oder woher soll das Geld kommen", fragte Veronika Oehler an. "Der Ergebnishaushalt ist ausgeglichen, aber Lauterbach ist verschuldet", sagte Leichtle. Alle müssten dran arbeiten, neue Einnahmequellen zu erschließen. End wollte Privatinvestoren mit ins Boot holen und Zuschüsse generieren. Zerr verwies auf das Gemeindehaus, das Vermietungspotenzial habe. Einnahmen ließen sich über den Verkauf von Bauplätzen, über Forsterträge und Zuschüsse erzielen.

Corinne Blessing fragte an, wie die Kandidaten zu den Vereinen stehen. End zeigte sich beeindruckt, wie jeder Verein Feste stemme. Er lobte auch die Junggesellen Sulzbach für die Errichtung der Liegebänke. Ein weiteres Zeichen, dass es stimme: "Lauterbach hat ein Sportplatz und spielt Bezirksliga. Staufen hat drei und spielt Kreisliga B." Zerr verwies auf ihre Mitgliedschaft in der UBL und im Kunstverein. Gänsehaut habe sie bekommen, als sie gesehen habe, was in der Flüchtlingsarbeit geleistet worden sei. Auch Leichtle lobte, dass nicht einmal die schwere Corona-Zeit den fast 40 Vereinen etwas anhaben konnte.

Aufforderung zur Wahl

Peter Müller fragte, was für Familien und Senioren gemacht werden solle. Zerr verwies auf den Ausbau der Nachmittagsbetreuung von Kindern sowie ihre Hausaufgaben in Sachen Straßen und Energie. wo sie sich den Bau eines Blockheizkraftwerks vorstellen konnte. Leichtle regte den Bau eines Mehrgenerationenhauses an, wo sich Ältere und Jüngere gegenseitig unterstützen könnten. "Lauterbach muss attraktiver werden. Dafür wird der Workshop da sein", sagte End.

Da sich die Reihen im Gemeindehaus bereits etwas gelichtet hatten, beendete Norbert Swoboda die Veranstaltung mit der Aufforderung: "Gehen Sie zur Wahl am 25. September."