Amtsinhaber Matthias Gutbrod hofft bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag auf eine hohe Wahlbeteiligung, um seine Arbeit für die Gemeinde selbstbewusst fortführen zu können. Foto: Göpfert

Kippenheim wird am 10. November den Bürgermeister wählen. Amtsinhaber Matthias Gutbrod steht als einziger Kandidat auf dem Stimmzettel. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt er, welche Themen er umsetzen will und warum die nächsten Jahre besonders herausfordernd werden.

Der Bau der B 3-Umfahrung, die Entwicklung des Festhallenareals oder die Sanierung der Kippenheimer Schule: Bürgermeister Matthias Gutbrod hat für seine dritte Amtszeit einige wichtige Themen auf dem Zettel, wie der 43-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion verriet.

 

Herr Gutbrod, Sie sind nun schon 16 Jahre Bürgermeister von Kippenheim – macht Ihnen diese Aufgabe noch Spaß?

Na klar, sonst hätte ich mich nicht für eine weitere Amtszeit beworben. Ich habe eine enge Beziehung zu der Gemeinde und zu den Themen dort aufgebaut. Ich fühle mich bei der Arbeit und auch in Kippenheim unheimlich wohl. Also ja, mir macht das Amt unglaublich viel Freude. Aber das war nicht der einzige Grund für eine erneute Bewerbung.

Welche Gründe hatten Sie denn noch?

Ich fühle mich sehr stark für die Entwicklung der Gemeinde verantwortlich. Wir haben im Gemeinderat, der Verwaltung und in der Bevölkerung sehr viele Themen angestoßen und auf den Weg gebracht. Und diese geleistete Vorarbeit möchte ich auch zu einem guten Ende bringen – gerade in dieser herausfordernden Lage, in der wir uns gerade befinden, möchte ich weiter Verantwortung für die Gemeinde übernehmen.

Da Sie ja weiter Bürgermeister bleiben wollen: Sind Sie erleichtert, dass es keinen anderen Bewerber gab oder hätten Sie sich lieber Konkurrenz gewünscht?

Schwierige Frage. Man bereitet sich ja als Kandidat auf die Wahl vor. Schon vor gut einem Jahr habe ich mit den Vorbereitungen begonnen – und ich ziehe meinen Plan durch, unabhängig davon, ob es einen Konkurrenten gibt oder nicht. So habe ich trotzdem Bürgergespräche angeboten und verteile Flyer. Aber klar, es ist eine Bestätigung, wenn man weiß, man ist allein – und man so auch von außen das Zeichen bekommt: Die Arbeit wird geschätzt und wahrgenommen, sodass keine anderen Bewerber Chancen für sich sehen.

Sind Sie trotzdem aufgeregt?

Natürlich, ein wenig Aufgeregtheit ist immer mit dabei. Ich hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung und dass ich durch diese etwas Rückenwind und Stärkung von der Bevölkerung erhalte. Denn eine hohe Wahlbeteiligung wäre eine Bestätigung, dass die Menschen mit der Arbeit und mit mir zufrieden sind.

Rückblickend könnte man sagen: Der größte Erfolg Ihrer ersten Amtszeit war die finanzielle Stabilität Kippenheims. Was würden Sie sagen, war der größte Erfolg Ihrer zweiten Amtszeit?

Man wird als Bürgermeister immer an den Großprojekten gemessen. Aber es gibt auch sehr viele Dinge, die unbemerkt im Hintergrund laufen, hinter denen viel Arbeit steckt und für die man das entsprechende Team und einen konstruktiven Gemeinderat braucht. Aber klar, was nach außen wirkt, sind die großen Projekte der letzten Jahre. Das sind für mich das neue Bürgerhaus, der Schlossgarten und der Erfolg, den wir bei der B 3-Umfahrung erzielen konnten. Das und eine große Palette weiterer erfolgreicher Themen macht mich zufrieden – aber gleichzeitig weiß ich: Wir dürfen uns darauf nicht ausruhen.

Das betrifft ja auch die B 3-Umfahrung, die zwar schon angestoßen, aber noch nicht gebaut ist. Sind Sie froh, dass Sie dieses Projekt nicht nur voraussichtlich als Bürgermeister, sondern auch als Kreisrat weiterbegleiten können?

Ich bin jetzt 15 Jahre Kreisrat im Kreistag und weiß: Dort werden diese regionalen Themen wie die B 3-Umfahrung bearbeit und entschieden. Das heißt, ohne Kreistagsmandat kann man nicht mitreden – und mitentscheiden. Die neue Kreisstraße war eines der großen Themen der Region und ich bin froh, dass wir es so entschieden haben, wie es ist. Erst vor drei Wochen hat der Straßenamtsleiter Roland Gäßler wieder betont: 2028 ist die Umfahrung fertig.

Das könnte ja dann vielleicht der größte Erfolg Ihrer dritten Amtszeit werden  ...

Ja – wobei ich mit dem Wort „Erfolg“ immer etwas zurückhaltend bin. Das sind ja nicht meine Erfolge, das sind Gemeinschaftserfolge. Für jedes Projekt, das man als Bürgermeister umsetzen will, braucht man ein starkes Team, ein starkes Gremium, Leute, die einen unterstützen und Geschlossenheit in der Region. Klar, ich stehe hier in Kippenheim an der Spitze – aber ich kann nur so stark sein, wie mein eigenes Team ist.

Wertschätzende Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat

Und haben Sie jetzt im Gemeinderat auch nach der Kommunalwahl noch ein gutes Team?

Ja, das ist jetzt das fünfte Gemeinderatsgremium, dem ich vorstehen darf. Und ich habe es immer so hinbekommen, dass wir einen sehr konstruktiven und sehr fairen Austausch haben. Das zeichnet die Kippenheimer Gemeinderäte seit Jahren und Jahrzehnten aus, dass sie wirklich versuchen, die Sachen in den Mittelpunkt zu stellen, von denen die Allgemeinheit profitiert. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn es kann auch ganz anders laufen, wie man andernorts sieht – und dann hat man in der Gemeinde Stillstand. Und das ist fatal!

Welche weiteren Themen außer der Umfahrung wollen Sie in Ihrer dritten Amtszeit noch anpacken?

Wir sind gerade in einem extrem schwierigen Umfeld unterwegs – sowohl weltweit als auch auf der kleinsten Ebene, was die Kommunen angeht. Es erinnert mich an die Zeit, in der ich als Bürgermeister angefangen habe: Damals war Weltwirtschaftskrise – und ein kompletter finanzieller Einbruch weltweit. Das trug dazu bei, dass wir uns in der Kommune aufs Wesentliche konzentriert haben – und das finde ich sehr wichtig. Denn ich bin jemand, der Krisen immer auch als Chance sieht. Wir sind jetzt in der Situation, in der es finanziell vielleicht enger zugeht – aber die kenne ich. Das ist eine Herausforderung, die ich gerne angehe. Es wird schwieriger, aber mir ist deswegen nicht bange.

Was planen Sie also in dieser schwierigen Zeit für Kippenheim?

Wir werden auch weiterhin in Kippenheim die laufenden Geschäfte hinbekommen und wir werden auch weiter investieren, wie wir es in der Vergangenheit getan haben. Wir haben während Corona ein Bürgerhaus gebaut – und das im Kostenrahmen. Wir werden auch in den nächsten Jahren große Themen haben. Ein Thema wird die Schulentwicklung sein. Wir haben gerade in Kippenheim ein sehr altes Schulhaus mit sehr vielen Fluren und sehr viel Sanierungsstau, bei dem etwas passieren muss. Das wird finanziell ein großer Brocken in Bürgerhaus-Dimensionen. Dazu kommt die Entwicklung alter Festplatz. Auch im Ehrenamt, gerade beim Thema Feuerwehr, stehen wir vor herausfordernden Zeiten. Insofern schwebt einiges vor uns, was mindestens die Größendimension hat, die wir in den letzten 16 Jahren umgesetzt haben. Da steht einiges an.

Bleiben wir beim Festhallenareal: Wie wird es dort weitergehen?

Ich stelle mir eine Entwicklung in zwei Abschnitten vor. Dort, wo die Festhalle steht, könnte ich mir gut eine Seniorenwohnheimanlage vorstellen – ähnlich wie die in der Spitalstraße. Wir sprechen hier aber von keiner massiven Nachverdichtung. Es muss auch noch eine kleine, begrünte Aufenthaltsfläche für die Bewohner geben, hier sollte man sich auch mal treffen und plaudern können.

Letzte Frage: Wenn Sie einmal nicht mehr Bürgermeister von Kippenheim sind – welchen Alternativjob könnten Sie sich vorstellen?

Es ist in dem Sinne kein Job, aber ich würde mich gerne als Jugendtrainer engagieren, weil ich es einfach unheimlich wichtig finde, dass sich Menschen für Kinder, Jugendliche und den Sport einsetzen. Das ist aber aktuell nicht mit meinem Job als Bürgermeister zu vereinbaren.

Zur Person

Matthias Gutbrod setzte sich bei der Bürgermeisterwahl in Kippenheim 2008 gegen zwei weitere Kandidaten durch – und war damals der jüngste Rathauschef Baden-Württembergs. 2016 wurde er mit 95,9 Prozent aller Stimmen wiedergewählt. Der 43-Jährige lebt seit 14 Jahren mit seiner Frau Helena und den beiden Kindern in Kippenheim.