Wer wird künftig Chef der Gemeinde und lenkt die Geschicke in Vöhringen (links) und Wittershausen? Foto: Fahrland

Am kommenden Sonntag stimmen die Vöhringer Bürger ab. Der amtierende Bürgermeister Stefan Hammer und sein Herausforderer Rene Hund stellen sich zur Wahl.

Vöhringen - Themen wie Erneuerbare Energien, Hochwasserschutz, Tempolimits oder die Entstehung von Gewerbegebieten treiben viele Bürger um.

In einer letzten Fragerunde stehen die beiden Kandidaten Stefan Hammer und Rene Hund noch einmal Rede und Antwort und verraten welche Pläne sie für Vöhringen haben.

Reichen die vorhandenen Gewerbegebiete in Vöhringen aus oder müssen weitere entwickelt werden? Auch auf Kosten landwirtschaftlich nutzbarer Flächen?

Hammer: Die Auspendler übersteigen die Einpendler bei weitem. Deshalb wollen wir im InPark A 81 gezielt arbeitsintensive Unternehmen ansiedeln, die eine hohe Wertschöpfung bei möglichst geringen Emissionen versprechen. Unsere Siedlungsflächen sind eng begrenzt, deshalb wollen wir sie effizient und ökologisch verantwortlich nutzen.

Hund: Mit dem Green Innovation Park entsteht eines der modernsten Gewerbegebiete Europas zwischen Vöhringen und Sulz. die Bauphase soll 2023 beginnen und endet voraussichtlich 2030. Viele neue Unternehmen werden sich in diesem Gewerbegebiet ansiedeln – bestehende Gewerbegebiete zu optimieren und neue Unternehmen in diesem anzusiedeln, reicht somit aus.

Stichwort Corona: Ist die Pandemie vorbei, oder müssen wir vorsichtig bleiben? Wie stehen Sie zu Impfung und Masken?

Hammer: Der Erreger wird wohl nie mehr gänzlich verschwinden – wir müssen lernen, mit ihm zu leben, wie mit anderen Krankheiten auch. Als Ortspolizeibehörde konnten wir beobachten, dass Impfungen viele schwere Verläufe verhinderten. Ich bin deshalb geimpft und werbe dafür. Masken sind zwar lästig, aber für den Träger und seine Umgebung wirksam und deshalb als Schutzmaßnahme zumutbar. Trotzdem hoffe ich, bald ganz auf sie verzichten zu können.

Hund: Ich bin kein Gesundheitsexperte. Ob die Pandemie vorbei ist oder nicht, liegt nicht in meinem Ermessen und Menschen, die sich impfen lassen möchten, muss man die Möglichkeit dazu geben. Grundsätzlich muss man bei jeder Erkrankung vorsichtig sein.

Was muss aus Ihrer Sicht beim Hochwasser- und Starkregenschutz in Vöhringen passieren?

Hammer: Das Thema ist im oberen Mühlbachtal nicht so polarisierend wie im unteren. Die Verdolung des Mühlbachs bereits in den 60er-Jahren entschärft die Situation bis heute. Allerdings werden die Starkregenereignisse immer häufiger und heftiger, heute hier, morgen dort. Deshalb sind wir auf der Hut und behalten die Hochwasserkartierung im Auge.

Hund: Hochwasserschutz ist ein wichtiges Thema. Der Gemeinde Vöhringen fehlen nach meiner Ansicht Staubecken, um auf Hochwasserlagen reagieren zu können. Der Erhalt landwirtschaftlicher Flächen spielt dabei eine bedeutende Rolle.

Was planen Sie, damit angesichts der Arbeitskräfteknappheit auch künftig der Personalbedarf von Gemeinde und ansässigen Unternehmen gedeckt wird?

Hammer: Als Kreisrat kann ich sagen, wir haben im Kreis attraktive Berufsschulen zur Ausbildung von Fachkräften in vielerlei Branchen. Je besser das Betriebsklima, das im Rathaus herrscht, desto eher gelingt es der Gemeinde als Arbeitgeberin, motiviertes Personal zu gewinnen und dauerhaft zu binden. Das scheint zu gelingen – die Fluktuation im Vöhringer Rathaus ist erfreulich gering. Flexible Arbeitszeitregelungen erleichtern zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Hund: Die Fachkräftesuche liegt in erster Linie bei den Firmen. Unterstützen kann man diese aber durch die Organisation von Leistungsschauen und Ausbildungsmessen.

Wie stehen Sie zum Ausbau von Windenergie und Photovoltaik? Können Sie die Bedenken mancher Bürger nachvollziehen?

Hammer: Auch ich liebe unberührte Natur. Aber ein paar Windräder sind nicht der Weltuntergang. Wer die Energiewende bewerkstelligen möchte und sich aus der Abhängigkeit von Brennstoff-Lieferanten wie Russland befreien will, der muss eben Kompromisse eingehen. Photovoltaik sehe ich eher auf Dächern als auf Freigelände – unsere Landwirte brauchen ausreichend Nutzflächen, um Erträge erwirtschaften zu können. Es gibt bereits erste kombinierte Anlagen, wo unter einem Dach aus Solarpaneelen Kulturpflanzen wachsen.

Hund: Durch den Green Innovation Park bekommt erneuerbare Energie eine neue Dimension. Die Gemeinde sollte sich dies zu nutzen machen und verstärkt auf erneuerbare Energien bauen. Photovoltaik befürworte ich, da es die Umwelt durch selbstproduzierten Ökostrom schützt und unabhängiger von steigenden Strompreisen macht. Windenergieanlagen bedürfen genauer Prüfung bezüglich Naturschutz und Umwelt. Die Bedenken der Bürger kann ich gut nachvollziehen.

Wie gut aufgestellt sehen Sie die Gemeinde bei Planungen zu Kinderkrippen und Kindergärten? Muss ein Neubau her?

Hammer: Ja, unbedingt. Vöhringen muss beizeiten weiteren Raum schaffen für qualifizierte und zeitgemäße Kinderbetreuung. Die Nachfrage nach Krippenplätzen und Ganztagesbetreuung wächst weiter. In Vöhringen empfiehlt sich der Standort Friedrichstraße für einen Neubau. Auch in Wittershausen können durch Umstrukturierung zusätzliche Ganztageskapazitäten entstehen.

Hund: Durch Anbaumaßnahmen kann man oft, fehlende Plätze bereitstellen. Es muss also nicht immer ein Neubau sein. Ein neuer Kindergarten entsteht aber im Green Innovation Park. Sollten diese Plätze nicht reichen, muss man mit dem Gemeinderat Alternativen planen.

Thema Mobilität: Welche Priorität haben für Sie öffentliche Parkplätze, innerörtliche Tempolimits, Radwege oder Schutzstreifen, Fußgängerführung?

Hammer: Wo Wohnraum, Gastronomie, Praxen, Betreuungseinrichtungen entstehen, braucht es auch Parkgelegenheiten. In unserer Gemeinde gilt bereits überwiegend Tempo 30 – ausgenommen Durchgangsstraßen, damit der Verkehr fließt. Für die Planung von Radwegen steht im 2023er Haushalt Geld bereit. Schutzstreifen – siehe Ortsdurchfahrt Wittershausen – sind gut, wenn dafür genug Platz vorhanden ist. Zebrastreifen wünsche ich mir vielerorts, nur leider steht bisher die Straßenverkehrsordnung allzu oft im Wege.

Hund: Radwege oder Schutzstreifen fehlen, wären für die Gemeinde aber sehr wichtig. Innerörtliche Tempolimits in Wohngebieten machen Sinn, bei Ortsdurchfahrten können diese nur dann angeordnet werden, wenn eine konkrete Gefahrenlage vorliegt und ein über das normale Maß hinausgehendes Unfallrisiko besteht und es keine andere Möglichkeit gibt, die Verkehrssicherheit zu verbessern. Öffentliche Parkplätze braucht jede Gemeinde.